Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 349 Waldbach (Gde. Bretzfeld), ev. Pfarrkirche 1572

Beschreibung

Zwei Fragmente eines Grabmals für Philippine (?) Apell. Jetzt außen an der Westseite des Langhauses in etwa 4 m Höhe als Spolien vermauert. Fragment I schräg rechts über dem Portal, Fragment II auf dem Kopf stehend an der Nordwestecke. Zwei annähernd querrechteckige Sandsteinquader. Das vierzeilig beschriftete Fragment I mit dem Beginn der Inschrift scheint am rechten Rand geringfügig beschnitten zu sein. Die Inschrift setzt sich offenbar ohne Textverlust unmittelbar auf Fragment II fort, jedoch mit deutlichem Abstand der ersten Zeile von der Oberkante des Steins; auch dieses Fragment rechts beschnitten. Beide Steine verwittert.

Maße: H. (Fragment I) ca. 25, B. ca. 65, H. (Fragment II) ca. 35, B. ca. 65, Bu. ca. 3–4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

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Kommentar

Die insgesamt sehr breit proportionierte, dünnstrichige Kapitalis ist unbeholfen ausgeführt. Auffälliges Schriftmerkmal sind lange, gerade Schaftsporen, wohingegen Balken- und Bogenenden keine Sporen tragen. A hat einen geknickten, H einen nach unten ausgebuchteten Mittelbalken. Auch der Schrägschaft des N ist nach unten ausgebuchtet. Das obere Bogenende des offenen D und des P ragt jeweils deutlich nach links über den Schaft hinaus. Als Worttrenner dienen Schrägkreuzchen auf halber Zeilenhöhe.

Das Grabmal scheint nicht nachträglich zerschnitten worden zu sein, sondern bestand vielmehr offenbar schon ursprünglich aus den zwei getrennten Teilen, wie die „Leerzeilen“ unter der letzten Zeile auf Fragment I und über der ersten Zeile auf Fragment II nahelegen. Wahrscheinlich war die Inschrift unmittelbar in die Kirchenwand eingehauen worden. Beim Abriß der alten Kirche 1616 (vgl. nr. 674) wurden die beiden Quader dann auseinandergerissen und bei ihrer Wiederverwendung im Neubau des Langhauses getrennt voneinander in der Westwand vermauert. Rätselhaft ist der Name der Verstorbenen. Der Vorname lautete vermutlich Philippine. Da ihr Zuname nicht mit dem ihres als Auftraggeber der Inschrift genannten ältesten Sohns übereinstimmt, scheint dieser aus einer früheren Ehe zu stammen.

Textkritischer Apparat

  1. Die Ziffern deutlich größer als der übrige Text und mit großem Abstand über die erste Zeile verteilt; danach – offenbar zur Tilgung eines Steinmetzfehlers – eine hochrechteckige flache Eintiefung.
  2. Am Ende der dritten Zeile nach dem S vielleicht Verlust eines Buchstabens.
  3. Lesung des Buchstabens hinter dem M unsicher; danach vielleicht Verlust eines weiteren Buchstabens.
  4. Wechsel auf Fragment II.
  5. Vom D nur das nach links über den Schaft hinausreichende obere Bogenende erhalten.
  6. Vom O nur der linke Bogenabschnitt erhalten.
  7. Danach als Schlußzeichen ein dreiblättriges Kleeblatt.
  8. Vermutlich Steinmetzsignatur; mit deutlichem Abstand von der Fürbitte abgerückt.

Nachweise

  1. Waldbacher Inschriften, Bl. 11 (nur Fragm. I).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 349 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0034906.