Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 479 Hohebach (Gde. Dörzbach), ev. Pfarrkirche 1594

Beschreibung

Fenstergewände mit Jahreszahl und Initialen. An der Südwand des Turms, in Firsthöhe des 1859 abgebrochenen Langhauses, ursprünglich von außen sichtbar (Schalloch); seit der Umorientierung der Kirche im Innern des Dachbodens des 1859/60 südlich an den Turm angebauten, etwas höheren Langhauses. Flachbogengewände aus rotem Sandstein mit breiter Fase. Auf der Fase des Bogens eingehauene Jahreszahl (A), dazwischen Stz. nr. 35; auf der Fase der senkrechten Gewändeteile links und rechts jeweils drei Buchstaben untereinander (B). Teile der Bogenstirn durch die Dachkonstruktion verdeckt.

Maße: Bu. 7–10 cm (B)1.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. A

    1 · 5 // 9 · 4

  2. B
  3. H(err)  M(agister) 
    L(azarus)  Z(iegler) 
    I  A 

Kommentar

Der Schaft der Ziffer 1 ist oben trichterförmig verbreitert und bildet unten eine Schlinge; die 4 ist schlingenförmig mit dreieckigem Oberteil. Ganz eigenartig ist die Form der 5, deren bizarre Auswüchse an ein verstecktes Monogramm denken lassen. Als Zifferntrenner dienen große durchbrochene Rauten. Die Kapitalisbuchstaben weisen annähernd quadratische Proportionen auf und sind mit Linksschrägenverstärkungen und mit sorgfältiger Serifenbildung ausgeführt. A hat einen geknickten Mittelbalken, am Schaft des I und am Balken des H befindet sich als Zierelement jeweils ein Halbnodus. Die Initialen sind nicht völlig eindeutig aufzulösen2. Die Lesung der ersten vier Lettern scheint jedoch plausibel. Max Eyth schlägt als Lesung der beiden unteren Buchstaben – unter Vorbehalt – I(llius) A(nni) („in jenem Jahr“) vor, ein Sprachwechsel innerhalb der Inschrift ist aber eher unwahrscheinlich.

Lazarus Ziegler war von 1587 bis 1607 Pfarrer in Hohebach3. Aus Hornberg (Ortenaukreis) stammend, studierte Ziegler ab 1573 in Tübingen4, wo er 1577 den Magistergrad erlangte. Danach wirkte er in der Kurpfalz, zunächst als Diakon in Eberbach, dann als Pfarrer in der Superintendentur Germersheim und ab 1582 in Eußerthal (Lkr. Bergzabern). Als Lutheraner aus der Kurpfalz vertrieben, wich er schließlich ins Hohenlohische aus.

Die Inschrift bezeichnet offenbar die Aufstockung des Hohebacher Kirchturms, dessen Sockelgeschoß noch ins Hochmittelalter zurückreichen dürfte5.

Anmerkungen

  1. Ich danke Herrn Kurt Häfele, Hohebach, für freundliche Unterstützung des nicht schwindelfreien Bearbeiters beim Vermessen der Inschrift.
  2. Auflösung der ersten vier Initialen so bereits in OAB Künzelsau und Eyth, Hohebach.
  3. Alle Daten nach Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 523 nr. 3038.
  4. Schulausbildung vermutlich in der Hirsauer Klosterschule, da er bei Erlangung des Baccalaureats an der Universität Tübingen als „Hirsaugiensis“ erscheint; vgl. ebd.
  5. Zum Kirchenbau knapper Überblick in Kdm. Künzelsau 154f.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 555f.
  2. LKA, A 29 Nr. 2082, Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Hohebach 1905, p. 97 (nur A).
  3. Eyth, Hohebach 52.
  4. Grzybowski 35.
  5. Kdm. Künzelsau 154 (nur A).
  6. Rauser, Dörzbacher Heimatbuch 289 (nach Eyth).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 479 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0047909.