Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 424 Altkrautheim (Stadt Krautheim), kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist 1586

Beschreibung

Epitaph des kurmainzischen Zollers und Kellers Elias Ditwar. Bis zur Kirchenrenovierung von 1970/71 außen an der Nordwand des Langhauses, seither an der Ostwand des Erweiterungsbaus, dritter Stein von Norden. Roter Sandstein; hoher, ädikulaähnlicher Aufbau ohne Stützen. Als Bekrönung ein von zwei Putti gehaltenes, von Roll- und Beschlagwerk gerahmtes Rundmedaillon mit Vollwappenrelief. In der hohen Hauptzone kniet auf einem weit vorkragenden Sims vor einem Vorhang der Verstorbene nach rechts hin in Anbetung des Kruzifixus; oben am Kreuz der Titulus (A). Das Sims wird von zwei Volutenkonsolen gestützt, zwischen denen im Sockel eine querrechteckige rollwerkgerahmte Schrifttafel angebracht ist; darauf zwei voneinander abgesetzte Schriftblöcke mit Versinschrift (B) und Sterbevermerk (C) untereinander. Witterungs- und Stoßschäden; Gesicht und Hände der Figur verstümmelt, Gliedmaßen des Kruzifixus, Kopf und Arm des rechten Putto sowie Teile der Rahmung abgebrochen.

Maße: H. 245, B. 94, Bu. 1,6 (A), 1,4 cm (B, C).

Schriftart(en): Kapitalis (A, C), schrägliegende Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    INRI

  2. B

    IHR DIE IHR ALHIE FVR VBER GHETa)DENCK WIE DIE SACH MIT VNS IETZ STEHT1)WIE WIR IETZ SIND SO WERTD IHR WERTDENWIE IHR IETZ SEIDT WARN WIR VF ERDEN2)

  3. C

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Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Wappen:
Ditwar5.

Kommentar

Auffallendstes Schriftmerkmal der Kapitalis – sowohl in der aufgerichteten wie in der schrägliegenden Variante – ist die Häufung von Nexus litterarum. Der Steinmetz verrät vor allem in der ungleichmäßigen Ausrichtung der Schrägschäfte Unsicherheiten, aber auch die Schäfte stehen nicht immer senkrecht. Die Balkensporen bilden kräftige Dreiecke, während die Schaftenden fast keine Sporen aufweisen6.

Elias Ditwar dürfte im Amt des Kellers in Krautheim unmittelbar seinem 1561 verstorbenen Schwiegervater Lorenz Bauer (vgl. nr. 306) nachgefolgt sein. Er war in erster Ehe mit Ursula Bauer († 1577), in zweiter Ehe mit Barbara Firnhaber († 1586?) verheiratet. Die Epitaphien beider Ehefrauen sind erhalten (nrr. 375, 426).

Textkritischer Apparat

  1. Erste Zeile als Überschrift zentriert.
  2. Sic!
  3. Ungewöhnliche Kürzung durch kurzen, rechtsschrägen Doppelstrich auf halber Zeilenhöhe.

Anmerkungen

  1. Nach Klg 1,12.
  2. Mahnung der Toten an die Lebenden, in ähnlicher Form häufig inschriftlich verwendet; vgl. DI 29 (Worms) nr. 741 (17. Jh.?); lateinische Versionen: DI 13 (Nürnberg: St. Johannis, St. Rochus u. Wöhrd) nrr. 944, 1161; DI 34 (Bad Kreuznach) nr. 385; DI 49 (Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau) nr. 271. Allg. vgl. Willy Rotzler, Die Begegnung der drei Lebenden und der drei Toten. Ein Beitrag zur Forschung über die mittelalterlichen Vergänglichkeitsdarstellungen, Winterthur 1961; M. Q. Smith, Art. „Drei Lebende und drei Tote“, in: LCI 1, Sp. 550–552.
  3. Schreibweise Krautten zu 1479 belegt: vgl. Albert Krieger, Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, 1. Bd., Heidelberg ²1904, Sp. 1257.
  4. Vgl. Petrus Ortmayr, „Allhernach“. Bedeutung und Verbreitung dieses Wortes auf oberösterreichischen Grabdenkmälern des 16. Jahrhunderts, in: Christl. Kunstbll. 90 (1952) 17–21. Die Formel findet sich im näheren Umkreis in inschriftlicher Verwendung auch auf dem Epitaph des Administrators des Hochmeistertums in Preußen und Deutschmeisters Walter von Kronberg von 1539 in Bad Mergentheim; vgl. DI 54 (Mergentheim) nr. 139.
  5. Unter Schildhaupt ein fünfstrahliger Stern; Helmzier: fünfstrahliger Stern. Auf dem Epitaph von Ditwars Frau Ursula (nr. 375) und auf dem Wappenstein von 1582 am Turm der Altkrautheimer Kirche (nr. 408) fehlt das Schildhaupt.
  6. Zu dem ausführenden Steinmetzen vgl. Einl. 69.

Nachweise

  1. StAL E 258 VI Bü 2087 (Koll. Alberti OA Künzelsau) Nr. 4 (nur erwähnt).
  2. Ebd. Nr. 111 (paläograph. genaue Transkription).
  3. OAB Künzelsau 331 (nur erwähnt).
  4. Kdm. Künzelsau 73 (nur erwähnt).
  5. Leistikow, Inschriften von Krautheim 498 (nur C teilw.).
  6. Ders., Die kurmainzischen Amtskeller 412 (nur erwähnt).
  7. Rauser, Krautheimer Heimatbuch 136 (nur C, nach Leistikow).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 424 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0042407.