Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 73: Hohenlohekreis (2008)
Nr. 423 Neuenstein, ev. Stadtkirche (1586)
Beschreibung
Grabplatte des Pfarrers Gallus Hartmann. Innen an der Südwand des Chors angebracht. Roter Sandstein. Zwischen Linien umlaufend eingehauener Sterbevermerk (A); im Feld zentral ein reliefiertes Wappen in kreisrunder Eintiefung, darüber und darunter zwei Bibelsprüche (B, C). Die Zeilen aller Inschriften sind mit Hilfslinien vorgeritzt. Oberflächenschäden, Ränder ausgebrochen und stellenweise ergänzt.
Maße: L. 211, B. 71, Bu. 4,5 (A), 3,1 (B), 3,0 bzw. 2,8 cm (C)1.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
ANNO · M · D · XCVa) · DEN · / XXV · DECEMBRIS · VERSCHIED · IN · GOT · SELIGLICH · DER · EHRWVRDIG / · VNDT · WOLGELEHRT · / HER GALLVS · HARTMAN(N) · PFARRHER · ALHIER · DEM · GOT · GNEDIG · SEIE · AME(N)
- B
ABER · DEINE · TODTEN / WERDEN · LEBEN · VNDT · / MIT · DEM LEICHNAM · VF=/FERSTHEN2) · ESAIAE CAP XXVIb)
- C
CHRISTVSc) ALLEIN · DAS · LE=/=BEN · MEIN ·STERBEN DRV=/=MB · NVR · MEIN GWIN · / MVES · SEIN3) · S(ANCTI)d) · PAVL(I) EPIS(TOLAE) / AD PHILIP(PENSES) · CAP(ITVLO) Ib)
Versmaß: Deutsche Reimverse (C).
Datum: 25. Dezember 1585=4. Januar 1586 n. St.
Hartmann4. |
Textkritischer Apparat
- So statt LXXXV bzw. XVC; vgl. den Kommentar.
- Zahlzeichen durch darübergesetzten Strich hervorgehoben.
- VS verbessert aus O.
- S deutlich vergrößert.
Anmerkungen
- Bibelstellenangabe in der letzten Zeile in kleinerem Schriftgrad.
- Jes 26,19.
- Nach Phl 1,21.
- Herz, belegt mit einem Schrägbalken und besteckt mit einem oben, rechts und links wiedergekreuzten Kreuz.
- Alle Angaben zur Person nach Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 150 Nr. 874.
- Vgl. Franz, Kirchenleitung 76–86.
- Vgl. Hesler/Taddey, Stadtkirche 8.
- Pfarrerbuch Württ. Franken 1, 79.
Nachweise
- Maurer, Kirchengeschichte 34 (nur A).
Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 423 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0042300.
Kommentar
Die Kapitalis wirkt grobschlächtig. Der obere Bogen von B und R setzt deutlich getrennt vom unteren Bogen bzw. von der Cauda am Schaft an. Die Bogenenden des D sind nach links über den Schaft hinaus verlängert. Der Balken des H ist nur in einem Fall nach oben ausgebuchtet. I-Punkt in Form eines großen Quadrangels ist fast regelmäßig gesetzt. M hat schräggestellte Schäfte und ein sehr kurzes Mittelteil. Besonders markant ist die keilförmige Verbreiterung des L-Balkens, dessen Spitze bisweilen weit aufragt. Als Worttrenner dienen Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.
Gallus Hartmann stammt aus Füssen, er ist um 1530 geboren5. Er studierte in Tübingen (imm. 1549, bacc. 1550), versah zunächst ab 1553 den Pfarrdienst in Esslingen und wechselte 1556 als Stadtpfarrer und Hofprediger nach Neuenstein. Er war der erste evangelische Stadtpfarrer in Neuenstein und wirkte bei der Ausarbeitung der hohenlohischen Kirchenordnung 1578 mit6. Seine Stellung als Ratgeber des Grafen Ludwig Kasimir und als Erzieher von dessen Söhnen7 dokumentiert die hohe Wertschätzung, die er bei der Herrschaft genoß. Das Sterbejahr ist in der Inschrift der Grabplatte falsch angegeben. Hartmann starb bereits 1585, von 1586 bis 1608 amtierte als sein Nachfolger Martin Bach8.