Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 356 Kupferzell, ev. Pfarrkirche 1573

Beschreibung

Glocke des Nürnberger Gießers Christoph Glockengießer (I). Zweizeilige Schulterinschrift, oben von einem Zinnenfries gerahmt, unten von einem Fries aus mit Kleeblattbögen gefüllten Rundbögen mit anhängenden Kreuzblumen. Am Beginn der Inschrift befindet sich ein die Höhe beider Zeilen einnehmendes Relief der Kreuzigungsgruppe.

Maße: H. (o. Krone) 85, Dm. 107, Bu 3,0 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/7]

  1. anno 1573 iar ·
    als simon knavs pfarher war ·
    vnd iohan bildhawera) schvldhais ·
    ward ich mit alem vleis ·
    sampt pfarvolck des kv/pferzelers ampt1) ·
    zv giessen befolhen von in alen sant2) ·
    zvm dinst gottes vnd seiner ehr ·
    bey cristof glockengiesser zv nvrmberg
    amen

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Als Verstrenner und Reimmarkierungen sind Glöckchen gesetzt. Die Ober- und Unterlängen sind, wie bei den Inschriften Christoph Glockengießers üblich, tief gespalten, wobei beide Enden eingerollt sind. Auch der obere Bogen des a, der als halbrunder Haarstrich ausgeführt ist, ist eingerollt. Der in der Inschrift genannte Kupferzeller Pfarrer Simon Knaus erhielt 1535 als Schöntaler Zisterzienserprofeß Tonsur und Niedere Weihen, wurde im folgenden Jahr Subdiakon und 1538 Priester. Er war der erste evangelische Pfarrer Mergentheims und wechselte 1540 auf die Pfarrei Kupferzell, wo er bis zu seinem Tod 1576 amtierte3. Sein Epitaph (nr. 370 †) wurde in den 1960er Jahren zerstört. Hans Bildhauer erhielt seine Bestallung zum Schultheißen in Kupferzell am 18. April 15564.

Der Guß der neuen Glocke war notwendig geworden, nachdem im Jahr zuvor die alte Hauptglocke einen Riß bekommen hatte und daher „nit mehr als bevor … zugebrauchen“ war5. Daraufhin beschloß die Gemeinde nach Beratung mit dem Schultheißen als dem örtlichen Vertreter der Herrschaft, in Nürnberg eine neue Glocke zu bestellen. Nach deren Ankunft in Kupferzell erbat sich die Gemeinde von der Herrschaft einen Zuschuß zu den Anschaffungskosten.

Textkritischer Apparat

  1. bilschawer Dt. Glockenatlas.

Anmerkungen

  1. „… mit allem Fleiß des gesamten Pfarrvolks des Kupferzeller Amts“.
  2. „… von ihnen allesamt“.
  3. Alle Angaben nach Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 231 nr. 1345.
  4. Samstag nach Quasimodogeniti 1556; vgl. HZAN Wa 25 Bü 348 (Bestallung), Bü 352 (Revers). Letztmals nachweisbar ist Bildhauer in der Funktion des Schultheißen bislang 1579 (Nennung auf Vorsatzbl. 3v des Kirchenbuchs I im Ev. Pfarrarchiv Kupferzell). Diesen Hinweis verdanke ich der freundlichen Mitteilung von Herrn Andreas Volk, Kupferzell. Außerdem ist Bildhauer auf dem um 1580 entstandenen Waldenburger Rathauspokal (nr. 398) inschriftlich genannt. Im Jahr des Glockengusses erhielt er von der waldenburgischen Vormundschaftsregierung eine Abgabenbefreiung für seine Güter: HZAN Wa 25 Bü 649.
  5. HZAN Wa 25 Bü 265: undatierter Brief des Pfarrers Knaus an die Herrschaft. Danach auch das Folgende.

Nachweise

  1. Ev. PfarrA Kupferzell, Kirchenbuch II, Vorsatzbl. 3r (Aufzeichnungen des damaligen Kupferzeller Pfarrvikars Johann Christian Wibel 1733).
  2. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 390.
  3. LKA, A 26 Nr. 1483,5 (Glockenbeschlagnahme 1917, OA Öhringen) (stark verkürzt u. ungenau).
  4. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 1116.
  5. Rauser, Kupferzeller Heimatbuch 39 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 356 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0035604.