Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 418 Adolzfurt (Gde. Bretzfeld), ev. Pfarrkirche 1585

Beschreibung

Epitaph des Johann von Olnhausen. Innen an der Nordwand des Langhauses. Schmale Ädikula aus rotem Sandstein. Im von zwei Kugeln flankierten Spitzgiebel ein Engelskopf; in der Hauptzone Vollwappen zwischen Pilastern; in der gleich hohen Sockelzone, ebenfalls zwischen Pilastern, eine Tafel mit Roll- und Beschlagwerkrahmen, darauf die eingehauene Versinschrift. Grundlinie der ersten Zeile vorgeritzt. Alle Pilaster belegt mit in Flachrelief ausgeführten Blumenvasen. Kanten bestoßen; links oben ein geflickter Bruch.

Maße: H. 214, B. 94, Bu. 3,0 cm1.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. DAVSENT · FINF · HVNDERTT · / FINFF · VND · ACHTZIG · /
    ALS · MAN · ZALT · SIBEN = / VND · ZWANTZIG · /
    TAG · DES · MERTZENS = / NACH · CHRIST · GEBVRTT · /
    CHRISTLICH · ABENTS · ZV = / ADELSFVRT ·
    DER · ERBAR = / VND · EHRNVEST · IOHAN ·
    VON / OLNHAVSEN · SEIN · ENDE · NAM · /
    NACH · DEM · ER · VIER · VNDZWAN=/TZIG · IAR ·
    HOHENLOISCHER · VOGT = / DA · WAR ·
    VND · VIER · IAR · ZVVOR = / ÖRINGER ·
    AVCH · WALDENBERG/ISCHER · KELER ·
    DER · LEIBa) ALHIE = / BEGBABENb) · LIGT ·
    DIE SEL · GEW=/ISLICH · IM · HIMEL · SIGTTc)

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Datum: 6. April 1585 n. St.

Wappen:
Olnhausen.

Kommentar

Buchstabenabstände und -breite schwanken erheblich. Die fehlende Vorzeichnung macht sich im Platzmangel am Ende der Inschrift bemerkbar, wo der Steinmetz gezwungen war, die Zeilenhöhe zu verringern. Schrägschäfte und Bögen verdicken sich an ihren freien Enden keilförmig. Auffälligste Einzelform ist das zumeist leicht nach rechts gekippte S mit sehr weit eingebogenen und fast geschlossenen kreisrunden Bögen. A hat gelegentlich einen geknickten Mittelbalken. O ist spitzoval; die spitz zulaufende Cauda des R ist geschwungen. M, V und W sind häufig überproportional breit. Der kreisrunde I-Punkt ist nur unregelmäßig gesetzt. Über den linken Schaft des I gesetzt deutet er Nexus litterarum von I und N an. Während ein einfacher runder Punkt auf halber Zeilenhöhe als Worttrenner fungiert, ist das Versende jeweils durch einen paragraphzeichenförmig verzierten Punkt markiert. Doppelstrich am Zeilenende bezeichnet hier nicht nur die Zusammengehörigkeit getrennter Wortteile sondern auch die Fortführung eines Verses in der folgenden Zeile. Vom selben Steinmetz stammen nach Ausweis der charakteristischen Schriftformen eine Reihe überwiegend Öhringer Grabmäler (nrr. 397 [?], 399, 415, 418).

Johann von Olnhausen war der Inschrift zufolge von 1561 bis zu seinem Tod gräflich hohenlohischer Vogt zu Adolzfurt, zuvor offenbar – hier ist die Inschrift unpräzise – hohenlohe-waldenburgischer Keller zu Öhringen. Adolzfurt war Sitz des gleichnamigen Amtes, das bei der hohenlohischen Landesteilung 1553 an die Linie Waldenburg gefallen war.

Textkritischer Apparat

  1. E klein über den Balken des L gestellt.
  2. Steinmetzfehler.
  3. Danach als Zeilenfüller ein großer runder Punkt, von dem nach beiden Seiten eine Wellenlinie ausgeht.

Anmerkungen

  1. Erste Zeile nur 2,8 cm, die letzten drei Zeilen je 2,6 cm hoch.

Nachweise

  1. Der Lkr. Öhringen 2, 53 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 418 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0041809.