Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 436 Künzelsau, Stadtmuseum, Depot 1588

Beschreibung

Fenstersturz mit Werkmeistersignatur und Nennung der Baumeister. Von dem 1983 abgebrochenen alten Schulhaus (Kirchplatz 11), dort zuletzt über einem Fenster im Erdgeschoß1; zu unbekanntem Zeitpunkt ins Museum gelangt, dort 2003 inventarisiert (Inv.-Nr. 2003/276). Länglich-rechteckiger Sandsteinblock. Auf der Stirnseite in einer ersten Zeile der Name des Werkmeisters, der von einer – offensichtlich vorher eingehauenen – Jahreszahl unterbrochen wird (A); dazu gehört das zentral darunter angebrachte Stz. nr. 23, zu dessen beiden Seiten in einer zweiten Zeile Inschrift (B) angeordnet ist. Verwittert; Schriftzeichen mit grauer Farbe nachgezogen.

Maße: H. 20, B. 128,5, T. 21,5, Bu. 4,2–5,4 (A), 2,6–3,2 (B), Zi. 7,0–8,6 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    IORGa) · BAST 1588 LEb) WERCK · MEISTER

  2. B

    Jorgc) Funckd) · Jorg · Melber · //e) Domals baumeisterf)

Kommentar

Sowohl die Kapitalis mit ihren gelegentlich unmotiviert angesetzten Sporen als auch die Fraktur sind sehr unbeholfen ausgeführt. Der hier sicherlich eigenhändig signierende Jörg Bastle war vermutlich der die Baumaßnahme ausführende Maurer. Die beiden Baumeister waren die von der Gemeinde jeweils auf ein Jahr gewählten Amtsträger, die die Aufsicht über das Rechnungswesen und vorweg über das öffentliche Bauwesen hatten2. Jörg Melber ist in diesem Amt auch noch 1598 und 1602 nachweisbar3.

Die Inschrift bezeugt offenbar eine Erweiterung oder gar einen weitgehenden Neubau4 des Schulhauses, dessen Vorgängerbau 1548 anläßlich von Instandsetzungsarbeiten erstmals aktenkundig wird5. Für den 1827/28 ausgeführten Neubau blieb das alte Sockelgeschoß erhalten.

Textkritischer Apparat

  1. Bogen des R zerstört; jetzt lediglich aufgemalt.
  2. Der Name wird durch die Jahreszahl unterbrochen, so daß man davon ausgehen muß, daß zuerst die Zahl zusammen mit dem Steinmetzzeichen (ungefähr in der Mitte des Werkstücks) eingehauen worden ist.
  3. Fehlt Kdm. Künzelsau.
  4. Junck Kdm. Künzelsau.
  5. Unterbrechung durch Steinmetzzeichen.
  6. Zierranke als Schlußzeichen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Künzelsau 58. Den Hinweis auf das Jahr des Abbruchs des Gebäudes verdanke ich der freundl. Mitteilung von Herrn Stadtarchivar Stefan Kraut, Künzelsau.
  2. Vgl. OAB Künzelsau 293 (danach Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, 460).
  3. Rauser, Künzelsaus stadteigene Urkunden 79 Nr. 29 (1598 VI 29), 82 Nr. 31 (1602 VI 29).
  4. So zu vermuten aus den Angaben in Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, 330.
  5. Vgl. ebd. sowie die knappen und nicht immer korrekten Angaben in Kdm. Künzelsau 58f. Ebd. der Hinweis auf die Ersterwähnung eines Künzelsauer Schulmeisters 1457. Vgl. dazu auch Günther Dürr, 500 Jahre Schule in Künzelsau, in: Hohenloher Chronik 5 (1957) Nr. 9 u. Nr. 10; ders., Aus der Geschichte der Künzelsauer Schulhäuser, in: Hohenloher Chronik 13 (1966) Nr. 10, 1–4.

Nachweise

  1. Kdm. Künzelsau 58f.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 436 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0043607.