Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 501 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1597

Beschreibung

Epitaph des Georg Meurer. Innen an der Südseite des Langhauses, an der Westseite des westlichen Strebepfeilers, unter dem Emporenaufgang. Schmale Ädikula aus rotem Sandstein. Als Bekrönung ein von Voluten, Beschlagwerk und Fruchtbündeln umrahmtes Rundmedaillon mit Vollwappen; im Gebälk das mit großen Ziffernabständen eingehauene Jahr der Fertigstellung (A); in der von kannelierten Pilastern gerahmten Hauptzone eine rollwerkgerahmte Tafel mit Versinschrift (B) über zwei Wappenschilden. Den gesamten hohen Sockel nimmt ein eingetieftes Schriftfeld mit dem gereimten Sterbevermerk (C) ein. Jeder zweite Vers von (C) ist um zwei Buchstabenbreiten nach links herausgerückt. Alle Zeilen vorgeritzt, Schrift mit dunkelgrauer Farbe nachgezogen. Ränder stellenweise bestoßen.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 206, B. 87,5, Bu. 2,0–2,2 (B), 1,3 (C), Zi. 2,9 cm (A).

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    · 1 5 · 9 7 ·

  2. B

    Die beide weiber ,a) so hie gsetztMit Jhren Wappen sonder wertzHelena Meerwahrtin die Erst ,Madlena Knellerin die Nächst ;b)Für Jhren Hausz würth Han erka(n)tDen , so Hie Vnten württ benant ·

  3. C

    Alls Man zalt Neünzig ,a) Vnd Auch siben ,Der Mündern Zahl , hie somerckc) Eben ;b) Den Dritten Junij Dergleichen ;Ausz Diesem Jammerthal Thet weichen ·Nach gottes schickung seeliglichen ,Der Ehrnhafft Fürnem , Sanfftiglichen ,Georg Meurer : sehr Woll bekantt ,Mit dienst , Jn diser herrschafftlandt ·Beÿ Graff Georg , Auch Eberhart ,Jn diser bhrümbten Graveschafft ·Des Todtes stundt doch Niemandts kahn ,Ausz Eignem willen Vbergahn ·Woll dem , des seel Jn Christi hendt ,befollen würdt am Lezten Endt ·Der Leib sorg Nicht , Er kombt hernach ,Wan Christus würdt Erscheinen Auch ·

Versmaß: Deutsche Reimverse (B, C).

Datum: 13. Juni 1597 n. St.

Wappen:
Meurer1; Merwart2, Kneller3.

Kommentar

Trotz der gegenüber Inschrift (C) deutlich schmaleren Proportionen von Inschrift (B) rühren beide nach Ausweis der Schriftformen von derselben Hand her. Die Bögen der Fraktur sind in sehr unterschiedlichem Grad ausgerundet, es begegnen zahlreiche Varianten. So kommt das e etwa in mindestens fünf unterschiedlichen Formen vor. Die klobige quadrangelförmige Fahne des Schaft-r ragt meist in den Oberlängenbereich. Bemerkenswert ist die differenzierte dreistufige Interpunktion beider Versinschriften.

Georg Meurer erscheint mit seinem Namen und Wappen unter den Stiftern des um 1580 entstandenen Waldenburger Rathauspokals (nr. 398), dort ist er als Schultheiß zu Gnadental bezeichnet. Falls mit dem in Inschrift (C) genannten Grafen Georg der 1551 verstorbene Georg I. gemeint ist, müßte Meurer mehr als 46 Jahre in gräflich hohenlohe-waldenburgischen Diensten gestanden haben. Eher ist aber wohl an den Grafen Georg Friedrich (reg. 1568–1600) zu denken, dessen Name aus reimtechnischen Gründen verkürzt und dem seines Vaters Eberhard vorangestellt wurde.

Textkritischer Apparat

  1. Kleiner Schrägstrich auf halber Zeilenhöhe als Interpunktionszeichen; hier und im Folgenden als Komma wiedergegeben.
  2. Doppelter Schrägstrich auf halber Zeilenhöhe als Interpunktionszeichen; hier und im Folgenden als Strichpunkt wiedergegeben.
  3. Fehlende Worttrennung.

Anmerkungen

  1. Über Zinnenmauer ein wachsender gekrönter Löwe mit Maurerhammer in der Linken; Helmzier: wachsender gekrönter Löwe, einen Maurerhammer in der Rechten schwingend.
  2. Gekrönte Meerjungfrau mit Doppelschwanz, mit beiden Händen je einen Schwanz ergreifend, im Wasser.
  3. Kesselhenkel.

Nachweise

  1. Birkenstock 63f. Nr. 59.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 501 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0050109.