Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 486 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1595

Beschreibung

Epitaph des Sigmund Siginger. Innen an der Südseite des Langhauses, an der Westseite des östlichen Strebepfeilers. Auf zwei Volutenkonsolen ruhende hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit weit vorkragendem profilierten Sims als oberem Abschluß. Zwischen Randleisten oben in der Kopfzeile Bibelspruch (A), daran anschließend dreiseitig umlaufend eingehauene Versinschrift (B); im zweigeteilten Feld oben zwei Vollwappen, unten eine Tafel mit profiliertem Rahmen, darin Grabgedicht (C). Alle Zeilen vorgeritzt. Beschädigung durch drei kleine quadratische Bohrungen im Binnenfeld.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 197, B. 95, Bu. 2,4 (A, B), 3,4 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    Christus Jst Mein Leben sterben Jst mein Gewin1) Philipr Ca 1

  2. B

    Herr Christe Durch Dein Leiden Hartt ·Aus Mir Sigmundt Ein Sigman / Wardt ·Vber Teüffel Sünd / Welt Vnd Den Todt ·Lebnuna) Beÿ Dir Mein Her Vnd Gott ·

  3. C

    Alhie Jn Christo selig SchlaftSigmundt Siginger der EhrnhafftMit lob zu Ornberg schulteis warstarb do man zalt Neüntzig Fünff Jharzu Fünffzehn Hundert bschlos darmittDen mond Aprill Vnd stamens glidAls Er gelebt Vier vnd Viertzig JahrEin mond vnd sechs Tag Für wahrJetz der Frölichen Vhrstendt Ehr warttMitt den Fromen zur Himel Fahrtt

Versmaß: Deutsche Reimverse (B, C).

Datum: 30. April 1595=10. Mai 1595 n. St.

Wappen:
Siginger2, Vogler3.

Kommentar

Die schmal proportionierte, dicht gedrängte Fraktur weist neben relativ wenigen ausgerundeten Bögen noch viele Brechungen auf. So ist das o etwa noch völlig in den Formen der Gotischen Minuskel gestaltet. Insgesamt zeigen viele Buchstaben mehrere Varianten. Der linke Schaft des m und n sowie der Schaft des r sind oben rechtsschräg geschnitten. Die Versalien sind, abgesehen von dem Anfangsbuchstaben der Inschrift (C), nur mäßig verziert. Zur Markierung der Versenden in Inschrift (B) sind oben und unten mit Zierhäkchen versehene Quadrangel verwendet. Von derselben Hand wurde zwei Jahre zuvor das Killinger-Epitaph in der Öhringer Friedhofskapelle geschaffen (nr. 471), auf dem die Fraktur zwar wesentlich wuchtiger und fetter eingehauen ist, aber dennoch weitgehend identische Einzelformen aufweist. Zudem stimmt die Gestaltung der Wappenhelme auf beiden Grabmälern völlig überein.

Mit Sigmund Siginger scheint der Inschrift (C) zufolge das Geschlecht der Siginger, vielleicht aber auch nur eine Linie der Familie, ausgestorben zu sein. Die Eheschließung mit Barbara Vogler fand vor 1584 statt4. Barbara heiratete in zweiter Ehe 1599 Wilhelm Ludwig Arnsperger5.

Textkritischer Apparat

  1. Fehlende Worttrennung.

Anmerkungen

  1. Phl 1,21.
  2. Linksgewendet.
  3. Hintereinander vorn zwei gekreuzte, mit insgesamt fünf gestürzten Keilen (?) behängte Stäbe, hinten ein linkshalber Falke (?) mit Schelle am Fuß; Helmzier: auffliegender Falke (?) mit Schelle am linken Fuß. Eigentlich müßte der Schild in zwei Felder gespalten sein, die Spaltungslinie fehlt aber; vgl. dazu das – auch in weiteren Details abweichende – Wappen der Anna Vogler auf dem Epitaph für Johann Keller (nr. 589).
  4. In den Öhringer Eheregistern, die erst ab 1584 erhalten sind, ist die Heirat nicht eingetragen. Am 13. September 1584 wird Barbara, „Sigmund Sigingers weib“, als Taufpatin genannt: Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1, Taufregister zu 1584 IX 13 (LKA, Film KB 1324).
  5. Sohn des württembergischen Oberforstmeisters zu Heidenheim Wilhelm Arnsperger (zwischen 1587 und 1594 württembergischer Forstmeister in Neuenstadt am Kocher; vgl. Pfeilsticker § 2667); vgl. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1, Eheregister zu 1599 Exaudi (LKA, Film KB 1324). Die Angaben bei Birkenstock 121 sind fehlerhaft.

Nachweise

  1. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 352f.
  2. Birkenstock 67 Nr. 62.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 486 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0048607.