Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 554 Waldbach (Gde. Bretzfeld), ev. Pfarrkirche 1601, 1620

Beschreibung

Epitaph für Hans Erhart und seine Frau Ursula geb. Dumlert. Innen an der Nordwand des Langhauses1. Annähernd quadratische Holztafel mit schlichtem Rahmen, bemalt. Kruzifixus vor bergiger Landschaft und der Stadtansicht von Jerusalem, im Vordergrund in Anbetung unter dem Kreuz kniend die Familie des Verstorbenen. Oben am Kreuz kleines Täfelchen mit Titulus (A); in den oberen Ecken des Bildes zwei von rechteckigen Roll- und Beschlagwerkrahmen eingefaßte querovale Schriftfelder mit Bibelsprüchen: links (B), rechts (C). Die Familienmitglieder, die zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Epitaphs bereits verstorben waren, knien jeweils auf einem Totenschädel und sind zusätzlich mit einem roten Sterbekreuzchen über dem Kopf bezeichnet, bei der Mutter und bei zwei später verstorbenen Kindern wurden ebensolche Sterbekreuzchen nachgetragen. Links unter dem Kreuz der Vater, hinter ihm drei Söhne, die jeweils mit ihrem Namen und ihrem Geburtsjahr in kleinen Schriftbändern zu Füßen bezeichnet sind: von rechts nach links (D1)–(D3). Rechts außen die Mutter, vor ihr acht Töchter, ebenfalls jeweils mit Namen- und Geburtsjahrangaben: von rechts nach links (E1)–(E8). In einem niedrigen Streifen unter dem Gemälde zwei roll- und beschlagwerkgerahmte Kartuschen nebeneinander mit den Sterbevermerken (F) und (G). Schrift schwarz auf weißem Grund, in (B), (C), (F) und (G) rote Auszeichnung. Schrift – vor allem in Inschrift (C) – stellenweise verblaßt; Malschicht an einigen Stellen abgeplatzt.

Maße: H. 127,5, B. 133, Bu. 1,1 (A), 0,7–1,3 (B, C), 0,7 (D, E), 1,2 cm (F, G).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B–G).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. A

    · I · N · R · I

  2. B

    Johanesa) Am III C(a)p(it)e(l) / Wieb) Moses Ein Schla=/=ngen Jn der Wv̈sten Erhöhet hatt / Also Mvesz des · Menschen · Son / Erhöhett Werden . Avf Das alle die / An Jn glavben Nit verlloren Werde(n) / sonder dasz Ebig Leben habn2)

  3. C

    ph[– – –]a) / Cristvsb) ist Mein leben / Vnd sterben ist Mein Gewi(n)3) / Römer : 14 ·c) Leben Wir so leben / Wir dem heren sterben Wir so ster=/=ben wir dem heren · Wir leben oder / sterben so sein Wir desz heren4)

  4. D

    Martinvs5) : 75 · Hans6) : 77 · Michell · 85 ·

  5. E

    Barbara6) : 73 · Anna5) : 73 · Agatta6) : 78 · Barbara6) : 8[0 ·]Agatta : 81 · Vrsvlla : 83 · Elisale6) : 89 · Elisale : 94 ·

  6. F

    Anno · 1600 · den · 31 · De[c]em(bris) ·d) ist in Gott selig Verschiden der / Erberb) · Hans · Erhet · Schvltheisz · zv Dvmbag7) Dem Gott Gnedig Sei /

  7. Namb) Er Ein Selligt EndtDasz Gott der her die sell Jn den Him(m)ell / Neme)dasz er Midt Weib vnd Kindt midt in ffredvngf) LebenGott Wirdt / Jm dasz Ewig fir dasz zeiligg) Geben ·h)

  8. G

    Anno · 16〈20〉 · Den · 〈11 Maijd) ist in Gott selig Verschide(n)i) / Diek) Erbar Vrsäla Erhartin Geborneb) Dvmlertin von Mich=/=Elbach Der Gott Genad

  9. Diseb) Lebdt Vnd Wardt Avff Ein seliges / Endb)Bisz Gott Die Sel Jn Himel sendVnd Lest Vnsz in Der Forcht / Gottesz LebenBisz er Vnsz Dasz Ewig Fv̈r Dasz Zeitlich wirdt Geben

Versmaß: Deutsche Reimverse (F, G).

Datum: 10. Januar 1601 n. St., 21. Mai 1620 n. St.

Kommentar

Dimbach, dem Hans Erhart als Schultheiß vorstand, gehört kirchlich seit jeher zur Pfarrei Waldbach8, herrschaftlich unterstand es bis zur Reformation dem Kloster Lichtenstern, danach Württemberg. Auch die Grabplatte Erharts ist – allerdings nur mehr fragmentarisch – erhalten (nr. 553). Das vorliegende Epitaph dürfte anläßlich seines Todes 1601 entstanden sein. Durch eine Überprüfung der Sterbedaten der Kinder anhand der Kirchenbücher und durch deren Vergleich mit den auf dem Gemälde nachgetragenen Sterbekreuzchen ließe sich vielleicht eine präzisere Datierung erreichen9.

Textkritischer Apparat

  1. Gesamte erste Zeile rot ausgezeichnet.
  2. Anfangsbuchstabe rot ausgezeichnet.
  3. Gesamte Bibelstellenangabe rot ausgezeichnet.
  4. Gesamtes Sterbedatum rot ausgezeichnet.
  5. Lies Nemt.
  6. Bedeutung unklar; vermutlich verrestauriert.
  7. So statt zeitig.
  8. Als Schlußzeichen ein Quadrangel mit rechts angesetzter Zierranke.
  9. Kürzung durch Doppelpunkt.
  10. Ganzes Wort rot ausgezeichnet.

Anmerkungen

  1. Zum Zeitpunkt der Inschriftenaufnahme im November 2005 wegen der bevorstehenden Innenrenovierung der Kirche von der Wand abgenommen.
  2. Jh 3,14–15.
  3. Phl 1,21.
  4. Rö 14,8.
  5. Sterbekreuz nachgetragen.
  6. Mit Totenschädel und Sterbekreuz bezeichnet.
  7. Dimbach.
  8. Der Lkr. Öhringen 2, 120 u. 588.
  9. Für einige der Kinder lassen sich aus den Waldbacher Kirchenbüchern die Geburtsdaten ermitteln, vgl. Waldbacher Inschriften, Bl. 6: Anna 1573 VI 15, Martin 1575 VI 20, Agatha 1581 VII 18 (Dienstag vor Jacobi), Ursula 1583 VII 26, Michel 1585 IX 28, Elisabeth 1594 I 23.

Nachweise

  1. Waldbacher Inschriften, Bl. 11 (nur D–G).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 554 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0055400.