Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 432 Waldenburg, Friedhof 1588

Beschreibung

Grabplatte des Georg Schwend. Außen an der Ostwand der 1982 errichteten Leichenhalle, dritter Stein von Norden; ursprünglich im Boden der Friedhofskapelle. Roter Sandstein. Breiter Rahmen, dessen erhaben ausgehauenes Ornament nachträglich abgespitzt wurde; das Feld durch eine – ursprünglich ebenfalls ornamentierte – Rahmenleiste gleicher Breite in eine obere, querrechteckige und eine größere untere Zone unterteilt: oben zwei reliefierte Vollwappen, unten der eingehauene Sterbevermerk. Das Schriftfeld ist durch eine schwach eingeritzte Linie gerahmt. Leicht abgetreten, vor allem im Bereich der Wappen; Ausbrüche an den Rändern.

Maße: L. 194, B. 98, Bu. 4,2–4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

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Datum: 5. Januar 1588 n. St.

Wappen:
Schwend2, Eisenmenger.

Kommentar

Die Inschrift weist eine ungewöhnliche Häufung von Steinmetzfehlern auf, so daß man wohl davon ausgehen muß, daß der Steinmetz des Schreibens unkundig war und seine Vorlage ohne Verständnis für den Inhalt des Textes umsetzte. Unsicherheiten zeigen sich bei der uneinheitlichen Ausrichtung der Schrägschäfte. Der Scheitel des A trägt gelegentlich einen Deckstrich unterschiedlicher Länge, mitunter ist die Spitze auch leicht trapezförmig. Der Mittelbalken des E und des F ist deutlich verkürzt. O ist meist spitzoval.

Georg Schwend entstammt einem im 16. Jahrhundert auch in Hall ansässigen Bürgergeschlecht (auch „Gschwendt“)3. Er ist 1527 in Waldenburg geboren4 und wurde 1556 in das Amt des hohenlohischen Vogts zu Waldenburg berufen5. 1570 wurde er außerdem zum Secretarius ernannt6. Das zweite Wappen bezeichnet Schwends Ehefrau Wandelbar Eisenmenger († 1607)7, von deren Grabplatte ein Fragment auf dem Waldenburger Friedhof erhalten ist (nr. 598). Eine Tochter aus dieser Ehe ist die 1600 verstorbene und in Ingelfingen begrabene Ursula Wölfing (vgl. nr. 524). Eine weitere Tochter Magdalena war mit Peter Renz, Stadtschreiber zu Weinsberg, Amtskeller zu Pfitzingen und Oberamtmann zu Bartenstein, verheiratet8.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Falsche Worttrennung.
  2. D aus T verbessert; das S in kleinerem Schriftgrad auf halber Zeilenhöhe nachgetragen und durch einen darübergesetzten Haken als korrigierender Einschub gekennzeichnet.
  3. ATS auf einem kleinen rechteckigen, etwa 1 cm starken Steinplättchen eingehauen, das anstelle einer verderbten und daher ausgeschnittenen Stelle eingefügt wurde. Das Plättchen ist im Bereich des S beschädigt und bröckelt ab.
  4. So statt ANNO.
  5. Das N spiegelverkehrt.
  6. ERBAR ERNVOeST ohne Worttrennung aneinandergeschrieben; e klein über das O gesetzt.
  7. Hinter dem T nachträglich und von anderer Hand ein H in kleinerem Schriftgrad eingeritzt.
  8. VOGT ZV ohne Worttrennung.
  9. e klein über das O gesetzt.
  10. Danach als Schlußzeichen und Zeilenfüller zwei übereinandergesetzte Quadrangel und rechts davon eine geschwungene Zierlinie.

Anmerkungen

  1. Lat. horae=Stunden.
  2. Linksgewendet. Schreitender Schwan; Helmzier: über Helmwulst ein stehender Schwan mit erhobenen Flügeln.
  3. Vgl. Wunder, Bürgerschaft 598.
  4. Vgl. Willy Winter, Die Vorfahren der Maria Magdalena Horold aus Helmstadt, in: Südwestdt. Bll. für Familien- u. Wappenkunde 19 (1988–90) 12–18, hier: 14.
  5. HZAN Wa 25 Bü 348 (Bestallung).
  6. HZAN Wa 25 Bü 359 (Bestallung zum Vogt und Secretarius zu Waldenburg und Instruktion).
  7. Eheverbindung nachgewiesen bei Winter (wie Anm. 4) 14 sowie auf dem Epitaph (?), das sich ehemals in der Waldenburger Stadtkirche befand (nr. 431 †).
  8. Ebd.

Nachweise

  1. Englert, Waldenburg 476 (teilw.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 432 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0043209.