Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 389 Neuenstein, Friedhofskapelle 1580, 1588

Beschreibung

Grabplatte für Oswald Glatthorn und seine Frau Barbara geb. Sigel. Bis 1962 im Fußboden, nach der Restaurierung der Kapelle 1963 innen an der Nordostwand des Chors aufgerichtet. Sandstein. In der Mitte innerhalb eines kreisförmig eingetieften Feldes ein Wappen in Flachrelief; darüber der zeilenweise eingehauene Sterbevermerk für Oswald Glatthorn (A); unten der – durch die jetzige Aufstellung auf dem Kopf stehende – Sterbevermerk für die Frau (B). Leicht abgetreten. In der letzten Zeile von (A) kleine, mit Zementmörtel ausgebesserte Fehlstelle; Inschrift hier nachgehauen.

Maße: L. 196, B. 91, Bu. 4,1–6,2 (A), 4,1 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    〈Anno · 1 · 5 · 88 · den · 23 · Oc=/=tobrisz〉 Jst Jn Gott Christlich Ent=/=schlaffen der Erbar Oswalt Gl=/=athorn : Bvrger Vnd Desz gerich=/=tsza) alhie Dem wöle got gnedig / Vnd Barmhertzig sei[n a]men

  2. B

    Anno · 15 · 80 · den · 15 · marti / Jst Jn Got verschiden die tvg/[e]ntsam Fravw Barbara sigelin / Oswalt Glathornsz Eliche Havsz / Fravw Der sel got genetig sein / wölle Amen

Wappen:
Glatthorn1.

Kommentar

Die Fraktur ist trotz des sichtbaren Bemühens des Steinmetzen sehr unregelmäßig. Der unruhige Duktus kommt hauptsächlich durch ungleiche Buchstabenabstände und durch die unorganische Kombination von eckigen, gebrochenen und runden Formen zustande. Besonders auffällig ist das lange s, dessen Oberlänge scharf nach rechts umbiegt, häufig sogar umknickt, und dessen Unterlänge – mitunter mit zittriger Linienführung – weit nach links ausschwingt, sowie das m mit geschwungenem und in den Oberlängenbereich ragendem linken Schaft. Der rechte Schaft des v ist unten nach links gebrochen. Unter den Versalien ist das rechts eingedrückte, bohnenförmige O bemerkenswert, unter den Ziffern die 8 mit oben und unten spitz ausgezogenen Bögen. Das Todesdatum für Oswald Glatthorn scheint nachgetragen zu sein. Zwar verrät die Schrift dieselbe Hand, doch ist die Kerbe in dieser Passage der Inschrift tiefer eingehauen, und die Schriftgröße schwankt erheblich. Dies ist vermutlich auf die Schwierigkeiten bei der nachträglichen Bearbeitung der Platte in waagerechter Lage zurückzuführen. Glatthorn scheint dem Wappen zufolge Küfer gewesen zu sein2.

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennstriche am Zeilenende aus Platzmangel unter die Grundlinie gesetzt.

Anmerkungen

  1. Zwei schräggekreuzte Küferhämmer, bewinkelt beiderseits von je einem senkrecht gestellten Hammereisen (?) und unten von einem geöffneten Zirkel.
  2. Nicht, wie Eberhard, Grabsteine Friedhofkapelle 1, vermutet, „wahrscheinlich … Steinhauer“.

Nachweise

  1. Eberhard, Grabsteine Friedhofkapelle 1 (A; B nur teilw. u. ungenau).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 389 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0038900.