Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 456 Waldenburg, ev. Stadtkirche 1590

Beschreibung

Zwei Portalgewände mit Jahreszahlen. Außen an der Nord- und Südseite des Langhauses. Sandstein.

I. Nordportal. Rundpogenportal, seitlich von auf hohen Podesten stehenden Pilastern gerahmt, die mit Roll- und Beschlagwerk belegt sind und die das Gebälk mit weit vorkragendem Sims tragen. In der Mitte des schmalen Frieses die eingehauene Jahreszahl. An den seitlichen Verkröpfungen des Gebälks und am rechten Bogenzwickel dreimal Stz. nr. 26, über dem Kapitell des rechten Pilasters Stz. nr. 27, am linken Bogenzwickel Stz. nr. 28 und an den Rundsäulchen der beiden Pfosten zweimal Stz. nr. 29. Verwittert; die Oberflächenbeschädigungen großflächig mit Zementmörtel ausgebessert.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

Maße: H. 322, B. 284, Zi. ca. 4,5–9,0 cm.

  1. 1590

II. Südportal. Identischer Aufbau wie das Nordportal, als einzige Abweichung sind die Pilaster kanneliert. Im Fries ebenfalls die eingehauene Jahreszahl, von der aber nur noch die ersten beiden Ziffern original sind, während die beiden letzten – wohl in Orientierung an den Formen der Jahreszahl am Nordportal – bei einer Restaurierung in den angestückten Zementmörtel neu eingehauen wurden. Auf beiden Pilasterkapitellen sowie über dem linken Kapitell dreimal Stz. nr. 26, über dem rechten Kapitell Stz. nr. 30, oben am Schaft des linken Pilasters Stz. nr. 29, am linken und rechten Bogenzwickel Stz. nr. 27 bzw. Stz. nr. 28.

Maße: H. 376, B. 279, Zi. ca. 4,5–9,0 cm.

  1. 1590

Kommentar

Beide Jahreszahlen sind fast gleich ausgeführt. Der Schaft der 1 ist unten gespalten und bildet nach links eine kleine Schlinge. Auch das Bogenende der 5 ist zu einer Schlinge eingerollt. Der Bogen der 9 ist zwar weit eingerollt, aber nicht geschlossen. Die kreisrunde Null ist deutlich kleiner als die übrigen Ziffern.

Die Jahreszahlen dokumentieren den vollständigen Neubau der Waldenburger Kirche im ausgehenden 16. Jahrhundert. Bis zur Reformation war Waldenburg Filial von Öhringen, an der Stelle der Stadtkirche stand eine Ägidiuskapelle. Die 1558 zur selbständigen Pfarrkirche erhobene Kapelle wurde 1562 erweitert1 und dann in den Jahren von 1589 bis 1594 durch die größere dreischiffige Hallenkirche mit Kreuzrippengewölben ersetzt2. Baumeister war Georg Stegle aus Stuttgart, dem der württembergische Baumeister Heinrich Schickhardt beratend zur Seite stand3.

Anmerkungen

  1. Vgl. LdBW IV, 219.
  2. Vgl. die 1929 freigelegte gemalte Renovierungsinschrift von 1717 am südöstlichen Rundpfeiler des Langhauses: Dieszes Gottes Hausz haben von grund auf Neü / Erbauen laszen weÿl(and) der Hochgebohrene Graff / und Herr Herr Georg Friderich der ältere · Graff / von Hohenlohe und Herr zu Langenburg (etc.) vndt / deszen Frauw Gemahlin, Frauw Dorothea gebohrne / Reuszin von Plauen (etc.) welcher bau inner · 5 · Jah=/ren · alsz Nemblichen von Anno · 1589 · bisz 1594 · / vollbracht · in Anno · 1717 · aber · und also am / zweÿten Evangelischen Jubel · Jahr widerum / erneuert worden ·
  3. Vgl. Englert, Waldenburg 458.

Nachweise

  1. Der Lkr. Öhringen 2, 614.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 456 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0045609.