Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 354 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1573

Beschreibung

Grabplatte des Balthasar Fleck. Ursprünglich im Innern der Kapelle im Boden; zu unbekanntem Zeitpunkt vor 1951 außen an die Südwand des Langhauses versetzt1 und dort links neben der ehemaligen Ölbergnische angebracht. Roter Sandstein. Breiter, schmuckloser Rand; oben im Feld ein Wappen in eingetieftem Rundbogenfeld, umgeben von einem dem Bogenverlauf folgend eingehauenen Bibelspruch (A); in den Bogenzwickeln zwei Engelsköpfe; in der unteren Hälfte eine von Blattvoluten bekrönte Schrifttafel mit Sterbevermerk (B) und Grabgedicht (C). Zeilen von (B) und (C) vorgeritzt. Leicht verwittert; schräg verlaufender Bruch in der unteren Hälfte; Ausbrüche mit Zementmörtel ausgebessert.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 178, B. 92,5, Bu. 3,5–4,7 (A), 3,5 cm (B, C).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    SELIG SEINT DIE DATENa) DIE IM HEREN ENTb) SCHLAFEN2)

  2. B

    ANNOc) · 1 · 5 · 73 · DEN · 28 · DECE(M)BTRd) / IST · DER · ERBER · VND VIRNEM / BALTASER · FLECKe) · AIN · ALTER / RATSFREINT · IST · IN DEM / HEREN · ENT SCHLAFEN · VND / WART · AVF · EIN · FRELLCHEd) / AVFERSTEVNG · AMENN

  3. C

    HIE · LIG · ICH · VND · MVS VER/WESENN ·
    EIN · ARMER · SIND/ER · BIN ICH · GEWESENN ·f) /
    DOCH · HOF · ICH · DORT · EIN · / EWIGES · LENg) ·
    WÖLCHES · / MIR · CHISTVSd) · MEIN · HER · / WIRT · GEBENN

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Wappen:
Fleck3.

Kommentar

Zu den Schriftmerkmalen der etwas steifen, ungelenken und fehlerhaften Kapitalis vgl. die 1568 entstandene Grabplatte des Veit Hugwerner (nr. 326), die eindeutig vom selben Steinmetzen gefertigt wurde und die auch im Gesamtaufbau und in der Verwendung desselben Bibelzitats weitgehende Parallelen zu der vorliegenden Grabplatte aufweist. Von diesem Steinmetzen haben sich im Bearbeitungsgebiet darüber hinaus noch etliche weitere Inschriftenträger erhalten4. Fast 30 Jahre nach seinem Tod erhielt Balthasar Fleck in der Öhringer Friedhofskapelle zusätzlich ein aufwendiges Holzepitaph, auf dem auch seiner drei Ehefrauen und seiner sieben Kinder gedacht wird (nr. 557). Sein Todestag ist dort – abweichend vom Sterbevermerk der Grabplatte – mit 26. Dezember 1572 angegeben. Welches der beiden Daten das richtige ist, läßt sich nicht mehr feststellen, da die Öhringer Kirchenbücher erst ab 1584 erhalten sind.

Textkritischer Apparat

  1. So statt TOTEN.
  2. Falsche Worttrennung.
  3. A-Versal vergrößert und durch besondere Verzierung hervorgehoben.
  4. Sic!
  5. Das zunächst vergessene L ist klein unter dem unteren Balken des F nachgetragen und ragt etwas unter die Grundlinie; daher die Fehllesung RECK von Birkenstock und Erdmann.
  6. Offenbar zur Markierung des Doppelversendes hier zwei kurze, parallel nebeneinandergestellte Striche auf halber Zeilenhöhe.
  7. So statt LEBEN.

Anmerkungen

  1. Von Birkenstock 101 Nr. 92 bereits an dieser Stelle bezeugt.
  2. Off 14,13.
  3. Übereinander ein mit einer Pflugschar besetztes unterhalbes Mühlrad und ein nach links sprengendes gezäumtes Pferd. Das Wappen ist vermutlich linksgewendet. Auf Flecks Epitaph (nr. 557) ist eine deutlich abweichende Wappenvariante abgebildet.
  4. Vgl. Einl. 66f.

Nachweise

  1. Birkenstock 101 Nr. 92.
  2. Erdmann, Diareihe St. Anna-Kapelle 11f.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 354 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0035400.