Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 374 Künzelsau, ev. Johanneskirche 1577

Beschreibung

Epitaph des Balthasar von Stetten. Innen an der Südwand des Chors; zuvor bis 1970 an der Chorostwand1. Nur mehr fragmentarisch erhaltenes figürliches Grabmal aus Sandstein ohne architektonische Rahmung. Der erhaltene Mittelteil besteht aus einer schmalen, hohen, oben rundbogig abschließenden Platte mit der fast vollrunden Figur des nach rechts hin auf einem kauernden Hund knienden und betenden Adeligen in vollem Harnisch; über seinem Kopf ein Vollwappen und seitlich zwei kleinere Wappenschilde; unter der Figur eine rollwerkgerahmte querrechteckige Tafel mit dem eingehauenen Sterbevermerk (Schriftgröße nach unten hin abnehmend). 1970 sind die übrigen Teile des Grabmals unverständlicherweise beseitigt worden. Es handelte sich um zwei schmale Seitenteile von ungleichmäßigem Umriß, die sich nach unten hin verbreiterten und dort zusammen mit der Schrifttafel einen Sockel bildeten, darauf zwei weitere Wappen; auf dem rechten Seitenteil war über dem Sockel der offene Visierhelm des Adeligen in Relief ausgeführt2.

Maße: H. 209, B. 64, Bu. 2,0–2,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. ANNO · 1577 · DEN · 28 · DAG · DES / BRAGMONNETSa) · VOR MITER NACH(T)b) / ZWISEN · 9 VND · 10 · VR · IST · DER · EDEL / VND · ERNVEST · BALTSERER · VON STEDT/EN · IN · CRISTO · VER · SCHIDEN · DERO / SEL · GOT · GNEDIG · SEI AMENN

Datum: 28. Juni 1577.

Wappen:
Stetten;
Stetten3 Senft von Sulburg
[Schletz]4 [Stetten].

Kommentar

Die ungeschickte Platzaufteilung der Inschrift, die schwankende Zeilenhöhe und fehlerhafte Worttrennungen deuten darauf hin, daß der Steinmetz die Schriftzeichen ohne Vorzeichnung in den Stein gemeißelt hat. Auffällige Buchstabenformen der ungelenken Kapitalis sind das zweistöckige Z und das M mit weit ausgestellten schrägen Schäften und nur bis zur Zeilenmitte hinabreichendem Mittelteil. In den ersten drei Zeilen setzt die geschwungene Cauda des R deutlich getrennt unter dem Bogen am Schaft an, von der 4. Zeile ab sind Bogen und Cauda dann verbunden. Die Schriftformen weisen auf denselben Steinmetzen hin, der unter anderem auch das Epitaph für den 1569 verstorbenen Simon von Stetten (nr. 332) angefertigt hat.

Balthasar von Stetten soll nach Biedermann ein Sohn des 1568 verstorbenen Christoph von Stetten und der Margaretha von Adelsheim sein; als Balthasars Ehefrau führt Biedermann Sabina Senft von Sulburg auf5. Diese genealogische Einordnung läßt sich freilich nicht mit den ehemals vorhandenen Wappen auf dem Sockel des Grabmals in Einklang bringen. Beim aktuellen, völlig unzureichenden Kenntnisstand der Stetten-Genealogie ist eine Lösung der Widersprüche unmöglich.

In einer im 17. Jahrhundert notierten Zusammenstellung von Grabinschriften der Künzelsauer Johanneskirche ist ein Sterbevermerk für Balthasar von Stetten überliefert, der nur teilweise mit dem Wortlaut der vorliegenden Epitaph-Inschrift übereinstimmt6. Da diese Sammlung vorwiegend Inschriften von Totenschilden enthält, könnte es sich auch bei besagtem Text um die Beschriftung eines Totenschilds für Balthasar von Stetten gehandelt haben. Da jedoch kaum davon auszugehen ist, daß das vorliegende Epitaph bei der Wiedergabe der Inschriften übergangen wurde, wird es sich bei dem erhaltenen Grabmal und der kopial überlieferten Inschrift wohl doch um ein und dasselbe Objekt handeln (vgl. auch nr. 332).

Textkritischer Apparat

  1. So für BRACHMONATS.
  2. Kürzung durch nach unten ausgebuchteten Kürzungsstrich.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Künzelsau 51.
  2. Zum Zustand vor 1970 vgl. LDA Esslingen, Fotoarchiv, Neg.-Nr. 13419 (1957).
  3. Linksgewendet.
  4. Gespalten, überzogen von einem eingebogenen Sparren; vgl. Schöler, Familienwappen 96f. Taf. 23.
  5. Biedermann, Ottenwald, tab. XL.
  6. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) VII. Bü 181 (Stetten): A(nno) 1577 . den 28t(en) Junij vor Mitternacht zwisch(en) · 9 · vnd 10 vhrn starb der Edel vnd vest Balthasar vonn Stetten. Danach ein etcetera-Kürzel (für eine folgende Fürbitte?), das aber vielleicht auch nur als Schlußzeichen zu deuten ist; vgl. nr. 73 † Anm. a.

Nachweise

  1. StAL E 258 VI Bü 2117 (Ortsbeschreibung Kocherstetten).
  2. Bauer, Alterthümer 251.
  3. OAB Künzelsau 268.
  4. Der Dt. Herold 23 (1892), Beil. S. 19 (nur erwähnt).
  5. Kdm. Künzelsau 51 (erwähnt).
  6. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, 321 (erwähnt, nach Kdm.).
  7. Kraut, Belebte Zimmer 15 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 374 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0037402.