Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 460 Öhringen, Weygang-Museum (Karlsvorstadt 38) 1591

Beschreibung

Steintafel mit Gedenkinschrift an ein Hochwasser und an den Wiederaufbau der Ohrnbrücke. Ursprünglich am stadtseitigen Torturm der Ohrnbrücke am „Postament“ eingelassen1. Auf der anderen Seite des Brückenpostaments war „der Stadt Schlüssel“ dargestellt – ob als Wappen im Schild oder lediglich als heraldisches Symbol, ist nicht überliefert. Die Inschrifttafel wurde wahrscheinlich beim Abbruch des Brückenturms 17772 entfernt. Über ihr zwischenzeitliches Schicksal ist nichts bekannt. 1989 (?) gelangte sie dann ins Weygang-Museum (Inv.-Nr. 89/2245). Querrechteckige Schiefertafel mit eingehauener und vergoldeter Versinschrift; jeder zweite Vers eingerückt. Der Mittellängenbereich der Zeilen ist mit Hilfslinien vorgeritzt. Leichte Beschädigungen an den Rändern der Tafel.

Maße: H. 52,5, B. 73, Bu. 2,3–2,6 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Weygang-Museum Öhringen [1/7]

  1. Jnna) Achtzigb) Neün Der minder zal ·Kamc) dise Statt Jnnd) wassers Qual .Welchs Mawer vnnd Pruckhen reis zu Grund ·Den Ailfften Julij vmbe) mittags Stund .f)Drumb Als Regirten Gnediglich ·Herr Philips vnnd Herr Georg Friderich .Von Hohenloe Grauen Auchg) Herrn ·Zuh) Langenburg Gerhümbti) Jnn Ehrn .Ein Erbar Rhat die Bruckhen Pawt ·Jn Solcher Form wie man Jetz schawt .Als Fünffzehnhundertk) Neüntzig ain ·Man Zelt ward glegt der Erste Stein .Jst Auch Vollendt durch meisters Handt ·Von Wimpffen Thomas Knoll Genandtl)

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Die Fraktur ist äußerst kunstvoll nach besten Vorbildern ausgeführt. Bemerkenswert sind die reichen Verzierungen der Versalien, besonders am Zeilenanfang. An den Versenden alternieren Punkte auf halber Zeilenhöhe mit Punkten auf der Grundlinie. Letztere markieren jeweils das Ende eines Reimpaars.

Zu dem Ohrnhochwasser von 1589 vgl. nr. 443. Die Altstadtbrücke bildet die Verbindung der Öhringer Stauferstadt und der südlich der Ohrn gelegenen Altstadt. Das Hochwasser zerstörte die Brücke teilweise, jedenfalls gingen die Brüstungen zu Bruch. Die gotischen Maßwerkbrüstungen lassen vermuten, daß der Neubau, der der Inschrift zufolge 1591 in Angriff genommen wurde, möglicherweise auf ältere Bauformen der Vorgängerbrücke rekurrierte. Die heutige Gestalt der Brücke geht auf eine umfassende Renovierung von 1947 zurück3.

Der in der Inschrift genannte Baumeister Thomas Knoll von Wimpfen ist sicherlich identisch mit dem Weinsberger Steinmetzen und Baumeister, der einige Jahre zuvor 1570–76 im Auftrag des Deutschordenskomturs Heinrich von Bobenhausen das Wasserschloß in Kirchhausen (Stadt Heilbronn) als Amtmannssitz errichtet hatte4.

Textkritischer Apparat

  1. Reich verzierte, fast die Höhe von drei Zeilen einnehmende Initiale.
  2. sechtzig Slevogt.
  3. an Slevogt.
  4. der Slevogt.
  5. zur Slevogt.
  6. Danach ein Linienspiel als Zeilenfüller.
  7. und Slevogt.
  8. in Slevogt.
  9. berühmt Slevogt.
  10. fünfhundert Slevogt.
  11. Unter den Wörtern der letzten Zeile doppelte Kontraschleifen und Linienspiele als Platzfüller.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Slevogt: HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) IX. Bü 271 (Öhringen) = Knoblauch, Beschreibung Slevogt 174.
  2. Vgl. Knoblauch I/1, 567.
  3. Zur Brücke ausführlich Knoblauch I/1, 565–569; I/2, Taf. XXVI, Abb. 192–196.
  4. Vgl. Dehio Baden-Württemberg I, 420f.; Julius Fekete, Kunst- und Kulturdenkmale in Stadt- und Landkreis Heilbronn, Stuttgart 1991, 70, 72.

Nachweise

  1. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 769 (nur erwähnt).
  2. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) IX. Bü 271 (Öhringen) = Knoblauch, Beschreibung Slevogt 174.
  3. OAB Öhringen 185 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 460 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0046003.