Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 361 Neuenstein, ev. Stadtkirche 1574

Beschreibung

Epitaph des Michael Senft von Sulburg. Ursprünglich im Innern der Kirche, jetzt außen an der nördlichen Ostwand des Langhauses. Sehr schmale, oben rundbogig abgeschlossene Platte aus rotem Sandstein. In hohem Relief die nach rechts hin auf Helm und Handschuhen kniende und betende Figur des Verstorbenen in voller Rüstung, darüber ein linksgewendetes Vollwappen. Auf dem schmalen Rahmen ist zwischen Ritzlinien der Sterbevermerk eingehauen. Er beginnt links unten, läuft oben im Bogen weiter und endet auf der rechten Randleiste. Im Sockel zwischen zwei wuchtigen profilierten Simsen zwei Wappenschilde nebeneinander. Sehr stark verwittert; rechte Randleiste völlig zerstört (Schriftverlust), ebenso die Helmzier des Vollwappens und das rechte untere Wappen.

Maße: H. 223, B. 62, Bu. 1,7–2,0 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/6]

  1. ANNO · 157[4a) ·] VF · SAMSDAG · DEN · 18 · DECEMBRIS · VM · DIE · 3 · VR · NACH · MITERNACH[T ·]b) STARP · DER · EDEL · VND · ERNVHEST · MICHEL · SENFFT · VON · SVLBV[RGb) · DERO ·]c) ZEIT · OBERAMBMAN · ZV · [– – – DEM GOTT · gnedig vnd barmherzig sein wolle · Amen ·]d)

Wappen:
Senft von Sulburg1; unkenntlich2, Vohenstein3.

Kommentar

Die freien Enden der Schäfte, der Balken und vor allem der Schrägschäfte sind keilförmig verbreitert. Auffällig breit sind das V und das M mit schräggestellten Schäften und mit nur bis zur Zeilenmitte herabreichendem Mittelteil. Als Worttrenner dienen Quadrangel.

Auf dem Grabmal ist der Verstorbene in „ewiger Anbetung“ dargestellt4. Die Figur war wahrscheinlich ursprünglich auf einen Altar oder auf das Sakramentshaus im Chor ausgerichtet. Michael Senft von Sulburg ist wohl der bei Biedermann als 1514 geborener Sohn des Melchior Senft († 1543) und der Margaretha von Weißenfeld († 1529) Verzeichnete5. Er amtierte von 1564 bis 1569 als württembergischer Obervogt in Stuttgart6 und war anschließend bis zu seinem Tod Obervogt in Neuenstadt am Kocher7. Zwar ist das Todesjahr in der Inschrift verstümmelt. Es wird jedoch sowohl dadurch gesichert, daß Michael 1575 nachweislich nicht mehr am Leben war, da sein Jahressold bis Georgii 1575 an seine Witwe ausgezahlt wurde8, als auch dadurch, daß 1574 der 18. Dezember tatsächlich auf einen Samstag fiel. Die beiden unteren Wappen auf dem Grabmal sind vermutlich zwei Ehefrauen zuzuordnen9.

Textkritischer Apparat

  1. Von der zweiten und dritten Ziffer jeweils nur die Deckbalken erhalten, Lesung dennoch eindeutig. Zur Ergänzung der vierten Ziffer vgl. den Kommentar.
  2. Die Stelle zerstört durch die Anbringung einer Eisenklammer. Ergänzung nach der üblichen Schreibweise des Namens.
  3. Ergänzung nach Maurer.
  4. Ergänzt nach Maurer. Ob die Schrift tatsächlich von der Kapitalis in eine Minuskel (Fraktur?) wechselte, läßt sich aufgrund der völligen Verwitterung der rechten Randleiste nicht mehr verifizieren.

Anmerkungen

  1. Linksgewendet; Helmzier weitgehend zerstört, vage Konturen sowie das Horn desEinhorns aber noch zu erkennen.
  2. Vielleicht ein (linksgewendeter) springender Windhund mit Halsband? Untere Hälfte völlig zerstört.
  3. Stark verwittert, die Umrisse der drei Fischlägel aber noch zu erkennen.
  4. Vgl. zu diesem Grabmaltypus Sebastian Scholz in DI 49 (Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau), Einl. XXVIIf. und bes. ebd. nr. 64.
  5. Biedermann, Ottenwald, tab. CCCXXXVII. Zu Melchior vgl. auch Wunder, Bürgerschaft 534Nr. 7090.
  6. Pfeilsticker § 2805.
  7. Ebd. § 2666.
  8. Ebd.
  9. Die Ahnenprobe auf der Grabplatte des 1625 verstorbenen Wolfgang Karl Senft von Sulburg in Untermünkheim (Lkr. Schwäbisch Hall) könnte diese Annahme bestätigen. Dort erscheint das Vohensteinsche Wappen jedenfalls an passender Stelle, so daß es sich bei dem jung verstorbenen Wolfgang Karl um einen Urenkel des in Neuenstein begrabenen Michael Senft handeln könnte. Foto in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Nachweise

  1. Maurer, Kirchengeschichte 36.
  2. Hesler/Taddey, Stadtkirche 9 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 361 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0036105.