Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 567 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1603

Beschreibung

Grabplatte des Christoph Wilhelm Kröll. Im Westflügel des Kreuzgangs an der Außenseite aufgerichtet, elfter Stein von Norden. Sandstein. Umschrift (A) zwischen schmalen Rahmenleisten; im Feld ein Vollwappen über einer rechteckigen, von Roll- und Beschlagwerk gerahmten Kartusche mit Bibelspruch (B), in den Ecken vier kleinere Vollwappen einer Ahnenprobe. Ausbrüche an den Rändern; an der rechten Schriftleiste große Fehlstelle; in der unteren Hälfte stark verwittert; quer verlaufender Bruch in der oberen Hälfte, der Helm des mittleren Wappens in diesem Bereich glatt abgearbeitet. Erheblicher Schriftverlust.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 179,5, B. 81, Bu. 3,1 (A), 2,0 cm (B).

Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (A), Fraktur (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/1]

  1. A

    Anno . 1603 . Den 21 . Tag Maij . / Jst In Christo sanff[t vnd seliglich verschie]dena) der Ed[elb) v]nd [gọṭṭ liebeṇḍṭc) I]üngl[ing . . . / – – – Cröll sein]esd) a[lters]e) / [10]f) . Jar . 3 monath . 3 tag . dem der gnedige gott ein fröliche Aufferstehung ṿ[er]ḷeÿhe Ame(n)g) .

  2. B

    Vnserh) [keiner]i) leb[et . . . .]k) se[l]ber / vnd k[e]in[er stirbet im] selb[er le]be[n] / wir so [l]eb[en wir] dem [herr]e(n) s[terb]en / wir so [sterben wir dem herrn daru]ṃb / wir le[ben oder sterben] so siṇ[d wir] / desz [herrnl)1) – – –]4[. . . .]

Datum: 31. Mai 1603 n. St.

Wappen:
Kröll;
KröllSchenk von Winterstetten
Egen2 unbekannt3.

Kommentar

Die Schäfte der Humanistischen Minuskel enden im allgemeinen stumpf auf der Grundlinie, bei d und u sind sie nach rechts umgebogen. Der Schaft des einstöckigen a und des g ist charakteristisch nach links durchgebogen. Frakturelemente sind die Brechungen an den oberen Bogenabschnitten von c und e sowie die Unterlängen von f und langem s. Letztere besitzen freilich nur einen schwachen Schwellschaft, und ihr unteres Schaftende ist nach links umgebogen und eingerollt. Ganz überwiegend sind Kapitalisversalien verwendet, die zumeist ganz in das Mittelband eingefügt sind, gelegentlich aber auch vergrößerte Minuskeln (zweistöckiges a) oder Frakturversalien (A am Beginn der Inschrift, J). Aus derselben Werkstatt sind weitere Grabmäler im Bearbeitungsgebiet erhalten4.

Der zehnjährige Knabe war ein Sohn des Junkers Eberhard Kröll († 1598) und der Regina Schenk von Winterstetten5. Er wurde am 18. Februar 1593 getauft6. Seine Beisetzung erfolgte am 22. Mai 16037. Der Vater entstammte der Ehe von Christoph Kröll († 1586)8 und Elisabeth Egen, welch letztere 1613 wie ihr Enkel in der Öhringer Stiftskirche beigesetzt wurde (vgl. nr. 659). Ein jüngerer Bruder des Knaben starb 1605 und erhielt eine ähnlich gestaltete und von derselben Werkstatt ausgeführte Grabplatte (nr. 587).

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzung nach dem gleichlautenden Formular in nr. 587. Von dem d nur das untere Schaftende erhalten.
  2. Die beiden letzten Buchstaben sind auf einem um 1970 entstandenen Foto (Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften) noch zu erkennen.
  3. Ergänzung nach Foto (wie Anm. b) und nach dem gleichlautenden Formular in nr. 587. Von ndt waren zuletzt nur mehr die unteren Buchstabenhälften erhalten.
  4. Ergänzung nach Foto (wie Anm. b). Von den Buchstaben in der Fußleiste war jeweils nur die untere Hälfte erhalten.
  5. Ergänzt nach üblichem Formular.
  6. Ergänzung nach Foto (wie Anm. b).
  7. Letztes Wort aus Platzmangel in verkleinertem Schriftgrad.
  8. Die Edition dieser Inschrift gibt den Befund von etwa 1970 nach Foto (wie Anm. b) wieder. Mittlerweile sind auch die letzten Schriftreste fast völlig abgewittert.
  9. Ergänzungen im Folgenden nach dem Wortlaut der Lutherbibel.
  10. Zu ergänzen wäre nach dem Text der Lutherbibel ihm (bzw. im); der zur Verfügung stehende Platz läßt aber ein längeres, aus mindestens vier Buchstaben bestehendes Wort erwarten.
  11. Danach sicherlich die Bibelstellenangabe.

Anmerkungen

  1. Rö 14,7–8.
  2. Linksgewendet. Nur das Stammwappen.
  3. Balken; Helmzier fast unkenntlich: vielleicht über einer Helmkrone zwei Büffelhörner, dazwischen ein Baum? Möglicherweise Crailsheim; so bereits vermutet von Ludwig, Kröll von Grimmenstein 109 Anm. 227.
  4. Vgl. Einl. 78, 82f.
  5. Ludwig, Kröll von Grimmenstein 99, 109.
  6. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1, Taufregister zu 1593 II 18 (LKA, Film KB 1324). Name der Mutter dort „Margreta“.
  7. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1, Totenregister zu 1603 V 22 (LKA, Film KB 1324).
  8. Vgl. nr. 425.

Nachweise

  1. Esenwein, Grabsteine, Nr. A6 (nur A teilw.).
  2. Ludwig, Kröll von Grimmenstein 109 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 567 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0056707.