Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 490 Neuenstein, ev. Stadtkirche 1575–95

Beschreibung

Glocke des Christoph Glockengießer (I)1. Schulterinschrift zwischen Zinnenfries und Rundbogenfries mit eingestellten Kleeblattbögen und anhängenden Kreuzblumen.

Maße: H. (o. Krone) 65, Dm. 86, Bu. ca. 3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. +a) gottes wort bleibt ewig2) ·glavb dem mit that bist selig ·cristof glockengieser zv nvrmberg gvs mich

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Die Wortabstände sind mit etwa anderthalb Buchstabenbreiten relativ groß. Es handelt sich um die für Rosenhart typische Minuskel mit tief gespaltenen und an beiden Enden eingerollten Oberschäften (auch bei t), mit dornartigem Ansatz der Oberschäfte in Höhe der Oberlinie des Mittellängenbereichs und mit eingerollten Bogenenden bei rundem s und am unteren Bogen des g. Der unten hochgebogene Abstrich an der Fahne des r ist bis zum Schaft zurückgeführt. Als Verstrenner dienen Glöckchen. Diese hatten auf den Rosenhart-Glocken bis 1570/73 noch die Funktion der Worttrenner3, so daß die vorliegende Glockeninschrift vermutlich in das letzte Jahrhundertviertel zu datieren ist. Dazu paßt auch, daß das Formular erst seit 1575 zum bevorzugten Glockenspruch des Gießers wird4. Auf datierten Glocken Christoph Rosenharts und seines gleichnamigen Sohnes erscheint die Namensschreibung cristof zuletzt 1581, ab 1588 ist die Schreibweise dann (auf Glocken des Sohnes) christof5. Da nicht ausgeschlossen werden kann, daß der ältere Meister seine undatierten Glocken auch weiterhin mit cristof signierte, kann einen sicheren terminus ad quem für die Entstehung der Neuensteiner Glocke nur 1595, das Todesjahr Christoph Glockengießers d. Ä., liefern.

Textkritischer Apparat

  1. Tatzenkreuz, bei dem die Spitzen der Balkenenden eingerollt und dessen Winkel mit Dreiblattmotiven besetzt sind.

Anmerkungen

  1. Die Zuschreibung an Christoph Glockengießer d. J. in Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern 651 (Register) ist zu korrigieren.
  2. 1 Pt 1,25.
  3. Vgl. Dt. Glockenatlas Mittelfranken 44, 96 Anm. 161.
  4. Ebd. 44.
  5. Ebd. 44.

Nachweise

  1. OAB Öhringen 283 (ungenau).
  2. Bossert, Glocken Nürnberger Meister 263.
  3. LKA, A 26 Nr. 1483,5 (Glockenbeschlagnahme 1917, OA Öhringen) (ungenau).
  4. LKA, A 29 Nr. 3137: Pfarrbeschreibung für die Stadtpfarrei Neuenstein 1905, p. 69 (ohne Vers 2).
  5. Maurer, Kirchengeschichte 26.
  6. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 1119.
  7. Rauser, Neuensteiner Heimatbuch 72.
  8. Hesler/Taddey, Stadtkirche 9.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 490 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0049004.