Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 340 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) 1570

Beschreibung

Grabplatte des Grafen Eberhard von Hohenlohe-Waldenburg. Ursprünglich im Fußboden des Langhauses, im Mittelgang als mittlere Platte der dritten Reihe von Osten1; seit der Renovierung der Kirche 1888 im Erdgeschoß des Blasturms an der Nordwand angebracht, erster Stein von Osten. Sandsteinplatte mit Metallauflagen: umlaufende Schriftleiste mit sehr flach erhaben gegossener Inschrift zwischen erhabenen und mit je zwei begleitenden Ritzlinien versehenen Randstegen; in der Mitte des Feldes ein gegossenes Vollwappen, umgeben von vier weiteren Schilden. Schriftgrund geglättet. Die Platte ist zusammen mit zwei weiteren in einen neugotischen Rahmen eingefügt, der die Ränder des Steins mit Ausnahme des linken Randes verdeckt. Abgetreten; Steinoberfläche stellenweise verwittert, mit Gips ausgebessert und mit grauer Farbe gestrichen; Farbanstrich abblätternd.

Siehe Lageplan.

Maße: L. ca. 215 (sichtbar: 203), B. 124, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/3]

  1. ANNO DOMINI · M · D · LXX AVF . DEN . VIIII · MAR=/TIVS . STARB . DER . WOLGEBORN . HERR . HERR . EBERHART . GRAVE . VON / HOHENLOHE . VND . HERR . ZV . LANG/ENBVRG . DES . SEELEN . GOT . GENEDIG . VND . BARMHERCZIG . SEIN · A(MEN) ·

Wappen:
Hohenlohe-Langenburg2;
WaldburgWürttemberg3
OettingenSavoyen4.

Kommentar

Die äußerst qualitätvolle und gleichmäßig ausgeführte Kapitalis ist besten klassischen Vorbildern verpflichtet. Linksschrägenverstärkungen und linksschräge Schattenachse der Bögen sind konsequent beachtet. Der Mittelteil des M reicht bis auf die Grundlinie herab, und die Cauda des R ist stachelförmig. Die drei Balken des E sind unterschiedlich lang. Als Worttrenner dienen kleine Dreiecke auf der Grundlinie, zur Zahlenmarkierung ebensolche Dreiecke auf halber Zeilenhöhe. Die Metallauflagen wurden nach Ausweis dieser Schriftformen in derselben Werkstatt gefertigt wie die für die Grabplatte des unmittelbar vor Graf Eberhard verstorbenen und neben ihm beigesetzten Grafen Georg von Tübingen (nr. 339).

Eberhard wurde 1535 geboren als Sohn des Grafen Georg I. von Hohenlohe-Waldenburg aus dessen zweiter Ehe mit Helena Truchsessin von Waldburg5. 1554 heiratete er Agatha Gräfin von Tübingen und wurde zum Begründer der Waldenburger Linie des Hauses Hohenlohe. Nachdem er bei der mit seinem Halbbruder Ludwig Kasimir 1553/55 vorgenommenen Hauptlandesteilung den Waldenburger Anteil mit Adolzfurt, Bartenstein, Kupferzell, Mainhardt, Pfedelbach, Sindringen und Schillingsfürst erhalten hatte, ließ er neben Waldenburg das Schloß in Pfedelbach zur zweiten Residenz ausbauen (vgl. nr. 352). Wie sein Schwager Graf Georg von Tübingen wurde auch Eberhard ein Opfer des Schloßbrandes, der sich am 7. Februar 1570 in Waldenburg ereignete, als bei einem Maskenball die Fastnachtskostüme Feuer fingen. Infolge der schweren Verbrennungen, die sich der Graf zuzog, mußten ihm beide Arme amputiert werden. Wenig später erlag er den Verletzungen6. Ein monumentales Epitaph für ihn und seine Gemahlin wurde vier Jahre nach seinem Tod im Chor der Stiftskirche errichtet (nr. 357).

Anmerkungen

  1. Vgl. Lageplan in HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103. So auch noch 1865; vgl. OAB Öhringen 109.
  2. Quadriert von Hohenlohe und Langenburg; Helmzierden: rechts Hohenlohe, links Langenburg.
  3. Quadriert, 1. Württemberg, 2. Teck, 3. Reichssturmfahne, 4. Mömpelgard.
  4. Verschobene Ahnenprobe; als fünftes Wappen hier aus der Urgroßelterngeneration das Wappen der Mutter der väterlichen Großmutter Eberhards.
  5. Vgl. Fischer II/1, 91f.; Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 4, 15.
  6. Vgl. die Lit.angaben in nr. 339 Anm. 8.

Nachweise

  1. Baier, Monumenta 1579 (HZAN GA 10 Schubl. 2 Nr. 81), p. [14].
  2. Hansselmann, Kurtze Historische Beschreibung (HZAN GA 10 Schubl. 2 Nr. 81) p. 55.
  3. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 338.
  4. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103 (mehrfache Wiedergabe der Inschrift u. Zeichnungen).
  5. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) IX. Bü 273 (Hansselmann, Beschreibung d. Stiftskirche zu Oehringen 1732, Abschr. 1830), p. 26.
  6. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 46.
  7. Boger, Stiftskirche Öhringen 91.
  8. OAB Öhringen 109 (nur erwähnt).
  9. Ernst-Hofmann, Grabdenkmäler (Magisterarb.), 115, Abb. 85.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 340 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0034006.