Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 397 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna um 1580

Beschreibung

Epitaph der Maria Geier geb. Siginger verwitwete Pfannenschmid. Innen in der Nordostecke des Langhauses. Ädikula aus rotem Sandstein. Im rundbogigen Giebel eine Muschel, belegt mit einem Engelskopf; statt des Gebälks nur ein schmales Sims; in der Hauptzone zwischen Pilastern ein großes linksgewendetes Vollwappen; als Sockel eine breit gerahmte, querrechteckige Schrifttafel: auf dem Rahmen Umschrift (A), im Feld Versinschrift (B). Alle Schriftzeilen vorgeritzt. Geringfügige Stoßschäden, Helmzier verstümmelt.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 190, B. 83,5, Bu. 3,3 (A), 3,0 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    LEBEN WIR SO LEBEN WIR / DEM HERREN STERBEN / WIR SO STERBEN WIR DEM / HERREN1) ROM 14a) ·

  2. B

    ALS MAN ZALT FVNFZEHVNDERT IAR ·
    VND EINVNDSIBENZIG FIRWAR ·
    IENNERS DEN VIERVNDZWENTZIGSTENb)
    IN GOTT IST SEELIG VERSCHIDEN ·
    MARIA SIGINGERN MITT LIEB ·
    IERG PFANNENSCHMIDS GLASEN2) WITTIBb)
    GEWESNEN BVRGERMAISTERS SCHAVWb)3)
    ZV ORINGEN EIN LIEB HAVSFRAVW ·
    BASTIAN GEIERS SCHVLTHEISN ZWARb)
    HAT GLEBT SIBENVNDZWEINZIG IAR ·

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Datum: 24. Januar 1571.

Wappen:
Siginger.

Kommentar

Charakteristische Merkmale der Kapitalis sind die keilförmigen Verbreiterungen der freien Schaft- und Schrägschaftenden, S mit weit eingebogenen Bogenenden sowie die auffällig breiten M (mit weit ausgestellten Schrägschäften und kurzem Mittelteil) und V. O ist oval oder spitzoval, und I hat durchgängig einen großen dreieckigen Punkt. Zur Markierung der meisten Versenden dienen Quadrangel auf halber Zeilenhöhe. Die Versinschrift (B) ist in Scriptura continua geschrieben. Von der Hand desselben Steinmetzen stammen nach Ausweis der markanten Schriftformen einige weitere Inschriftendenkmäler des Bearbeitungsgebiets, die allerdings erst in den achtziger Jahren des 16. Jahrhunderts entstanden sind4. Wahrscheinlich muß das vorliegende Grabmal auch in diese Zeit gerückt werden. Denn der zweite Ehemann der Verstorbenen, der gräflich hohenlohische gemeinschaftliche Schultheiß zu Öhringen Sebastian Geier, bekleidete dieses Amt nach Ausweis der Inschrift auf seinem Epitaph von 1604/1607 (nr. 580) erst ab 1575. Da er in der vorliegenden Inschrift (B) bereits als Schultheiß bezeichnet ist, kann das Epitaph für Maria Siginger somit frühestens 1575 in Auftrag gegeben worden sein.

Textkritischer Apparat

  1. Die Zahl mit einem langen geschweiften, nach oben ausgebuchteten Strich überstrichen.
  2. Der letzte Buchstabe aus Platzmangel auf dem Rahmen.

Anmerkungen

  1. Rö 14,8.
  2. D. h. gelassene = hinterlassene.
  3. D. h. schau („sieh an“); Füllwort aus Reimgründen.
  4. Vgl. Einl. 68f.

Nachweise

  1. Birkenstock 47 Nr. 46.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 397 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0039705.