Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 568 Neuenstein, Friedhofskapelle 1603

Beschreibung

Grabplatte des Thomas Schuler d. J. Bis 1962 im Fußboden, nach der Restaurierung der Kapelle 1963 innen an der Südwand des Langhauses aufgerichtet als fünfter Stein von Osten. Sandstein. Die Platte ist quer in drei Zonen geteilt; oben und unten zwei querrechteckige, eingetiefte Felder mit profiliertem Rahmen, oben Versinschrift (A), unten Sterbevermerk (D); jeder zweite Vers der Inschrift (A) ist eingerückt. In der Mitte der Platte innerhalb eines kreisrunden Feldes zwei aneinandergeschobene Vollwappen, über den Helmzierden die Nameninitialen (B); in den vier Bogenzwickeln die erhaben ausgehauenen Ziffern des Herstellungsjahrs (C). Die Zeilen sind mit Hilfslinien vorgeritzt. Bestoßen; Ränder ausgebrochen, unterer Rand beschnitten; die Wappen stellenweise zerstört, im heraldisch rechten Schild Fehlstelle mit Zementmörtel ausgebessert.

Maße: L. (Rest) 184, B. 90,5, Bu. 2,7 (A), 5,2 (B), 2,7 (D), Zi. 5,5–6,0 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis (B), schrägliegende Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    Jch weisz das mein Erlösser lebtt .Der mich hernacher ausz der Erdt .Würd auffer wecken von den Todt .Das ich Jnn meinem fleisch sehe gotṭDen selben werd ich mir auch sehe(n)Es ist gwisz warr es würdt geschehen1)Job 19 : Cappitel .a)

  2. B

    . T(homas) S(chuler) · Ab) I(äger) .

  3. C

    1//6/0//3

  4. D

    Hie ligt begraben der Ehrnhafft vnd wo=/llgelertt Herr Thomas schulerc) der Jünger / L(egum)d) Candidat(us) seienese) Altters 25f) Jahr . / welchen Gott von diser weltt abforde=/rt den 6 . hewmonatt · vormittag zwi=/schen 7 . vnd 8 · vhrn . Anno 1603g) . Gott / wölle Jhme ein fröliche vfferstehung / verleihen Amen .

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Datum: 6. Juli 1603=16. Juli 1603 n. St.

Wappen:
Schuler2, Jäger3.

Kommentar

Die regelmäßige Fraktur mit ausgewogenen und sparsam mit Zierschleifen versehenen Versalien ist ebenso qualitätvoll wie die Humanistische Minuskel, für die hier die schrägliegende Variante gewählt ist. Die Kapitalis-Versalien überragen den Mittellängenbereich nicht. Dagegen ragt die quadrangelförmige Fahne des r auffällig weit über den Schaft hinaus in den Oberlängenbereich. Gebrochenes v, der gebrochene obere Bogenabschnitt des e und das aus zwei gegenläufigen Bögen gebildete Bogen-r sind Anleihen aus der Fraktur. Die i-Punkt-Quadrangel sind ungewöhnlich groß und liegen auf der Kante. Die Bögen der erhaben ausgehauenen Ziffern 0 und 6 sind spitz ausgezogen. Aus derselben Werkstatt stammt den Schriftformen zufolge die Grabplatte der 1607 verstorbenen Wandelbre Schwend in Waldenburg (nr. 598) sowie eine ganze Reihe weiterer Grabmäler4.

Thomas Schuler war vermutlich ein Sohn des 1605 gestorbenen gleichnamigen Öhringer Stadtschreibers aus dessen erster Ehe mit Anna Helmling (vgl. nr. 583). Er studierte in Marburg (imm. 13. Mai 1595)5 und Heidelberg (imm. 5. September 1595)6.

Textkritischer Apparat

  1. Letzte Zeile zentriert.
  2. Die Nameninitiale ließ sich nicht auflösen. Die Neuensteiner Eheregister sind nur fragmentarisch für die Jahre 1592 bis 1595 erhalten; vgl. Ev. PfA Neuenstein, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1347). Schulers Eheschließung läßt sich darin nicht nachweisen.
  3. Schieder Eberhard.
  4. Befund: LL .
  5. Sic!
  6. 23 Eberhard.
  7. 1604 Eberhard.

Anmerkungen

  1. Nach Hi 19,25–27.
  2. Linksgewendet. Löwe, in beiden Pranken ein offenes Buch haltend (Buch und Pranken völlig zerstört); Helmzier: über einem Helmwulst die Schildfigur hockend.
  3. Durch einen liegenden Pfeil geteilt, oben ein wachsender Jäger mit gestulptem Hut und umgegürtetem Schwert, ein Jagdhorm blasend und einen Sauspieß schulternd, unten ein Adler- oder Greifenfuß; Helmzier: ein an beiden Öffnungen mit einem Federstoß bestecktes Jagdhorn, in der Mitte besteckt mit einem schmalen Kreuz, das mit Zweigen (Schützenbruch?) behängt und von zwei schräggekreuzten, geschwungenen Hörnern überdeckt ist, die wiederum jeweils an der nach oben weisenden Schallöffnung mit einem Federstoß besteckt sind. Zu einer Variante der Helmzier vgl. nr. 792.
  4. Vgl. Einl. 78, 82f.
  5. Catalogus studiosorum scholae Marpurgensis per annos MDXXVII–MDCXXVIII descriptus, ed. Iulius Caesar, Marburgi 1875–77, 95: „Thomas Schuler Oringensis“.
  6. Matrikel Heidelberg II, 181: „Thomas Schüler, Höringensis“.

Nachweise

  1. Eberhard, Grabsteine Friedhofkapelle 1 (teilw., Detail-Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 568 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0056804.