Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 387 Waldenburg, ev. Stadtkirche 1579?

Beschreibung

Epitaph des Balthasar Kechler von Schwandorf. Ursprünglicher Standort in der Kirche unbekannt1; seit 1973 in der Sakristei, im ersten Obergeschoß an der Westwand angebracht2. Nur mehr fragmentarisch erhaltene ädikulaähnliche Tafel aus rotem Sandstein. Bekrönung und Gebälk, in denen sich der Sterbevermerk und zwei Ahnenwappen befunden haben müssen3, fehlen. In der Hauptzone, von der links oben ein großer Teil weggebrochen ist, vor einer Rundbogennische die nach rechts hin vor dem Kruzifixus kniende und betende Figur eines jungen Mannes in höfischer Tracht; vor der Kniebank einrunder, federgeschmückter Hut; oben am Kreuz Täfelchen mit Kreuztitulus (A), am Fuß des Kreuzes ein Vollwappen; Seitenteile aus Roll- und Beschlagwerk. Im niedrigen Sockel ist ein Bibelspruch (B) eingehauen, im aus Roll- und Beschlagwerk gebildeten Unterhang sind seitlich die beiden unteren Wappen der Vierahnenprobe angebracht. Bestoßen; Nase und Hände der knienden Figur abgebrochen, ebenso Teile des Kruzifixus, des Vollwappens und der Seitenteile.

Maße: H. (Rest) 138, B. 94, Bu. 1,7 (A), 1,8 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur und Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    INRI

  2. B

    Jch lige vnd schlaffe , vnd erwache , dan der Herr erhelt mich4) . Ps(alm)a) · D(avids)b) III ·

Wappen:
Kechler von Schwandorf;
[Kechler von Schwandorf] [Horneck von Hornberg]
Speth5 Adelmann von Adelmannsfelden.

Kommentar

Die Ober- und Unterlängen der Fraktur sind weit ausgezogen. Die Versalien sind schlicht und ohne jede Verzierung. Aus der Pfarrbeschreibung von 1905 geht lediglich hervor, daß es sich bei dem vorliegenden Epitaph um das Grabmal eines 1579 verstorbenen Kechler von Schwandorf handelt, ein Vorname wird jedoch nicht überliefert. Demnach muß zu Beginn des 20. Jahrhunderts immerhin ein Teil des Sterbevermerks noch erhalten gewesen sein. Die Reste der Vierahnenprobe erlauben in Verbindung mit dem überlieferten Sterbejahr des Grabmals eine Identifizierung des Verstorbenen. Es muß sich um Balthasar, den ältesten von neun Söhnen des Hans Kaspar II. Kechler von Schwandorf († 1576)6 aus dessen dritter Ehe mit Martha Horneck von Hornberg († 1583) handeln7. Er war zum Zeitpunkt des Todes seines Vaters 1576 noch unmündig, ebenso noch am 27. Oktober 1579, als Bischof Marquart von Speyer für die neun Brüder einen Lehenbrief über das Mannlehen zu Diedelsheim (Stadt Bretten, Lkr. Karlsruhe) ausstellte8. Da Balthasar der einzige der Brüder ist, der 1583 nicht mehr am Leben war – sieben starben nachweislich erst im 17. Jahrhundert9 –, muß er der in Waldenburg Beigesetzte sein. Er studierte in Tübingen (imm. 1575 VII 9)10. Möglicherweise ging er danach an den Hof des Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe, was seine Bestattung in Waldenburg erklären könnte. Wenn das in der Pfarrbeschreibung genannte Todesjahr stimmt, muß Balthasar im November oder Dezember 1579, also nach Ausstellung des erwähnten Lehenbriefs, gestorben sein. Die Waldenburger Totenregister sind erst ab 1593 überliefert und erlauben somit keinen weiteren Aufschluß.

Textkritischer Apparat

  1. Das s deutlich kleiner als das P und in den Mittellängenbereich eingefügt, also wohl als Buchstabe der Humanistischen Minuskel aufzufassen.
  2. Kürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Die Pfarrbeschreibung von 1905 (wie unten) erwähnt lediglich, daß sich der Stein in der Kirche befand. Nach einem Artikel im Hohenloher Landbote vom 17.11.1929 befanden sich die meisten Grabmäler im Chor und im unteren Turmgeschoß.
  2. Den Hinweis auf das Epitaph verdanke ich dem Mesner Herrn Hermann, Waldenburg.
  3. Das in der Pfarrbeschreibung genannte Todesjahr 1579 kann nur der Inschrift entnommen worden sein.
  4. Ps 3,6.
  5. Linksgewendet.
  6. Sein fragmentarisch erhaltenes Epitaph in Gündringen (Stadt Nagold, Lkr. Calw); vgl. DI 30 (Calw) nr. 262.
  7. Zur Genealogie der Kechler vgl. Otto Bickel, Die Freiherren Kechler von Schwandorf, in: Kraichgau 11 (1989) 144–161, bes. 146f.
  8. Ebd. 148; zu Balthasar vgl. ferner Archiv der Freiherren Kechler von Schwandorf Schloß Unterschwandorf, bearb. v. Dagmar Kraus u. Heike Talkenberger (Inventare der nichtstaatlichen Archive in Baden-Württemberg 22), Stuttgart 1996, 81 U129 (1578 I 24).
  9. Bickel (wie Anm. 7) 146f.
  10. Matrikeln Tübingen I, 542 Nr. 183,42.

Nachweise

  1. LKA, A 29 Nr. 4956, Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Waldenburg 1905, p. 221 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 387 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0038709.