Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 413 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna vor 1584?, 1592

Beschreibung

Grabplatte der Ursula Lutz geb. Schwartz. Im Chor im Boden, dritte Reihe von Westen, sechste Platte von Norden. Roter Sandstein. Im oberen Viertel Sterbevermerk (A), darunter in einem eingetieften querrechteckigen Feld ein Wappenschild zwischen Stundenglas und Totenschädel, im Schild die Initialen (B); in der unteren Hälfte der Platte Mahngedicht (C) und Bibelspruch (D). Alle Zeilen mit Hilfslinien vorgeritzt. Linker Rand stellenweise mit Zementmörtel überschmiert.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 183, B. 91, Bu. 3,2–3,5 (A), 6,2 (B), 3,5–4,0 (C), 4,2 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    ANNOa) 1〈592 MONTAG DEN 4 DAG / (SEPTEM)BRIS ·b)〉 IST DIE ERBARRA FRAW / VRSVLLA SCHWERCZIN SIX LVCZEN / ELLICHE HAVSFRAW IN GOT VER/SCHIDEN VND WART EINE FRELLICHEc) / VFFER STEVNG · DAS GEB VNS GOT / ALLEN AMENN ·

  2. B

    V(rsula) S(chwerczin)

  3. C

    O MENSCH DV HAST VERLASNd) MICH
    EIN ERSCHRÖCKENER ANBLICK BIN ICH
    ICH WAS SCHEN , IVNG VND REICH
    JCZ BIN ICH GAR KEINEM MENSCHEN · GLEICH
    KLEIN IST DER TROST VF DISER ERTEN
    IR LEBEN MIESEN ALLEc) ALSO GESTALT WERe)
    MENSCH DIE FYGVR EBEN BESICH
    VND PIT GOT FVR DICH VND MICH

  4. D

    ICH WIL SI VON DEM GWALT DER / HELLENc) ERLOSEN VND VON DEM / TODT ERRENf)1) O TODT WO IST DEIN / PLAG O HEL WO IST DEIN STACHEL2) / OSEAg) 13 CAP

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Datum: 14. September 1592 n. St.

Wappen:
Ursula Schwartz3.

Kommentar

Auch die Grabplatte für Ursula Schwartz’ Mann, den 1584 verstorbenen Sixt Lutz, ist erhalten (nr. 412). Die Schriftformen der Kapitalis wie auch die des nachgetragenen Sterbedatums sind auf beiden Grabmälern jeweils identisch, so daß man wohl davon ausgehen muß, daß beide Platten gleichzeitig und von demselben Steinmetzen noch zu Lebzeiten des Ehepaars angefertigt worden sind und daß die Sterbevermerke dann 1584 bzw. 1592 (oder beide erst 1592?) von einem anderen Steinmetzen – vermutlich Philipp Kolb – komplettiert wurden. Charakteristisch für dessen Schrift sind unter anderem das kreisrunde G mit weit nach links eingerückter Cauda und ein Zeilenfüller in Form eines Quadrangels mit rechts angesetzter Zierschleife.

Textkritischer Apparat

  1. A-Versal deutlich vergrößert und durch besondere Verzierung hervorgehoben.
  2. Als Füllzeichen ein Quadrangel mit nach rechts angefügter Zierschleife.
  3. Das zweite L verkleinert über den Balken des ersten L gestellt.
  4. Der linke Schrägschaft des A verkürzt und über den Balken des L geschoben.
  5. So aus Platzmangel statt WERDEN; kein Kürzungszeichen.
  6. So statt ERRETTEN.
  7. Bibelstellenangabe in der letzten Zeile zentriert.

Anmerkungen

  1. Hos 13,14.
  2. Nach 1 Ko 15,55.
  3. Kein Wappen im eigentlichen Sinn; lediglich die Nameninitialen der Verstorbenen in einem Schild.

Nachweise

  1. Birkenstock 21f. Nr. 21.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 413 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0041304.