Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 502 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) 1597

Beschreibung

Grabplatte der Dorothea Sophia Gräfin von Hohenlohe. Ursprünglich im Fußboden des Langhauses, im Mittelgang als nördliche Platte in der vierten Reihe von Osten1; seit der Kirchenrenovierung 1888 im Erdgeschoß des Blasturms an der Südwand aufgerichtet, zweiter Stein von Osten. Steinplatte mit Messingauflagen: umlaufende Schriftleiste mit erhaben gegossener zweizeiliger Inschrift (A) zwischen mit je zwei begleitenden Ritzlinien versehenen Randstegen; in der Mitte des Feldes ein gegossenes Vollwappen, in den Ecken vier weitere Schilde; ober- und unterhalb des mittleren Wappens zwei querrechteckige Schrifttafeln, die obere mit Bibelspruch (B), die untere mit Grabgedicht (C). Schriftgrund aller Inschriften mit Punktrasterpunzen bearbeitet. Die Platte ist zusammen mit zwei weiteren in einen neogotischen Rahmen eingelassen und mit Zementmörtel an die Größe dieser Platten angeglichen. Da die angewitterte Steinoberfläche mit Gips ausgebessert und mit einer grauen Farbschicht überzogen ist, läßt sich die Größe der Grabplatte nicht genau bestimmen. Leicht abgetreten; Gips und Farbe stellenweise abblätternd.

Siehe Lageplan.

Maße: L. ca. 220, B. ca. 88, L. (nur Metallauflage) 154, B. 77, Bu. 1,8 (A), 2,0 (B, C), 2,2 cm (Kapitalis in C).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B), Fraktur und Kapitalis (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/6]

  1. A

    ANNO DOMINI · M · D · XCVIIa) · AVF · DEN 29t(en) . IVLI · MORGENS FRVFb) . NACH 4 . / VHRN , IST DAS WOLGEBORNE FRAVLIN , FRAVLIN DOROTHE SOPHIA , GEBORNE GREVIN VON HOHENLOE , VND FRAVLIN , / ZV LANGENBVRG , DES AVCH WOLGEBORNEN HERRN , HERRN / FRIDERICHS , GRAVEN VON HOHENLOE , VND HERRN ZV LANGENBVRG , WOL VND CHRISTSELIGER GEDECHTNIS , VND DER DVRCHL/EVCHTIGENc) , HOCHGEBORNE FVRSTIN , VND FRAVE , FRAVEN / ELISABETH , GEBORNE HERTZOGIN ZV BRAVNSCHWEIG , VND LVNENBVRG , GREVIN VON HOHENLOE , VND FRAVE ZV LANGEN/BVRG , WITTIB , EINIGE GELIEBTE TOCHTER · ZV GEIL/ENDORFF2) , IN CHRISTO SEELIGLICH ENTSCHLAFFEN , ALS SIE GELEBT HAT . 8 . IHAR , 5 . MONAT VND 20 . TAG DER G(OTT)d) G(NAD)d)

  2. B

    Wenn Jch nur dich habe , so frage Jch nichts / nach Himel vnd Erden , Wenn nur gleich leib , vnd / Seel verschmacht , so bistu doch Gott allezeit mei=/nes Hertzen Trost , vnd mein Theil3) , PSALM . 73 .

  3. C

    Jhm Frid des Herren bin Jch gschlaffen ein ,
    Mich legen lassen , Jhn mein Kemmerlein .
    Jhn CHRISTO , dem Erlöser mein ,
    Wil Jch Ruhen · Still , sanfft , Vnd Fein .
    Am Jüngsten Tag Jch aus der Erd ,
    Gesund Vnd Frisch auffstehen werd .
    Einnemmen , Die Ewig Seligkheit ,
    Freud , Reichthumb , Ehr , vnd Herrligkheit .

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Datum: 8. August 1597 n. St.

Wappen:
Hohenlohe-Langenburg;
Braunschweig4 Solms-Münzenberg5
Dänemark6 Mecklenburg7.

Kommentar

Die mit Hilfe von Modeln geformte Kapitalis ist sehr regelmäßig und hat annähernd quadratische Proportionen. Namen und Titulaturen sind – wenngleich nicht ganz konsequent – durch Vergrößerung der Anfangsbuchstaben ausgezeichnet. Worttrennung durch Punkte auf halber Zeilenhöhe oder auf der Grundlinie ist lediglich in der ersten Zeile der Kopfleiste zu beobachten, wurde dann aber aufgegeben. Auffallendstes Merkmal der Fraktur sind die reichen Verzierungen der Oberlängen durch überwölbende Zierbögen und durch Zierschleifen. Der i-Punkt und das diakritische Zeichen über dem u hat die Form eines Zirkumflex.

Wie in Inschrift (A) erwähnt, war Dorothea Sophia die einzige Tochter des bereits 1590 verstorbenen Grafen Friedrich von Hohenlohe-Langenburg (vgl. nr. 448) und der Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg. Sie wurde am 9. Februar 1589 geboren8.

Textkritischer Apparat

  1. Die gesamte Jahreszahl überstrichen.
  2. So statt FRVE.
  3. Wechsel in die zweite Schriftzeile.
  4. Kürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Lageplan in HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103. So auch noch im 19. Jahrhundert; vgl. OAB Öhringen 109.
  2. Gaildorf, Lkr. Schwäbisch Hall.
  3. Ps 73,25–26.
  4. Gespalten und zweimal geteilt, 1. Braunschweig, 2. Lüneburg, 3. Everstein (der gekrönte Löwe hier hersehend), 4. Homburg (der Löwe innerhalb des Stückbords hier ebenfalls hersehend), 5. Hoya, 6. quadriert von Alt-Bruchhausen und Neu-Bruchhausen.
  5. Quadriert von Solms und Münzenberg.
  6. Gekrönter Schild. Über Schildfuß durch Danebrogkreuz quadriert und mit über Schildfuß quadriertem Mittelschild belegt, dieser wiederum mit einem quadrierten Herzschild belegt; Herzschild: quadriert von Delmenhorst (hier: Balkenkreuz) und [Oldenburg] (Felder 2, 3 und 4 zerstört); Mittelschild: 1/4. Schleswig, 2. Holstein, 3. Stormarn, Schildfuß: Dithmarschen; Hauptschild: 1. Dänemark, 2. Norwegen, 3. Schweden, 4. Goten, im Schildfuß: Wenden.
  7. Quadriert und mit Mittelschild (Schwerin) belegt, 1. Mecklenburg, 2. Rostock, 3. Stargard, 4. Wenden (Werle; statt des Rinderkopfs hier ein Rinderrumpf). Es handelt sich, wie bei den Grabplatten des Hauses Hohenlohe in dieser Zeit üblich, um eine verschobene und um ein Wappen aus der Urgroßelterngeneration erweiterte Ahnenprobe: hier das Wappen der Mutter des väterlichen Großvaters (Anna Herzogin von Mecklenburg).
  8. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 6; HZAN La 35 Bü 5.

Nachweise

  1. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103 (mehrfache Wiedergabe der Inschrift u. Zeichnungen).
  2. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 47 (nur A).
  3. Boger, Stiftskirche Öhringen 92 (nur A).
  4. OAB Öhringen 109 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 502 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0050206.