Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 534 Öhringen, Städtischer Baubetriebshof (Kuhallmend) 4. V. 16. Jh.

Beschreibung

Steinquader mit Hausspruch. Herkunft unbekannt; derzeit im Steinlager provisorisch aufbewahrt1. Hochrechteckiger Quader aus rotem Sandstein. Auf der vorderen Schmalseite die in zehn kurzen Zeilen eingehauene und von einer Ritzlinie umrahmte Inschrift, darunter Stz. nr. 24. Auf der rückwärtigen Schmalseite nach links hin ein sorgfältig gearbeitetes Karniesprofil und nach rechts hin eine breite rechteckige Nut. Die rechte Breitseite des Steins ist auf Sicht glatt behauen, die linke Breitseite dagegen nur grob bearbeitet. Alle Zeilen vorgeritzt. Bestoßen; zusätzliche Beschädigung durch schräg geführte Pickelschläge, die darauf hindeuten, daß der Stein überputzt war. Unteres Drittel der rückwärtigen Schmalseite abgebrochen; zwei Vierkantbohrungen auf der Vorderseite und auf der rechten Breitseite.

Maße: H. 67,5, B. 21, T. 39, Bu. 4,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. WER / SEIN / HAVS / BAVTa) / AN · DER / GASEN /DER [·] MOS / FEIL · RED / FORIBERR / LASEN2)

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Während die Kapitalis-Buchstaben in den ersten Zeilen noch sehr breit angelegt sind, werden sie nach unten hin aufgrund des knappen zur Verfügung stehenden Raumes deutlich schmaler. Die freien Schaft- und Balkenenden sind keilförmig verbreitert, die Bogenenden sind mit kräftigen Dreiecksporen versehen. Der Balken des H ist spitz nach unten ausgebuchtet, M hat schräge Schäfte und einen kurzen Mittelteil, und die Cauda des R ist mit einer markanten Krümmung geschwungen. I hat einen dreieckigen Punkt. Auch die Worttrenner sind dreieckig. Die Schriftformen sind völlig identisch mit denen einer Öhringer Inschrift, die der Öhringer Stadtbaumeister Servatius Körber 1589 gehauen und mit seinem Steinmetzzeichen signiert hat (nr. 443). Da das Zeichen in der vorliegenden Inschrift wiederkehrt, ist die Zuweisung des Werkstücks an Körber gesichert. Ein verwandtes Zeichen begegnet an dem zwischen 1584 und 1599 neu erbauten hohenlohischen Schloß in Döttingen (Gde. Braunsbach, Lkr. Schwäbisch Hall)3.

Unklar ist die ursprüngliche Funktion des Quaders, der offenbar so eingemauert war, daß er nach drei Seiten hin sichtbar war. Vielleicht war er Teil eines Erkers oder eines Türgewändes. Die Unempfindlichkeit der Hausbauer gegenüber den Neidern ist ein beliebtes Thema von Haussprüchen.

Textkritischer Apparat

  1. Das linke Drittel der Zeile ist eigenartigerweise leer gelassen, wohingegen der letzte Buchstabe aus Platzmangel über den rechten Rand des Schriftspiegels hinausragt.

Anmerkungen

  1. Ich danke dem Leiter des Städtischen Baubetriebshof, Herrn Manneke, und seinen Mitarbeitern für die Unterstützung bei den Aufnahmearbeiten.
  2. Ähnlich Dt. Sprichwörter-Lexikon 1, Sp. 253f.; vgl. auch Haussprüche und Volkskultur. Die thematischen Inschriften der Prättigauer Häuser und Geräte, Kirchen und Glocken, Bilder und Denkmäler, ges. u. bearb. v. Robert Rüegg, Basel 1970, 22 Nr. 26.
  3. Kdm. Künzelsau 419 Nr. 36: Kreuzkopf anstelle des nach vorn abgeknickten Kreuzkopfs.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 534 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0053408.