Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 73: Hohenlohekreis (2008)
Nr. 565 Sindringen (Stadt Forchtenberg), Friedhof 1603
Beschreibung
Epitaph des Pfarrers Albrecht Stieffenberger. In die Nordmauer eingelassen, zur Zeit der Aufnahme 2002 fast vollständig von Efeu überwuchert1. Sandstein, zwei Werkstücke. Oben quadratische Platte mit Wappenrelief (zwei Schilde unter einem Helm) in großem, mit Perlstab gerahmtem Rundmedaillon; in den Zwickeln die erhaben ausgehauenen Ziffern der Jahreszahl (A). Unter einem Sims der Sockel mit eingetieftem querrechteckigen Schriftfeld, darin die eingehauene Versinschrift (B). Stark verwittert; quer laufender, unsachgemäß mit Zementmörtel geflickter Bruch; Relief erheblich beschädigt; Oberfläche vermoost und durch den Efeubewuchs angegriffen.
Maße: H. 135, B. 84, Bu. 1,5 (B), Zi. 6,5–7,0 cm (A).
Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Frakturelementen.
- A
1//[6]/0//3
- B
Nach christi gburt man zehlend warTausent sechshundert vnd dreÿ Jarfrü vmb dreÿ vhr am donner[s]tagNach dem frölichen OstertagVerschid Jn gott der fromme herrpfarrherr Albrecht StiffenbergerGnug sprach er hab gelebet JchMust zweÿmal doch Jn Ehstand michgebn : In zwen dinst auch kommen binVon waldenburg nach Sinderinga) ·
Versmaß: Deutsche Reimverse.
Datum: 28. April 1603 a. St. (8. Mai 1603 n. St.).
Stieffenberger2, unbekannt3. |
Textkritischer Apparat
- Nach dem Wort eine liegende Zierschleife, danach ein Quadrangel auf Zeilenmitte
Anmerkungen
- Zum Zeitpunkt der Fotoinventarisierung im Februar 1990 war das Grabmal freigelegt und noch etwas besser erhalten.
- Weitgehend zerstört. Zu erkennen ist ein liegender Ast, aus dem ein Zweig mit Blatt hervorwächst. Der obere Teil des Zweigs (mit weiteren Blättern) ist zerstört, ebenso die heraldisch rechte Hälfte des Asts. Von der Helmzier ist nur noch in Umrissen ein bekleideter wachsender Mann zu erkennen, der in der erhobenen Rechten einen Gegenstand hält und der die Linke in die Hüfte stützt. Das Wappen läßt sich ergänzen nach dem Grabmal von Stieffenbergers 1652 verstorbenem Sohn Thomas, hohenlohischem Amtsschultheißen zu Sindringen, auf dem Sindringer Friedhof (Inschrift ungenau wiedergegeben in Rauser, Forchtenberger Heimatbuch 230). Demnach trägt der Zweig im Wappenschild drei Lindenblätter, und der Mann auf dem Helm hält einen Nagel (wohl redend: Stift) in der Rechten; vgl. Foto in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
- Bebandetes Hiefhorn über Dreiberg.
- Vgl. Einl. 82f.
- Alle Angaben nach Pfarrerbuch Württ. Franken II, 450 nrr. 2624, 2625.
- Vgl. Der Lkr. Öhringen 2, 539.
Nachweise
- Rauser, Forchtenberger Heimatbuch 230.
Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 565 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0056503.
Kommentar
Die Schrift ist im Grundbestand eine Humanistische Minuskel mit breit eingehauener Kerbe. Die Schäfte stehen mit breiten Serifen auf der Grundlinie. Die Bögen sind fast durchweg ausgerundet, lediglich die oberen Bogenabschnitte von c und e weisen eine Brechung auf. Das Alphabet ist mit einigen Frakturbuchstaben durchmischt, besonders auffällig das f und das lange s mit unter die Grundlinie reichendem Schwellschaft, außerdem k, v und r, letzteres mit eigenartig in den Oberlängenbereich ragender quadrangelförmiger Fahne. Als Versalien finden neben Kapitalisbuchstaben auch vergrößerte Gemeine Verwendung sowie einige wenige Frakturversalien mit schlichter Zier. Aufwendiger ist lediglich der Anfangsbuchstabe des Vornamens Albrecht gestaltet mit weit nach links ausholender Kontraschleife. Von der Hand desselben Steinmetzen ist eine ganze Reihe weiterer Grabmäler im Bearbeitungsgebiet erhalten4. Auch die Anordnung der Jahreszahl und die Ausführung in erhabenen Ziffern kommt im Oeuvre dieses Steinmetzen sonst vor.
Albrecht Stieffenberger, Sohn des Segringer (Dinkelsbühl, Lkr. Ansbach) Pfarrers Georg Stieffenberger, studierte in Altdorf (imm. 1579 II 5). Die beiden in der Versinschrift erwähnten Stationen seiner Pfarrerlaufbahn waren das Diakonat in Waldenburg (1589) und die Pfarrei Sindringen, die er 1590 übernahm. Die Familiennamen seiner beiden genannten Frauen sind nicht bekannt. Die zweite Frau hieß Klara Anna und heiratete in zweiter Ehe 1604 den hohenlohischen Rat und Vogt zu Pfedelbach Georg Steinlein. Sie ist 1625 gestorben5. Das Epitaph ist das älteste erhaltene Grabmal des 1566 östlich außerhalb der Stadtmauern angelegten Friedhofs6.