Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 560 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1602

Beschreibung

Grabplatte der Anna von Steinberg geb. Schuler. Im Chor im Boden, dritte Reihe von Westen, vierte Platte von Norden. Roter Sandstein. Im oberen Viertel ein querrechteckiges eingetieftes Feld mit Bibelspruch (A); in der Mitte kreisrund eingetieftes Feld mit zwei aneinandergeschobenen Vollwappen; im geöffneten Buch, das der Löwe auf dem heraldisch linken Helm und in dem linken Wappenschild hält, jeweils zwei Initialen (B, C); im unteren Viertel der Platte wieder ein rechteckiges Feld mit Sterbevermerk (D). Stark abgetreten, Ränder ausgebrochen. Im oberen Viertel der Platte sind an beiden Seitenrändern noch spärliche Reste einer früheren zeilenweisen Beschriftung zu erkennen, die aber nicht mehr lesbar sind und lediglich erkennen lassen, daß es sich um eine Fraktur handelte. Man muß demnach davon ausgehen, daß die Platte auch im Bereich der übrigen eingetieften Felder ältere Inschriften oder Darstellungen enthielt, die durch das Ausheben des Steins getilgt wurden.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 184, B. 84, Bu. 4,0 bzw. 1,5 (A)1, 2,0 (B), 1,7 (C), 3,2 cm (D).

Schriftart(en): Fraktur (A), Frakturversalien (B), Kapitalis (C), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    Leben wir . so leben wir / dem Herren . sterben wir . / so sterben wir dem Herren / Darumb wir leben Oder st=/erben so sind wir des Herren2) / Röma) 14 Cap

  2. B

    A(nna) // [S(chuler)]b)

  3. C

    A(nna) // [S(chuler)]b)

  4. D

    Den 1 tag martij . An(n)o 1602 / starb die Ehrn vnd Tugentreiche / fraw Anna schullerin des Ehrn=/uesten vnd hochachtparn Jonas / von steinbergs Neüwenstein(n)ischen / Keller Alhie Zue Öringaw haüssfra=/uw der Gott ein fröliche vfferste=/hung verleihen wölle Amen .

Datum: 11. März 1602 n. St.

Wappen:
Steinberg3, Schuler4.

Kommentar

Die Bögen der Fraktur sind weitgehend ausgerundet. Das d ist allerdings noch sechseckig gebrochen. Die quadrangelförmige Fahne des Schaft-r ragt in den Oberlängenbereich. Die schmal proportionierte Humanistische Minuskel zeigt gelegentlich bei den Bögen einfache Brechungen – so bei b und e –, und v hat die Frakturform. Die Schäfte enden im allgemeinen stumpf auf der Grundlinie. Die geschwungenen Schäfte von f und langem s ragen allerdings weit in den Unterlängenbereich. Wie bei der Fraktur reicht auch hier die als Quadrangel gestaltete Fahne des r über das Mittelband hinaus. Die zumeist der Kapitalis entlehnten Versalien sind dagegen häufig ganz in den Mittellängenbereich eingefügt. Aus derselben Werkstatt haben sich etliche weitere Inschriftendenkmäler im Bearbeitungsgebiet erhalten5.

Anna war eine Tochter des Öhringer Bürgermeisters Wilhelm Schuler d. A.6. Ihr Ehemann, Jonas von Steinberg (heir. 1589), ist 1611 gestorben. Auch seine Grabplatte befindet sich in der Öhringer Friedhofskapelle (nr. 640).

Textkritischer Apparat

  1. Letzte Zeile zentriert und in kleinerem Schriftgrad.
  2. Rechte Buchseite völlig zerstört.

Anmerkungen

  1. Bibelstellenangabe in der letzten Zeile in wesentlich kleinerem Schriftgrad.
  2. Rö 14,8.
  3. Linksgewendet. Lilie über einem auf den seitlichen Hügeln mit je einem gestümmelten Baum bewachsenen Dreiberg; Helmzier: wachsender bärtiger Mann im Harnisch und mit Sturmhaube, mit der Rechten ein Schwert schulternd, die Linke in die Hüfte gestützt.
  4. Löwe mit geöffnetem Buch in den beiden Vorderpranken, im Buch die Buchstaben A S; Helmzier: über einem Helmwulst der Löwe mit dem Buch hockend.
  5. Vgl. Einl. 78, 82f.
  6. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1324), Eheregister zu 1589 VIII 25.

Nachweise

  1. Birkenstock 23 Nr. 23.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 560 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0056008.