Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 381 Aschhausen (Gde. Schöntal), Schloß 1578

Beschreibung

Rundbogenportal mit Jahreszahl. In der Durchfahrt des barocken Hauptbaus, rechter Hand. Sandsteingewände, dessen Bogen sich aus zwei schmal abgefasten Werkstücken zusammensetzt. Der rechte Bogenstein trägt etwa in seiner Mitte eine eingehauene und mit schwarzer Farbe nachgezogene Jahreszahl. Da die beiden letzten Ziffern durch die Fase unten beschnitten sind, muß das Werkstück am jetzigen Standort zweitverwendet sein und ursprünglich zu einem Rundbogen von kleinerem Durchmesser (an gleicher Stelle?) gehört haben. Bei der Erstverwendung stand die Jahreszahl sicherlich im Scheitel des Bogens.

Maße: H. (Gesamt) 230, B. 170, Bogenstärke (ursprünglich) ca. 20, Zi. 8,5–10 cm.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. 15 78a)

Kommentar

Die Form der 5 mit kurzem, deutlich nach rechts durchgebogenen Schaft und mit weit eingerolltem Bogen entspricht weitgehend der in der Jahreszahl am Portal der Aschhausener Mühle von 1573 (nr. 355.I). Da auch die – freilich wenig charakteristische – Gestaltung der Ziffern 1 und 7 völlig übereinstimmt, könnten beide Arbeiten von der Hand desselben Steinmetzen stammen.

Die Jahreszahl (verlesen als 1579) wurde von Himmelheber als Indiz dafür gewertet, daß 1579 unterhalb des Burgareals ein Schloßneubau errichtet wurde1. Fleck vermutet dagegen, daß an der Stelle bereits ein älteres Gebäude stand, das 1578 lediglich nach Osten erweitert wurde bis zu der Wand, an der sich heute das Rundbogenportal befindet2. Dieser Vorgängerbau stecke noch im Erdgeschoß des Westteils des bestehenden Barockschlosses, das unter den Äbten von Schöntal im späten 17. Jahrhundert erbaut wurde. Schöntal hatte das Schloßareal 1671 nach dem Aussterben der Herren von Aschhausen erworben. Da aber, wie gezeigt, die Jahreszahl erst in Zweitverwendung an ihren jetzigen Platz gelangt ist, könnte der Rundbogen auch von einem anderen Bau des Burg- bzw. des erweiterten Schloßareals stammen und erst anläßlich des barocken Neubaus für das neue Portal umfunktioniert worden sein. Ohne eine noch ausstehende gründliche Bauuntersuchung des Schlosses läßt sich derzeit keine Klärung herbeiführen. Immerhin bezeugt die Jahreszahl eine Bautätigkeit im Schloßbereich unter Gottfried von Aschhausen († 1581) und seiner Frau Brigitta Zobel von Giebelstadt, ebenso wie eine – wohl ebenfalls nachträglich versetzte – Wappentafel mit den Vierahnenproben der beiden an der östlichen Giebelseite des Wirtschaftsgebäudes3 im Süden des Schloßhofs.

Textkritischer Apparat

  1. Untere Hälfte des unteren Bogens der 8 fehlt; vorletzte Ziffer unten beschnitten, Lesung als spitze 2 möglich, aber vom gesamten Schriftbefund her auszuschließen; vgl. Kommentar. 1579 Kdm. Künzelsau; 1578 („eventuell auch als 1574 zu lesen“) Fleck.

Anmerkungen

  1. Kdm. Künzelsau 83.
  2. Fleck, Burgenporträt Aschhausen 140.
  3. Ohne Inschrift; Ahnenprobe rechts: Aschhausen, Ehrenberg, Rosenberg, Oberstein; Ahnenprobe links: Zobel von Giebelstadt, Bibra, Finsterlohr, Schwaigern. Den Hinweis auf die Wappentafel verdanke ich Herrn Ludolf Graf von Zeppelin-Aschhausen.

Nachweise

  1. Kdm. Künzelsau 85.
  2. Rauser, Schöntaler Heimatbuch 40 (nach Kdm.).
  3. Fleck, Burgenporträt Aschhausen 138.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 381 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0038107.