Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 487 Forchtenberg, Am Diebsturm 10 1595

Beschreibung

Steintafel mit Bibelspruch. Außen an der Nordseite über dem Eingang eingemauert1. Querrechteckige Sandsteintafel. Doppelter Rundstab als Rahmen; im eingetieften, zusätzlich durch eine Ritzlinie gerahmten Feld die in vier Zeilen eingehauene Inschrift. Vorgeritzte Zeilenbegrenzung noch erkennbar. Reste eines abblätternden Farbanstrichs.

Maße: H. 30, B. 73, Bu. 4,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. DER · HERR · BEWARE · DEINEN · / EINGANG · VND · AVSGANG · VON / NVN · AN · BIS · IN · EWIGKEIT2) · / PSALM · CXXI · 15 · 95 ·

Kommentar

Die wenig gleichmäßig ausgeführte und mit weitgehend gleichbleibender Strichstärke eingehauene Kapitalis zeigt wenige Besonderheiten. Am auffälligsten sind das B mit getrennt voneinander am Schaft ansetzenden Bögen und K mit ebenso getrennt übereinander an den Schaft stoßenden, geschwungenen Schrägbalken. Als Worttrenner fungieren – in unregelmäßigem Wechsel – ausgehauene und hohle Quadrangel, erstere sind in zwei Fällen paragraphzeichenförmig verziert. Der Schaft der 1 und der Bogen der 5 bilden unten eine kreisrunde Schlinge. Die Schriftmerkmale deuten auf dieselbe Hand, die 1593 den Hausspruch am schräg gegenüber liegenden Kernschen Haus (nr. 474) ausgeführt hat, also vermutlich auf den Steinmetz Michael Kern den Älteren. Das Psalmzitat ist ein auch anderweitig häufig verwendetes Formular für in der Nähe des Eingangs plazierte Hausinschriften3.

Das Haus steht in unmittelbarer Nachbarschaft des Diebsturms an der Südwestecke der Stadtbefestigung (vgl. nr. 233).

Anmerkungen

  1. Rauser, Forchtenberger Heimatbuch 33 Abb. 14 zeigt auf einem älteren Foto eine Teilansicht des Gebäudes vor der Renovierung, die es in den jetzigen Zustand versetzt hat. Demnach handelte es sich um ein Fachwerkhaus mit gemauertem Erdgeschoß. Die Inschrift war über einem Rundbogenportal eingemauert, das sich etwa an derselben Stelle befand wie der jetzige Hauseingang.
  2. Ps 121,8.
  3. Als Beispiel aus der näheren Umgebung: Bauinschrift von 1584 in Sindolsheim (Gde. Rosenberg, Neckar-Odenwald-Kreis): DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nr. 69. Unter den bislang edierten Inschriftenbeständen tritt der Bibelspruch als Hausinschrift vor allem in Nord- und Mitteldeutschland auf: DI 9 (Lkr. Naumburg) nrr. 463, 468, 495; DI 11 (Merseburg) nrr. 73, 127 (jeweils lat.); DI 26 (Stadt Osnabrück) nr. 156; DI 28 (Hameln) nrr. 101, 142; DI 36 (Stadt Hannover) nr. 307; DI 39 (Lkr. Jena) nr. 177; DI 42 (Einbeck) nrr. 143, 155; DI 45 (Stadt Goslar) nr. 96.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 487 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0048704.