Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 442 Pfedelbach, ev. Pfarrkirche 1589

Beschreibung

Bauinschrift der Gräfinwitwe Agatha von Hohenlohe geb. Gräfin von Tübingen. Ursprünglich über dem Haupteingang angebracht1; jetzt innen an der Südwand des Chors. Ädikula aus Sandstein, farbig gefaßt. Im flachen Dreieckgiebel Roll- und Beschlagwerk, in der Mitte ein Engelskopf in Rundmedaillon; in der niedrigen Hauptzone zwischen kannelierten Pilastern zwei Vollwappen. Darunter ein hoher, zweistöckiger Sockel: in der oberen Zone die zweispaltig eingehauene und mit dunkelroter Farbe auf hellrotem Grund ausgemalte Versinschrift, bei der jeder zweite Vers eingerückt ist; auf den seitlichen Pilasterpodesten Männerfratzen; in der unteren Sockelzone ein vorgeblendeter Unterhang aus Roll- und Beschlagwerk, in der Mitte eine weitere Fratze, die seitlichen Podeste mit Löwenmasken belegt. Das kräftige Sims, das den unteren Abschluß bildet, ruht auf zwei Konsolen.

Maße: H. ca. 340, B. 200, Bu. ca. 1,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. GOT WIL DAS VON VNS CHRISTEN HANDAS EIN IDLICHER WAS ER KHANSOLL THVEN ZVE EHREN SEINEM SOHNCHRISTO IESV DEN GNADEN THRONAVFF DAS SEIN HEILG WORT NAM VND REICHWERDE GEFV̈RDERT EWIGLEICHDIS HAT BETRACHT VNND AVCH GETHONFRAW AGATHA GAR LOBESANa)GRAVIN VONN HOHENLOE GENANTGRAF EBERHARTS GEMAHL ERKHANDTAVSb) TIBINGISCHEM STAMEN WOLGEBORNEIN CHRISTLICH GRAV̈IN AVSSERKHORNALS SI HIE WONT IM WITWE(N)c) STANDTVND TÄGLICHEN SACHd) VNND ERKHANDTDAS DIE ALT KIRCH WAR VILL ZVE CLEINZVE FASSEN DIE CHRISTLICH GEMEIN //HATe) SI DIE ALT KIRCH VFFM GRVNDTABBRECHEN LAN VND ZVE DER STVNDTDISE GESETZT NEW ANN DIE STELLVFF IREN COSTEN VND GEFELLDAS IST GESCHEHN IN IARES FRISTALLEIN ZVE EHRN DEM HERREN CHRISTALS MAN(N) ZALT FV̈NFZEHN HVNDERT IARNACH CHRISTI GBVRT VND WEITTER DARNEV̈N VND ACHTZIG IM AVGSTMONATDER GANTZE BAW SEIN ENDE HATGOT GEB DAS DIS HAVS BLEIBE REINNICHTZ HÖRE DAN GOTS WORT ALLEINVN(N)D HAB DIE GREVIN EWIGLEICHIR FREV̈D VND LOHN IM HIMELREICH .

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Wappen:
Hohenlohe-Langenburg, Tübingen.

Kommentar

Der Duktus der Kapitalis ist unruhig. Dafür verantwortlich sind neben unregelmäßigen Buchstaben- und Wortabständen einige unproportionierte Einzelformen, vor allem das breite M mit kurzem Mittelteil und weit ausgestellten schrägen Schäften und das Z mit hoch gewölbtem oberen und geschwungenem unteren Balken. Die nach links herausgerückten Versanfänge der ungeraden Verse sind durch deutlich vergrößerte Anfangsbuchstaben zusätzlich hervorgehoben. Nur hier ist das A mit einem beidseitig überstehenden Deckbalken versehen. Auch das vergrößerte D weicht von der sonst verwendeten Form ab, indem die Bogenenden nach links weit über den Schaft hinausragen.

Die Bauinschrift dokumentiert den vollständigen Neubau der Pfarrkirche anstelle einer wohl aus dem 15. Jahrhundert stammenden gotischen Kapelle. Den Entwurf lieferte vermutlich der Stuttgarter Baumeister Georg (Jakob) Stegle2. Nach der in der Inschrift genannten ungewöhnlich kurzen Bauzeit erfolgte die Weihe der neuen Kirche im August 15893. Zur Gräfinwitwe Agatha von Hohenlohe vgl. nr. 357.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Über dem S ein überflüssiger Kürzungsstrich.
  3. Der Kürzungsstrich über dem zweiten T und dem W.
  4. D. h. sah.
  5. Über AT ein überflüssiger Kürzungsstrich.

Anmerkungen

  1. Vgl. Der Lkr. Öhringen 2, 474.
  2. Vgl. Fleck, Schloß Pfedelbach 41.
  3. Ebd. 39. Vgl. zum ursprünglichen Aussehen des Neubaus ebd. 39–42.

Nachweise

  1. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 555f.
  2. OAB Öhringen 319 (nur Verse 15–16).
  3. Fischer II/1, 93 (nur Verse 8–20).
  4. FS Kirchengemeinde Pfedelbach 10.
  5. Der Lkr. Öhringen 2, 474 (nur erwähnt).
  6. Fleck, Schloß Pfedelbach 39 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 442 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0044205.