Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 366 Bieringen (Gde. Schöntal), Kirchhof 1575

Beschreibung

Epitaph der Apollonia Nychter geb. Schneider. An der Innenseite der westlichen Friedhofmauer neben dem Eingangstor in Augenhöhe eingemauert. Kleine Sandsteintafel mit Eselsrückenbogen. Im Bogenfeld ein von zwei geflügelten und mit Stricken umgürteten Putti gehaltener Wappenschild in Relief; darunter, durch eine Rahmenleiste abgetrennt, eine rollwerkgerahmte Schrifttafel mit eingehauenem Sterbevermerk. Witterungs- und Stoßschäden, Ausbrüche an der Oberfläche; 2000 gründlich restauriert.

Maße: H. 68,5, B. 56, Bu. 3,2–1,8 cm1.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. ANNO · D(OMI)NI · 1 · 5 · 75 · DE(N) · / ·a) 10 · OCTOBRIS · VERSCH/IED · DIE · ERBARE · FRAW · APPO/LONIA · SCHNEIDERIN · VON · / MANHEIM2) · DES · ACBERN · HANSb) / NŸCHTERS · FVCKHERISERc) · HAVPTMANd) / HAVSFAWe) · SELIG · DER GOTT GNEDIGf) / · SEŸ · AMEN ·

Wappen:
Nychter3.

Kommentar

Die Ausführung der Inschrift ist bei allem erkennbaren Bemühen unbeholfen. Die mangelhafte Raumaufteilung äußert sich in der kontinuierlichen Reduzierung der Zeilenhöhe und der Zeilenabstände sowie in der Häufung von Nexus litterarum gegen Ende der Inschrift sowie wiederholtes Ausweichen auf den Rahmen der Schrifttafel. Die letzten Wörter fanden nur noch auf dem unteren Rahmen Platz. I ist regelmäßig mit einem kräftigen Quadrangelpunkt versehen. A hat nur am Beginn der Inschrift einen gebrochenen Mittelbalken; M hat schräggestellte Schäfte und einen kurzen Mittelteil. Auffälligstes Schriftmerkmal sind die als Worttrenner gesetzten doppelten Rechtsschrägstriche auf halber Zeilenhöhe. Lediglich in der rechten Hälfte der letzten Zeile ist aus Platzmangel ganz auf Worttrennung verzichtet. Für die Hervorhebung und Trennung der Ziffern voneinander und vom übrigen Text sind dagegen Quadrangel verwendet, ebenso für die Einrahmung der beiden letzten, auf dem unteren Rahmen eingetragenen Wörter. Die Kürzungsstriche in der ersten Zeile sind nach oben ausgebuchtet.

Der Mann der Verstorbenen war der Inschrift zufolge Kompaniechef im 1568 errichteten und bis 1577 bestehenden spanischen Infanterieregiment Fugger4. Regimentsinhaber war Karl Fugger Freiherr von Kirchberg und Weißenhorn (1543–1580)5.

Textkritischer Apparat

  1. Das Quadrangel steht auf dem linken Rahmen.
  2. S auf dem rechten Rahmen.
  3. So statt FVGGERISCHER.
  4. AN auf dem rechten Rahmen; der Platzmangel erklärt auch den ungewöhnlichen Nexus von vier Buchstaben am Wortanfang.
  5. So statt HAVSFRAW.
  6. G auf dem rechten Rahmen.

Anmerkungen

  1. Schriftgröße nach unten hin abnehmend; die beiden letzten Wörter, die nur noch aufdem unteren Rahmen Platz fanden, sind nur noch 1 cm hoch.
  2. Identifizierung unsicher: vielleicht eher das schwäbische Monheim (Lkr. Donau-Ries)als das kurpfälzische Mannheim; zur Schreibung Manheim für Monheim vgl. HermannOesterley, Historisch-geographisches Wörterbuch des deutschen Mittelalters, Gotha 1883, NDAalen 1962, 455.
  3. Linksgewendete Mondsichel.
  4. Vgl. Tessin I, 703; ebd. III, Mikrofiche Spanien 2 s. v. „Fugger“.
  5. Linie zu Pfirt und Taufkirchen; vgl. Eur. Stammtafeln NF IX, Taf. 35.

Nachweise

  1. Kdm. Künzelsau 99 (nur erwähnt).
  2. Rauser, Schöntaler Heimatbuch 221 (Abb.), 222 (nur erwähnt, nach Kdm.).
  3. Drös, Grabmäler 213 Abb. 3, 214 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 366 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0036600.