Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 73: Hohenlohekreis (2008)
Nr. 559 Waldenburg, ev. Stadtkirche 1601
Beschreibung
Epitaph für die Kinder Philipp Friedrich und Maria Elisabeth Engelhart. Innen an der Südwand des Langhauses. Holz, bemalt. Hochrechteckige Tafel mit giebelartiger Bekrönung und Unterhang. Im querrechteckigen, von Rollwerk gerahmten Giebelfeld zwei Vollwappen, darüber der geschnitzte Kopf eines Kindes; unter dem weit vorkragenden, marmorierten Sims das von einem breiten, ebenfalls marmorierten Rahmen eingefaßte und von schmalen Seitenteilen flankierte Tafelgemälde. Im Zentrum des Bildes ein triumphbogenähnlich gestaltetes Tor, das von dem Lamm Gottes mit der Kreuzfahne und seitlich darunter von den Personifikationen von Glaube und Hoffnung bekrönt wird. Über dem Tor ist in den Wolken der Gottesname (A) in hebräischen Schriftzeichen aufgemalt. Links neben dem Tor steht Christus mit einem Kleinkind auf dem Arm und empfängt die beiden verstorbenen Kinder, die in zeitgenössischer Tracht dargestellt sind; hinter und über ihm weitere Kleinkinder, die in den Himmel aufsteigen und dort von Engeln begrüßt werden. Rechts vom Tor der Höllenrachen mit Teufeln, Schlange und Sensenmann, dem ein weiteres Kleinkind gerade entkommt, indem es auf das Tor zuläuft. Am Sockel des Tors die Malersignatur (B); unter der Darstellung in einer Kartusche mit Rollwerkrahmen der die Szene kommentierende Bibelspruch (C). Im Unterhang Sterbevermerk (D). Alle Inschriften mit schwarzer Farbe aufgemalt.
Maße: H. 180, B. 100, Bu. ca. 0,8 (A), ca. 0,4 (B), ca. 1,2 cm (C, D).
Schriftart(en): Hebräische Schrift (A), Kapitalis (B), Fraktur (C, D).
- A
יְהוׇָׇה ׃
- B
I(akob) H(offmann) . 1601
- C
Lasst die Kindlein Zu mir Kommen , vnd wehret ihnen / nicht , dann solcher ist dasz Himelreich1) e(t)c(etera) Marc : 10 Cap :
- D
Jm Jar Nach Christi geburtt , 1599 . Starbe(n)a) desz Ernuösten / vnd Hochgelertten Herrn Philips Engelhartten , der Rechten / Doctoris , Gräflichen hohenloischen Rahts Zu Waldenberg , / Zweÿ liebe Kinder , nähmlich Philips Friderich , den 22 No=/uembris seines alters im Zweitten , vnd Maria Elisabeth / den . 1 . decembris Jres alters im sibenden Jar , denen / Gott ein fröliche vfferstehung verleihe , Amenb)
Datum: 2. Dezember 1599 n. St.; 11. Dezember 1599 n. St.
Engelhart2, Schegk3. |
Textkritischer Apparat
- Offenbar nachträglich, aber von derselben Hand korrigiert aus Starb.
- Danach eine Zierranke als Zeilenfüller.
Anmerkungen
- Mk 10,14.
- Linksgewendet. Silber-schwarz gespalten, darin eine schwarz-golden gespaltene Lilie; Helmzier: über schwarz-goldenem Helmwulst zwischen zwei schwarzen Büffelhörnern ein wachsender, die Hörner umfassender silbern gekleideter Engel.
- In Schwarz ein silberner Schrägbalken; Helmzier: über Helmkrone ein wachsender schwarzer Greif mit goldenem Schnabel und goldenen Krallen.
- Vgl. ausführlich zur Person und zum bislang bekannten Oeuvre (ohne Berücksichtigung des Waldenburger Epitaphs): Deutsch, Jakob Hoffmann, passim; ebd. 8 auch einige Beobachtungen zu den charakteristischen Merkmalen der Hoffmannschen Fraktur.
- Vgl. ebd. 10–13.
- HZAN Wa 25 Bü 383.
Nachweise
- LKA, A 29 Nr. 4956, Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Waldenburg 1905, p. 221 (erwähnt).
- Englert, Waldenburg 478 Anm. 26 (erwähnt).
Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 559 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0055902.
Kommentar
Der hohen Qualität der bildlichen Darstellung entspricht die der Schriftausführung. Die sehr gleichmäßige Fraktur hat nur mäßig verzierte Versalien. Alle Oberschäfte haben auf Höhe der Oberlinie des Mittellängenbereichs einen kurzen dornförmigen Anstrich. Die Fahne des f und des langen s ist gelegentlich als vom Schaft getrennter und diesen überwölbender, halbrunder Bogen gestaltet. Über u ist als diakritisches Zeichen stets eine Wellenlinie gesetzt.
Die Malersignatur wie auch die Schriftformen weisen auf den Haller Maler Jakob Hoffmann (ca. 1563–1642) hin, der zwischen 1588 und 1635/36 nachweislich mehrere Epitaphien und die Fassung eines Totenschilds für die Haller Michaelskirche sowie zahlreiche Bildnisse des armlosen Haller Kunstschreibers Thomas Schweicker geschaffen hat4. Die Vorliebe Hoffmanns für ungewöhnliche Bildthemen, die sich auch in dem Waldenburger Epitaph zeigt, erklärt sich aus der eklektizistischen Arbeitsweise des Autodidakten, der nach einer Ausbildung als Kannengießer erst relativ spät mit dem Malen begonnen hatte5.
Zu Philipp Engelhart, dem Vater der beiden verstorbenen Kinder vgl. nr. 641. Anlaß für die Anfertigung des vorliegenden Epitaphs könnte die kurz zuvor erfolgte und in der Inschrift hervorgehobene Bestallung Philipp Engelharts zum hohenlohe-waldenburgischen Rat6 gewesen sein.