Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 485 Kocherstetten (Stadt Künzelsau), ev. Pfarrkirche 1595

Beschreibung

Epitaph der Rufina von Stetten. Innen an der Südwand des Langhauses, zweiter Stein von Osten. Hochrechteckige Sandsteinplatte. Sterbevermerk (A) umlaufend in vertieftem Schriftband eingehauen, an den Ecken unterbrochen von vier reliefierten Vollwappen; im Feld unter einem Kleeblattbogen die stehende Gestalt der Frau in hohem Relief. Sie ist bekleidet mit einem aufwendigen Brokatkleid mit rundem Spitzenkragen und legt die Hände zum Gebet zusammen. Das lange, offene Haar ist mit Blumen bekränzt. Unter der Figur eine querrechteckige Schrifttafel mit Trostspruch (B). Für beide Inschriften sind für die Zeilen Hilfslinien vorgeritzt. Ränder bestoßen und stellenweise ausgebrochen.

Maße: H. 196, B. 91, Bu. 3,0–3,4 (A), 2,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Humanistische Minuskel (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    ANNO D(OMI)NI 1595 DE(N) / 26 APRILIS IN MITTERNACHT STARB DIE EDLE V(N)D ERNTVGENT/SAME IVNGFFRAW / RVFFINA VON STETTEN DER GOTT GNAD AMENa)

  2. B

    Ich weisz nichs bessers Im hi=/mel noch auf erden /
    Dan das wir durch chris=/tum alle selig werden1)

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Datum: 6. April 1595 n. St.

Wappen:
StettenLeyen
RosenbergDienheim.

Kommentar

Der Steinmetz ist sichtlich um eine regelmäßige Schriftausführung bemüht. Die Schäfte der Kapitalis sind allerdings fast durchweg leicht nach links geneigt, und auch die Ausrichtung der Schrägschäfte schwankt. Die Linksschrägen sind deutlich verstärkt, bei A und V jedoch nicht gleichmäßig, sondern zum freien Schaftende hin breiter werdend. Der Mittelteil des M reicht nur bis zur Zeilenmitte herab; die geschwungene Cauda des R ist am Ende schwach eingerollt. Bemerkenswert sind die durch Verschmelzung der Balken gebildeten Nexus von FF und TT. Die Humanistische Minuskel wirkt ausgesprochen steif. Die schmalen Bögen von c, e und ovalem o kontrastieren mit den sehr breit angelegten Bögen von b und d. Alle Schäfte enden stumpf auf der Grundlinie. Die oberen Schaftenden von m, n und r sind rund nach links umgebogen. Schaft und unterer Bogen des zweistöckigen a stehen unverbunden nebeneinander. Der untere Bogen des runden g ragt nach oben weit in das Mittelband hinein. Als Versalien werden Kapitalisbuchstaben verwendet.

Rufina war nach Ausweis der Ahnenprobe eine Tochter des Eberhard von Stetten († 1583) und der Margaretha von Leyen († 1589)2.

Textkritischer Apparat

  1. Danach ein Linienspiel als Zeilenfüller.

Anmerkungen

  1. Derselbe Spruch auf einem Grabstein von 1607 in Königsbach (Enzkreis) und als Hausinschrift an einem Fachwerkständer aus demselben Jahr in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis); vgl. DI 22 (Enzkreis) nr. 317; DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) nr. 174.
  2. Vgl. auch Biedermann, Ottenwald, tab. XXXVIII. Zu den Eltern vgl. deren Grabmal nr. 440.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 632.
  2. Der Dt. Herold 23 (1892), Beil. S. 19 (nur erwähnt).
  3. Kdm. Künzelsau 201 (nur erwähnt).
  4. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch II, 285 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 485 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0048500.