Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 465 Waldenburg, ev. Stadtkirche 1591

Beschreibung

Taufbeckenauskleidung. Bereits 1879 Eigentum des Historischen Vereins für Württembergisch Franken1; zuletzt im Keckenburg-Museum (Hällisch-Fränkischen Museum) Schwäbisch Hall (Inv.-Nr. 402) ausgestellt; seit Januar 1974 als Dauerleihgabe in der Waldenburger Stadtkirche2. Herkunft aus Waldenburg nicht gesichert3. Das achteckige zinnerne Becken deckte ursprünglich einen Taufstein, ist jetzt aber auf ein schmiedeeisernes Gestell aufgesetzt, das links am Chorbogen aufgestellt ist. Der breite, flache Rand ist außen und innen jeweils von einem gepunzten Fries aus sich überschneidenden Wellenbändern gerahmt; dazwischen auf sieben Seiten der eingravierte Stiftervermerk; auf der achten Seite innerhalb eines Lorbeerkranzes ein von zwei gelehnten Schilden flankiertes Vollwappen, links und rechts davon ein Rankenfries sowie die eingepunzte Haller Beschau4 und eine schildförmige Gießermarke5. Die Oberkante der inneren Beckenwandung ist ebenfalls von einem gepunzten Wellenbandfries umzogen; am Grund des Beckens befindet sich ein runder, profilierter Knauf, der von eingepunzten Strahlen umgeben ist und somit vermutlich die Sonne symbolisiert. Grüner Schutzanstrich; die zusammengelöteten Nähte stellenweise gerissen.

Maße: H. 25,5, Dm. 75, Bu. 1 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/9]

  1. ·a) GOT ZV LOB SEINER TAVFF ZV EHREN · /IST DVRCH DEN EHRENVESTEN HERREN · /ALBRECHT SCHENCKELN VOGT DISER STATT · /DISER TAVFFSTEIN WORTEN BEGABT · /DAS MAN IHN SIHET GANTZ VERZINNET · /IHESVS ALLHIE ALL SV̈ND VERSV̈HNET · /ANNO DOMMINIb) ·c) M · D · LXXXXI ·

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Wappen:
(in der Mitte) Schenkel6; (rechts) unbekannt7, (links) unbekannt8.

Kommentar

Die Kapitalis ist teilweise in Kontur graviert. Die Schattenstriche sind mit einer feinen waagerechten Schraffur gefüllt. Zumeist erhalten die Senkrechten und die Linksschrägen, bei M jedoch die Rechtsschrägen, die größte Strichstärke. Bemerkenswerte Einzelform ist das S, das sich – mit Ausnahme des ersten Verses – aus zwei unverbundenen, gegenläufigen Bögen zusammensetzt. Als Trennzeichen zwischen den Zahlzeichen der Jahreszahl fungieren kleine Kreise auf halber Zeilenhöhe, als Verstrenner und Interpunktionszeichen dagegen große vierblättrige Blüten.

Die zinnerne Taufsteinverkleidung gehört, falls sie tatsächlich aus Waldenburg stammt, zur Erstausstattung der in den Jahren 1590 bis 1594 anstelle eines älteren Vorgängerbaus neu errichteten Stadtkirche (vgl. nrr. 456, 483). Im selben Jahr 1591 wurden auch eine Glocke gegossen (nr. 463) und eine Hostienbüchse gestiftet (nr. 464). Der Stifter des Taufbeckens, Albrecht Schenkel, war vermutlich ein Sohn des hohenlohischen Kellers zu Ingelfingen Hans Schenkel und ein Bruder des Dörrenzimmerner Pfarrers Sigmund Schenkel († 1606)9. Die beiden zusätzlichen Wappen auf dem Becken bezeichnen möglicherweise zwei Eheverbindungen des Stifters. Seine Amtsdauer als Vogt (in Waldenburg?) ließ sich nicht ermitteln10.

Textkritischer Apparat

  1. Am Beginn der Inschrift eine vierblättrige Blüte.
  2. Sic!
  3. Drei ins Dreieck gestellte kleine Kreise auf der Grundlinie.

Anmerkungen

  1. Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, Inventarverzeichnis 1879, 17 Nr. 35. Wann das Becken in den Besitz des Vereins kam, läßt sich nicht mehr feststellen; freundl. Mitteilung von Herrn Dr. Armin Panter, Hällisch-Fränkisches Museum.
  2. Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, Inventar-Karteikarte. Auf das Taufbecken machte mich freundlicherweise der Mesner der Stadtkirche, Herr Hermann, aufmerksam.
  3. Auf der älteren Inventar-Karteikarte des Museums ist beim Herkunftsvermerk der Eintrag „Waldenburg“ noch mit Fragezeichen versehen, während auf der jüngeren Karteikarte nur noch „aus Waldenburg“ eingetragen ist. Vgl. auch unten Anm. 10.
  4. Im Wappenschild die mit einem Tatzenkreuz belegte offene rechte Hand.
  5. Initialen HH über einem sechsstrahligen Stern. Hans Hofmann in Schwäbisch Hall, † 1611; vgl. Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, Inventar-Karteikarte.
  6. Abgeschnittenes Bein; Helmzier: über einer Helmkrone das Bein zwischen zwei Büffelhörnern.
  7. Ein Lötkolben und ein Bleihammer (Glaserhammer) schräggekreuzt, überdeckt von einem senkrecht gestellten Kröseleisen. Für Hilfe bei der Identifizierung der Werkzeuge danke ich Herrn Prof. Friedrich Karl Azzola, Trebur. Vgl. ausführlich Friedrich Karl Azzola, Wertheimer historische Handwerkszeichen II: 1. Das historische Glaserzeichen von 1618 am Haus Münzgasse Nr. 1, in: Wertheimer Jb. 1998, 19–27.
  8. Ein Säbel und ein Feldherrenstab (?) schräggekreuzt.
  9. Vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 387 Nr. 2265.
  10. Nach der bruchstückhaften Liste der Waldenburger Amtleute in HZAN Repertorium Archiv Waldenburg. Amt Waldenburg, S. VII bekleidete zwischen 1588 und 1600 Hans Wolf von Kettenheim dieses Amt. Diese Angabe läßt sich mit der vorliegenden Inschrift nicht in Einklang bringen.

Nachweise

  1. Verzeichnis der Sammlungen des Historischen Vereins für das württemb. Franken, Schwäbisch Hall 1898, 12 Nr. 402 (nur Name des Stifters).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 465 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0046508.