Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 495(†) Künzelsau, Keltergasse 47 1596, 1597

Beschreibung

Wappentafel und Fachwerkständer. Giebelständiges Haus mit gemauertem Erdgeschoß und erstem Obergeschoß, das zweite Obergeschoß und die drei Giebelgeschosse in Fachwerk. Das gesamte Gebäude wurde im Zuge der Stadtsanierung 1980/82 um wenige Meter versetzt1.

© Stadtarchiv Künzelsau [1/4]

I. Über dem Eingang an der östlichen Giebelseite befand sich ursprünglich eine Wappentafel, die zu unbekanntem Zeitpunkt vor 19622 an die Nordseite versetzt wurde. Verbleib unbekannt; vermutlich bei der Versetzung des Gebäudes um 1980 beseitigt. Querrechteckige Sandsteintafel, beidseitig von kannelierten Pilastern, oben von einem weit vorkragenden Gesims gerahmt; im Feld drei grob skulptierte Wappenschilde nebeneinander, darüber auf einer erhabenen Schriftleiste die eingehauene Inschrift.

Beschreibung und Inschrift nach Foto3.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. †1 · 5 · 9 · 6 · HANNES · WEGELE ·

 
Wappen:
Erzstift Mainz/Kämmerer von Worms gen. Dalberg4, Hochstift Würzburg/Echter von Mespelbrunn5, Stetten.

II. Fachwerkständer mit Nameninschriften. An der Ostseite, in der Mitte des zweiten Obergeschosses. Der Pfosten ist in den oberen zwei Dritteln auf Höhe der Fenster zeilenweise beschriftet. Die eingeschnitzten Schriftzeichen sind unsachgemäß mit weißer Farbe nachgezogen, nur die letzte Zeile blieb von der Bemalung verschont.

Maße: Bu. ca. 4 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

  1. · 1 · 5 · 9 · 7 / Michela) / F̣ṛich / Korn / Albrecht / Franchb) / · B(eide) · W(erk) · M(eister) / · V(on) · W(aldenburg)c) / Hansd) / Wegele · / Annae) We/geleren

III. Fachwerkständer mit Jahreszahl. Mittelständer des oberen Giebelgeschosses; oben knaggenartig nach vorn verbreitert; dort an der Stirnseite eine eingeschnitzte und mit weißer Farbe ausgemalte Jahreszahl.

Maße: Zi. ca. 8 cm.

  1. 1597

Kommentar

Die Kapitalis der Wappentafelinschrift ist sehr breit angelegt. A hat einen beidseitig weit überstehenden Deckbalken und einen geknickten Mittelbalken. Die Fraktur der Nameninschriften ist – ebenso wie die beiden geschnitzten Jahreszahlen – äußerst unbeholfen und ungelenk ausgeführt, wird allerdings zusätzlich durch die vielfach falsche Ausmalung entstellt. Als Worttrenner dienen kleine hohle Rauten. Die beiden ersten Namen bezeichnen offenbar den Zimmermann und den Maurer, die den Fachwerkbau aufrichteten, während die beiden unteren Namen den Bauherrn und seine Frau nennen. Die verlorene Wappentafel erinnerte daran, daß das Gebäude – ursprünglich eine Schildwirtschaft6 – ein Lehen der Künzelsauer Ganerben Kurmainz, Würzburg und Stetten war.

Textkritischer Apparat

  1. Der Schwellzug am rechten Bogen des M wurde versehentlich nicht farbig nachgezogen.
  2. So vermutlich statt Franck.
  3. Auflösung der Initialen nicht sicher, aber wahrscheinlich. Identifizierung des Herkunftsorts der beiden Werkmeister nach nr. 561.
  4. Der untere Bogenabschnitt des a nicht farbig nachgezogen.
  5. Falsch als Arma nachgezogen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Informationstafel am Haus; Jahreszahl 1982 im Giebel eingeschnitzt.
  2. Vgl. Kdm. Künzelsau 58.
  3. Schwarzweißaufnahme im Stadtarchiv Künzelsau. Ich danke Herrn Stadtarchivar Stefan Kraut für die Zusendung des Fotos. Kleinformatige Abb. auch in Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, 339 (Aufnahme von 1930).
  4. Quadriert, 1/4. Erzstift Mainz, 2/3. hier drei anstoßende Rauten balkenweise: falsche Ausführung des Dalbergschen Wappens (unter unten mit drei Spitzen besetztem Schildhaupt sechs (3:2:1) Lilien). Wappen des Erzbischofs Wolfgang Kämmerer von Worms gen. Dalberg (1582–1601). Vielleicht ist aber auch das (dann allerdings ebenfalls falsch wiedergegebene) Wappen von Wolfgangs Vorgänger Daniel Brendel von Homburg (1555–1582), ein Zickzackbalken, gemeint, was angesichts des 1596 bereits 14 Jahre zurückliegenden Regierungswechsels freilich sehr unwahrscheinlich ist.
  5. Quadriert, 1. Würzburg („fränkischer Rechen“, hier fälschlich als Spickelschildhaupt), 2/3. Echter von Mespelbrunn, 4. Würzburg (Rennfähnlein, Fahne hier nicht geviert). Wappen des Bischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1573–1617).
  6. So Kdm. Künzelsau 58.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 272 (nur I).
  2. Künzelsau am Kocher. Führer 1922, 17 (nur I teilw.).
  3. Kdm. Künzelsau 58 (nur I; II nur erwähnt).
  4. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, 346 (nach Kdm.), 339 (Abb. von I).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 495(†) (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0049504.