Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 532 Neuenstein, Schloß, Hohenlohe-Museum E. 16. Jh.

Beschreibung

Wappentafel der Grafen Philipp und Georg Friedrich d. Ä. von Hohenlohe. Herkunft unbekannt. Jetzt als Portalbekrönung über dem Südportal des Rittersaals1. Grauer Sandstein. Zweizoniger Aufbau: oben zwischen drei kannelierten Pilastern zwei Vollwappen mit je zwei Helmen; in der Sockelzone zwischen den mit Diamantquadern belegten hohen Postamenten der Pilaster zwei rollwerkgerahmte Schriftkartuschen mit Beischriften: links (A), rechts (B). Rahmung beschädigt; Wappenreliefs teilvergoldet.

Maße: H. 109, B. 156, Bu. 3,2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Kraft Fürst zu Hohenlohe, Neuenstein [1/5]

  1. A

    Ehra) Gibt Gott / Philips grave Von Hohenloe Vnd / Herrb) zu Langenburg Leutenant gene/ral Vber Holandt Seelandtc) Westfris/landt Pomeler Vnd Thielerwertt

  2. B

    All Mein Hoffnung zu Gott / Georg Friderich Der Elter Gra/ve Von Hohenloe Vnd Herr / Zu Langenburgd)

Wappen:
zweimal Hohenlohe-Langenburg.

Kommentar

Die Gemeinen der Fraktur sind nur mäßig ausgerundet. Für einige Buchstaben kommen gebrochene und ausgerundete Doppelformen vor (a, e). Der als Haarlinie gestaltete Unterbogen des g bildet eine Schleife, häufig sogar eine Kontraschleife aus; der Oberbogen ist gelegentlich in zwei Schwellzüge aufgelöst. Der rechte Schaft des m und n ist mitunter nach links durchgebogen. Die quadrangelförmige Fahne des Schaft-r ragt in den Oberlängenbereich. Die unterschiedlich großen und unterschiedlich aufwendig verzierten Versalien tragen zu dem unruhigen Gesamtbild der beiden Inschriften bei. Diese stammen ohne Zweifel von der Hand desselben Steinmetzen, der das Öhringer Epitaph des 1595 verstorbenen Sigmund Siginger (nr. 486) geschaffen hat. Die völlig identische Gestaltung der Helmdecken in beiden Werken unterstreicht diese Zuweisung.

Graf Philipp von Hohenlohe war der Besitzer des Schlosses Neuenstein gegen Ende des 16. Jahrhunderts, so daß sich die vorliegende Wappentafel durchaus schon ursprünglich im Schloß befunden haben könnte. Da Philipp 1600 die Herrschaft Liesveld verliehen bekam und fortan seiner Titulatur den Titel eines „Barons von Lißfeld“ hinzufügte (vgl. nr. 593), dürfte die Wappentafel vor diesem Zeitpunkt entstanden sein. Derselbe terminus ante quem ergibt sich daraus, daß Graf Georg Friedrich d. Ä. von Hohenlohe am 22. Oktober 1600 verstorben ist2. Was den Anlaß dazu gab, die Wappen des Grafen Philipp und seines Vetters aus der Waldenburgischen Linie gemeinsam anzubringen, ist unklar.

Textkritischer Apparat

  1. Die Devise in der ersten Zeile zentriert.
  2. Das zweite r winzig auf halber Zeilenhöhe nachträglich eingefügt.
  3. Das zweite e winzig auf halber Zeilenhöhe nachträglich eingefügt.
  4. Danach eine lange Blattranke als Zeilenfüller.

Anmerkungen

  1. Die hölzerne Türrahmung stammt aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, die beiden Statuetten zu beiden Seiten der Wappentafel (Mars und Diana) sind die Originale vom Portal des südwestlichen Treppenturms des Schlosses (vgl. nr. 303).
  2. Eur. Stammtaf. NF XVI, Taf. 15.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 532 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0053204.