Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 371 Schöntal-Rossach, Schloß 1576

Beschreibung

Bogenscheitelstein mit Wappen und Bauinschrift. Am ehemaligen Stallgebäude im Osten des Schloßhofs, das seit dem 18. Jahrhundert als Wohnhaus dient, außen an der Nordseite. Scheitelstein des breiten Kellerportalgewändes; nach Himmelheber „von einem kürzeren Vorgängerbau stammend“1. Sandstein. Trapezförmig, Unterkante dem Bogenverlauf folgend gekrümmt und zur Gewinnung eines breiten Türanschlags nachträglich beschnitten. Im Scheitel Wappenschild in flachem Relief, links und rechts davon eingehauener Name und Jahreszahl; links neben dem Schild Stz. nr. 20. Begrenzungslinien der ersten Zeile vorgeritzt. Untere Spitze des Wappens durch die Nachbearbeitung abgeschlagen, rechte obere Ecke des Werkstücks beschädigt. Verwittert. Wappen farbig gefaßt, Schriftzeichen mit schwarzer Farbe nachgezogen, rechts oben zwei bei einer Renovierung neben dem Stein auf den Putz gemalte Buchstaben als Fortsetzung der Inschrift.

Maße: H. 43, B. 106, Bu. 5,0–5,5, Zi. 7,5–16,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. HANS · REINHART // VO(N) BERLICGINGa) / · 1 · 5 · // · 7 · 6 ·

Wappen:
Berlichingen.

Kommentar

Die unbeholfen ausgeführte Kapitalis weist, abgesehen von dem breiten H am Beginn der Inschrift, sehr schmale Proportionen auf. Der rechte Schaft des A steht annähernd senkrecht, der Balken des H ist nach unten ausgebuchtet. Auffällig ist, daß bei B und R der untere Bogen bzw. die stark gekrümmte, wellenförmige Cauda abgesetzt von dem oberen Bogen am Schaft ansetzen. Eine Eigenheit des Steinmetzen ist ferner, daß der Balken der Ziffer 5 getrennt über dem Bogen sitzt, der unten eine runde Schlinge bildet, und daß der Schaft der Ziffer 1 weit unter die Grundlinie verlängert ist und sich dort ebenfalls zu einer Schlinge einrollt. In der vorliegenden Inschrift ist der Schaft außerdem in Höhe der Grundlinie aufgespalten und bildet so ein zweites, nach rechts hochgebogenes Schaftende aus. Diese charakteristischen Ziffernformen begegnen wieder bei zwei Bauzahlen am Torbau des alten Rossacher Schlosses von 1577 und 1578, die zudem durch das Steinmetzzeichen als Arbeiten desselben Handwerkers ausgewiesen sind (nr. 378).

Der Bauherr Hans Reinhard war ein Sohn des Hans Jakob von Berlichingen († 1567) und der Eva Geyer von Giebelstadt. Er war in erster Ehe mit Apollonia von Talheim verheiratet und ist 1608 gestorben2.

Textkritischer Apparat

  1. Vom letzten Buchstaben nur noch der linke Bogenabschnitt erhalten. Möglicherweise wurde das Werkstück hier nachträglich rechts leicht beschnitten, dann könnte geringfügiger Textverlust eingetreten sein. Der Name könnte aber auch gekürzt gewesen sein. Bei einer Restaurierung wurde das G mit schwarzer Farbe ergänzt, und neben dem Haustein wurden die Buchstaben EN auf den Verputz aufgemalt.

Anmerkungen

  1. Kdm. Künzelsau 270.
  2. Vgl. Ulmschneider, Götz 238.

Nachweise

  1. Kdm. Künzelsau 270 (nur Jahreszahl).
  2. Rauser, Schöntaler Heimatbuch 356 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 371 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0037101.