Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 384 Neunstetten (Stadt Krautheim), ev. Pfarrkirche 1579?

Beschreibung

Grabplatte der Anna von Berlichingen geb. Zollner von Halburg. Innen an der Ostwand, rechts neben dem Sakristeieingang. Sandstein. Eingehauene Umschrift, in den vier Ecken von Vollwappen unterbrochen; im eingetieften Mittelfeld vor einer Rundbogennische die stehende Gestalt der Verstorbenen mit zum Gebet übereinandergelegten Händen, der Kopf ragt in den Rahmen der Platte hinein und unterbricht die Umschrift. Stark verwittert, Oberfläche blättert schichtweise ab; rechte untere Ecke völlig zerstört, die Inschrift ist auch in der linken oberen und unteren Ecke stark beschädigt. Die Platte ist mit Steinfarbe gestrichen und ringsum eingeputzt.

Maße: L. 177, B. 95,5, Bu. 3,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. 1̣57̣[9 D]Ẹ(Ṇ)a) 3 TAG // DECEMBRIS / ABENDTS ZWISCHE(N) · 9 VND · 10 VHR(N) IST IN GOT VE[RS]CḤỊDẸ(N)b) D[IE EDEL V]ND / [. . .]Ẹ SẠMEc) FRAWd) ANNA VO(N) BẸṚḶICHI(N)/[GEN GEBO]RNEe) ZOLLERI(N) VON HALBVRG DEREN SELLEN GOT GENAD

Wappen:
Berlichingen Zollner von Halburg1
Geyer von Giebelstadt2 [Grumbach]3

Kommentar

Die Schrift ist eine schmal proportionierte Kapitalis mit überbetont breiten Senkrechten. Das A ist oben trapezförmig abgeflacht, gelegentlich steht der rechte Schrägschaft senkrecht. Die Enden der Balken und Bögen, nicht aber der Schäfte, sind mit kräftigen keilförmigen Sporen versehen. Vom selben Steinmetz sind den Schriftformen zufolge etliche weitere Grabmäler im Nordwesten des Bearbeitungsgebiets erhalten4.

Anna war eine Tochter des Kaspar Zollner von Halburg und der Ursula von Grumbach. Sie muß nach 1541, dem Jahr der Eheschließung der Eltern, geboren sein5. Die beiden Wappen der heraldisch rechten Seite sind die elterlichen Wappen ihres Ehemannes Hans Gottfried von Berlichingen zu Neunstetten und Hochhausen († 1588). Die Hochzeit mit Hans Gottfried fand der Inschrift auf Annas Epitaph (nr. 383 †) zufolge sieben Jahre vor ihrem Tod statt. In zweiter Ehe heiratete Hans Gottfried 1580 Amalia von Grumbach6.

Textkritischer Apparat

  1. 1584 DE(N) Leistikow, Berlichingen-Grabplatten. Leistikows Lesung kann nicht stimmen (vgl. Kommentar) und ist auch mit dem Befund nicht vereinbar. Von der dritten Ziffer der Jahreszahl ist der Schrägschaft noch erkennbar, so daß nur eine Lesung als 7 in Frage kommt. Die vierte Ziffer ist fast völlig zerstört, mehr zu erahnen als zu erkennen ist eine leicht nach rechts durchgebogene Linie, die der untere Teil einer 9, vielleicht aber auch der Schrägschaft einer 7 sein könnte. Vom folgenden D ist nur das untere Schaftende erhalten.
  2. Von den Buchstaben der zweiten Worthälfte sind jeweils nur die unteren Hälften erhalten.
  3. Zu lesen ist vermutlich [TVG]E(ND)SAME; vor dem S allerdings ein größerer Buchstabenabstand.
  4. DIE ERBAR / FRAW Leistikow, Berlichingen-Grabplatten; Lesung mit dem Befund nicht vereinbar.
  5. Sinngemäße Ergänzung.

Anmerkungen

  1. Rüdenrumpf mit beringtem Halsband; Helmzier: bärtiger Mannsrumpf (stark verstümmelt); vgl. Alberti 1107; Schöler, Familienwappen 118, Taf. 90.
  2. Linksgewendet. Das Wappenbild ist stark beschädigt, die Helmzier verstümmelt und unkenntlich.
  3. Völlig zerstört, aber zu rekonstruieren: die Mutter der Verstorbenen war Ursula von Grumbach; vgl. Leistikow, Berlichingen-Grabplatten 820.
  4. Vgl. Einl. 69.
  5. Zu den genealogischen Angaben vgl. Leistikow, Berlichingen-Grabplatten 820.
  6. Vgl. nrr. 433, 650.

Nachweise

  1. DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nr. 326 (unvollständig).
  2. Leistikow, Inschriften von Krautheim 502 (nur erwähnt).
  3. Ders., Berlichingen-Grabplatten 820f.
  4. Vierengel, Ergänzungen 89 nr. 326.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 384 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0038408.