Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 359 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1574

Beschreibung

Grabplatte der Margaretha Senft geb. Keck. Im Westflügel des Kreuzgangs an der Außenseite aufgerichtet, vierter Stein von Norden. Sandstein. Schmuckloser Rahmen; das Feld durch eine mit Blattvoluten verzierte Leiste in zwei Hälften geteilt: in der oberen Hälfte ein Bibelspruch (A) und darunter zwei reliefierte Wappen; in der unteren Hälfte der Sterbevermerk (B). Ränder ausgebrochen, rechte obere Ecke fehlt; unterer Rand vermutlich beschnitten.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 182, B. 99, Bu. 4,3–5,0 (A), 3,5–3,8 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/2]

  1. A

    CHRISTVS SPRICHT · ZV / MARTHAa) IOHANES · XI · / ICH BIN DIE AVFERSTEVNG / VND DAS LEBEN WER AN MICH / GLAVBT DER WIRT LEBEN / OB ERb) SCHON STVRBEc)1) ·

  2. B

    ANNO · 1 · 5 · 74 · DEN · X · IANVARI / IST IN CHR(IST)O · SEHLIGLICHENd) / ENTSCHLAFFEN · DIE · EDELE · / VND · TVGETSAME · FRAW / MARGARETA · SENFTINe) · GEBORNE / KECKIN · DES · EDELEN · VND HACH=/GELARTENf) HEREN · EYTEL SEN=/FTEN · DER RECHTEN · DOCTORNg) / ELLICH · GEMAHEL · DER GOT · / GNEDIG · SEIN · VND EIN FRÖL=/LICHE · AVFFERSTEHVNG · / VERLEIHEN WOLLE · AMENN .

Wappen:
Senft von Sulburg, Keck.

Kommentar

Die Schriftausführung ist sehr unbeholfen. Auffälligste Einzelformen sind das offene D mit nur bis zur Zeilenmitte hochgeführtem Schaft und das spitzovale O. M hat schräge Schäfte und einen kurzen Mittelteil. Das A am Beginn der Inschrift (B) ist eigenartig gestaltet. Als Vorlage diente vermutlich ein pseudounziales A der Gotischen Majuskel mit auf den linken Schaft aufgesetzter tropfenförmiger Schwellung, das der Steinmetz aber nicht korrekt umgesetzt hat. Als – unregelmäßig gesetzte – Worttrenner dienen Dreiecke auf halber Zeilenhöhe. Von demselben Steinmetz sind etliche weitere Inschriften im Bearbeitungsgebiet erhalten2.

Margaretha entstammt einem Haller Patriziergeschlecht, das 1593 im Mannesstamm ausgestorben ist3. Ihr Mann Eitel Senft von Sulburg ist lange vor ihr 1534 im Alter von 54 Jahren gestorben4. Nach Studium in Heidelberg, Padua und Bologna war er ab 1513 Kammergerichtsadvokat, ab 1525 Kanzler des Stifts Ellwangen und ab 1530 schließlich brandenburgischer Assessor am Reichskammergericht in Speyer gewesen5.

Textkritischer Apparat

  1. H aus D verbessert.
  2. OB ER ohne Worttrennung.
  3. V aus einem I abgeändert.
  4. Das zweite I verkleinert über den Balken des L gestellt.
  5. Das zunächst vergessene T winzig hinter dem unteren Balken des F eingefügt.
  6. Sic!
  7. Der letzte Buchstabe zur Hälfte auf dem Rahmen des Schriftfelds.

Anmerkungen

  1. Jh 11,25.
  2. Vgl. Einl. 66f.
  3. Vgl. Alberti 391; Wunder, Bürgerschaft 362.
  4. Vgl. Wunder, Bürgerschaft 535 (zu 1498). Das Todesjahr 1531 bei Biedermann, Ottenwald, tab. CCCXXXVI ist demnach zu korrigieren.
  5. Alle Angaben nach Wunder, Bürgerschaft 535.

Nachweise

  1. Esenwein, Grabsteine, Nr. A13 (nur B teilw.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 359 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0035902.