Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 341 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1570, 1572

Beschreibung

Epitaph des Alexander Hohenbucher und seiner Frau Elisabeth geb. Siginger. Innen an der Ostwand des Langhauses, links vom Chorbogen. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein. Ganz oben Bibelspruch (A), darunter in einem flachbogig abgeschlossenen, eingetieften Feld zwei aneinandergeschobene Wappen unter einem Helm; in der unteren Hälfte der Platte untereinander die beiden Sterbevermerke (B) und (C). Beschädigung durch insgesamt vier kleine quadratische Bohrungen in der oberen Hälfte des Steins, die jetzt mit Vierkanthölzchen provisorisch gefüllt sind.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 199, B. 103,5, Bu. 3,0–3,3 cm (A–C).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    EI DV FROVMER VND GETREWER KNECHT / DV BIST V̈BER WENIG GETREW GEWEST / ICH WIL DICH V̈BER VIL SETZEN · GEHE / EIN ZV DEINES HERN FREVDT1) · MATH · XXV

  2. B

    ANNOa) D(OMI)NI · MD · LXX · DEN · V · MAI · IST IN DEM HERN / CHRISTO SELIGLICHEN ENTSCHLAFFEN DER / EHRNHAFT WOLGELERT · ALEXANDER HO=/=HENBVOCHERb) · STATTSCHREIBER ALHIE ZVOb) / ÖRINGEW · AIN SONDERLICHER BEFV̈RDERER / DES VATTERLANDTS · KIRCHEN · SCHVOLENb) · VND / DES GEMEINEN NVTZES · ALS ER LXIII IAR GE=/LEBT VND · XXXVII · IAR SEINEM AMPT LOB=/LICHEN VORGESTANDENb)

  3. C

    ANNOa) D(OMI)NI · MD ⟨· LXXII ·⟩ DEN ⟨· VII ·⟩ TAG ⟨IVNI⟩ / IST DIE ERBAR FRAW ELIZABETHA SIGINGERI(N) / OBGEMELLTS HERN HOHENBVOCHERSb) EHELICHE / HAVSFRAW · IN GOTT SELIGLICHEN VERSCHIEDE(N) / DEREN BAIDEN · SAMPT ALLER CHRISTGLAVBIGE(N) / SEELEN · WOLLE DER ALLMECHTIGE GOTT / AIN FROLICHE VRSTEND GNEDIGLICH VER=/LEIHENd) · AMEN

Wappen:
Hohenbucher2, Siginger.

Kommentar

Die Kapitalis ist ausgesprochen sorgfältig eingemeißelt. Alle Kreise sind mit dem Zirkel konstruiert. Nur bei der Ausrichtung der Rechtsschrägschäfte von V und W unterliefen dem Steinmetzen einige Unregelmäßigkeiten. Der Schrägschaft des N ist in Inschrift (A) einmal retrograd. Der Mittelteil des M ist rechtwinklig und reicht nur knapp unter die Zeilenmitte hinab. I-Punkt ist regelmäßig gesetzt. Als Interpunktionszeichen dienen kleine Dreiecke auf halber Zeilenhöhe. Die Grabplatte Hohenbuchers ist ebenfalls erhalten (nr. 344), sie wurde vom selben Steinmetzen gefertigt.

Die Sterbedaten in Inschrift (C) sind unschwer als Nachträge zu erkennen, das Epitaph ist somit sicherlich unmittelbar nach dem Tod Alexander Hohenbuchers 1570 angefertigt worden. Hohenbucher ist 1507 als Sohn des hohenlohischen Kellers zu Öhringen Johann Hohenbucher und einer Tochter des Öhringer Ratsherrn und Bürgermeisters Stefan Sorg geboren3. Seine Frau Elisabeth war eine Tochter des gräflich hohenlohischen Kellers Johann Siginger. Hohenbucher bekleidete das Amt des Öhringer Stadtschreibers ab 1533. Im November desselben Jahres gewährten ihm die Grafen Albrecht und Georg von Hohenlohe Abgabenbefreiung für sein Haus in Öhringen. Das Totenlob in Inschrift (B) spielt sicherlich in erster Linie auf eine Schulstiftung an, die Hohenbucher 1561 eingerichtet hat. Als Stadtschreiber folgte ihm sein Sohn Wilhelm († 1581) nach.

Textkritischer Apparat

  1. Der Anfangsbuchstabe etwas vergrößert.
  2. Das kreisrunde O klein über das V gestellt.
  3. Danach eine lange Zierranke als Zeilenfüller.
  4. Die letzte Zeile rechtsbündig.

Anmerkungen

  1. Mt 25,21.
  2. Balken, begleitet von fünf (3:2) Bucheckern (im Wappenbrief als „Bücheln“ bezeichnet); Helmzier: Flug, beide Flügel mit dem Schildbild bezeichnet. Kaiserliche Wappenbestätigung durch Karl V., Speyer 1544 III 21, vgl. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie III, 321f.; Maisch, Aus dem Werk früherer Heimatforscher (KrAHK) 44f.
  3. Vgl. Maisch, Aus dem Werk früherer Heimatforscher (KrAHK) 40–48, danach auch das Folgende.

Nachweise

  1. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 354 (nur B, C).
  2. Maisch, Aus dem Werk früherer Heimatforscher (KrAHK) 39f.
  3. Ders., St. Anna-Kirche (m. Abb.).
  4. Birkenstock 46f. Nr. 45.
  5. Erdmann, Diareihe St. Anna-Kapelle 10 (ungenau).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 341 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0034103.