Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 452 Kocherstetten (Stadt Künzelsau), Schloß Stetten 1590

Beschreibung

Mauerquader mit Wappen, Nameninitialen und Jahreszahl. Am zweigeschossigen Erker an der Südostecke der Schildmauer, über dem unteren Fensterpaar. Länglich-rechteckiger Quader aus Muschelkalk. In der linken Hälfte zwei aneinandergeschobene Wappenschilde in Flachrelief, darüber als Beischriften die Nameninitialen (A), seitlich die Jahreszahl (B). Schrift mit schwarzer Farbe nachgezogen; Wappen mit moderner Farbfassung1.

Maße: H. ca. 25, B. ca. 125, Bu. ca. 4, Zi. ca. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    H(ans) R(einhard) V(on) S(tetten) · H(elene) V(on) S(tetten) G(eborne) V(on) G(emmingen)

  2. B

    15 // · // 90

Wappen:
Stetten2, Gemmingen.

Kommentar

Die großen Trennzeichen sind paragraphzeichenförmig. Der Schaft der 1 ist unten nach links zu einer ungewöhnlich großen Schleife umgebogen; auch der Bogen der 5 beschreibt in seiner unteren Hälfte eine große kreisrunde Schleife.

Die in Buckelquadermauerwerk errichtete Schildmauer gehört zu den ältesten Teilen der Burg (2. Hälfte des 12. Jahrhunderts). Der flache vorgesetzte Erker, durch den die Mauer an ihrer südlichen Ecke durchbrochen wurde, war Teil umfangreicher Baumaßnahmen am Schloß in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts (vgl. nrr. 385, 392, 409, 468). Die von außen weithin sichtbare Jahreszahl markiert möglicherweise den Bauabschluß3. Als Bauherren geben sich durch die Eheallianzwappen Hans Reinhard von Stetten zu Kocherstetten († 1627) und seine Frau Helene von Gemmingen zu Bürg (heir. 1584, † 1631)4 zu erkennen. Hans Reinhard war später von 1602 bis 1626 Ritterrat und Truhenmeister des Ritterkantons Odenwald5. Über die durch Hans Reinhard und seinen Vetter Wolf aus der älteren Hauptlinie († 1619)6 vorgenommenen baulichen Veränderungen am Schloß entstand ein Streit mit den Vettern Georg und Ludwig Casimir von Stetten zu Künzelsau7.

Anmerkungen

  1. Das gemmingische Wappen ist falsch bemalt.
  2. Linksgewendet.
  3. Fleck, Burg Stetten 26.
  4. Vgl. Biedermann, Ottenwald, tab. XLI. Der Ehevertrag ist erhalten; vgl. Rückert/Ziegler, Archiv Stetten Nr. 281.
  5. Biedermann, Ottenwald, tab. XLI; Rückert/Ziegler, Archiv Stetten Nrr. 281, R2116–2135.
  6. Biedermann, Ottenwald, tab. XXXVIII A.
  7. Vgl. Rückert/Ziegler, Archiv Stetten Nr. 8.

Nachweise

  1. Kdm. Künzelsau 204.
  2. Biller, Stetten 22 (erwähnt).
  3. Alexander Antonow, Burgen des südwestdeutschen Raums im 13. und 14. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Schildmauer (Veröff. des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br. 40), Bühl/Baden 1977, 253 (erwähnt).
  4. Fleck, Burg Stetten 26 (nur B).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 452 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0045201.