Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 332 Buchenbach (Gde. Mulfingen), Burg 1569

Beschreibung

Epitaph des Simon von Stetten. Im 17. Jahrhundert an nicht näher bezeichneter Stelle „vornen im Chor“ der ev. Stadtkirche in Künzelsau1. Zu unbekanntem Zeitpunkt vor 18832 nach Buchenbach verbracht und dort außen an der Südseite der Burg links neben der Toreinfahrt eingemauert. Sandstein, zwei Werkstücke. Hohe, oben halbrund abgeschlossene Platte, darauf in hohem Relief die nach rechts hin auf einem kauernden Hund kniende Figur des Verstorbenen in Vollharnisch, die Hände zum Gebet zusammengelegt; vor ihm abgelegt die Handschuhe und der geschlossene Visierhelm. Der Ritter trägt eine Halskette mit rundem Medaillon (darin unkenntliches Brustbild?) und blickt zu einem kleinen, über ihm schwebenden Kruzifix auf; daran oben der Kreuztitulus (A); außen in Brust- und Hüfthöhe der Figur vier Vollwappen. Querrechteckiger Sockel mit breitem, profiliertem Rahmen, im eingetieften Feld rollwerkgerahmte Schriftkartusche mit Sterbevermerk (B). Die Zeilen sind mit Hilfslinien vorgeritzt. Stark verwittert, Wappen teilweise verstümmelt; Inschrift (B) durch Absandeln der Oberfläche weitgehend zerstört.

Inschrift (B) ergänzt nach OAB Künzelsau.

Maße: H. 256, B. 112, Bu. 1,1 (A), 2,3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    INRI

  2. B

    ANNO [· 1569 · DENa) ·] 25 · NOVEMBṚIS · AN · SAN[T]b) / KATERI[NENT]AG · [IST ·] DER · [E]Ḍ[EL ·] VND · ERNVEṢ[T] / SIMMA [· V]ON · STETEN · IN [· C]H[RISTO · SELIGTc)] / VERSCHITENd) · DERRO · SEL · G[O]T · [GNEDIG] / VND · BAṚṂHER[ZIG · SEIN] · W[OLL · AMEN]

Wappen:
StettenWollmershausen
unbekannt3 Hettersdorf4.

Kommentar

Die breit proportionierte Kapitalis wurde, soweit noch erkennbar, zwar sorgfältig und mit gleichbleibend schmaler Kerbe eingehauen, die Ausrichtung der Schäfte und Schrägschäfte ist aber nicht immer gleichmäßig gelungen. Markant sind die großen, über ein Viertel der Zeilenhöhe einnehmenden Quadrangel-Worttrenner. Auffällige Buchstabenformen sind das K mit verkürzten Schrägbalken und das M mit schräggestellten Schäften und weit hochgezogenem Mittelteil. Die figürliche Darstellung zeugt von akribischer Detailbehandlung, aber von mangelndem Verständnis des Steinmetzen für Körperproportionen und Bewegungen. Vom selben Steinmetz wurde sicherlich das Künzelsauer Epitaph des 1577 verstorbenen Balthasar von Stetten (nr. 374) angefertigt, dessen Inschrift in ihren Einzelformen weitgehend mit der vorliegenden übereinstimmt, die aber wesentlich nachlässiger ausgeführt ist.

Simon von Stetten ist ein Sohn des 1514 verstorbenen und ebenfalls in Künzelsau beigesetzten Simon aus dessen erster Ehe mit Barbara von Wollmershausen5. Er war verheiratet mit Gertraud von Fischborn6.

Textkritischer Apparat

  1. DEN fehlt OAB Künzelsau, wird aber vom zur Verfügung stehenden Raum erfordert.
  2. Am Zeilenende nach den sichtbaren drei Buchstaben des Worts nur Platz für einen weiteren Buchstaben; St. OAB Künzelsau.
  3. Sic!
  4. A(nno) 1569 . den 25t(en) (novem)bris am S(anct) Catharina tag, ist der Edel vnnd Ehrnvest Simon vonn Stetten gestorben. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) VII. Bü 181 (Stetten); danach dort ein etcetera-Kürzel für die folgende Fürbitte.

Anmerkungen

  1. Die Inschrift ist in HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) VII. Bü 181 (Stetten) abschriftlich überliefert zusammen mit zahlreichen weiteren Grabinschriften vornehmlich der Herren von Stetten in der Künzelsauer Kirche; als Inschriftenträger sind „uffgehenckhte Schildt unnd adenliche Wappen“ genannt, es dürfte sich demnach überwiegend um Totenschilde gehandelt haben. Da der Wortlaut der vorliegenden Inschrift mit dem der abschriftlich überlieferten aber weitgehend identisch ist, und das Epitaph bei der Wiedergabe der Inschriften wohl kaum übergangen worden ist, wird es sich bei dem erhaltenen Grabmal und der kopial überlieferten Inschrift um ein und dasselbe Objekt handeln.
  2. Vgl. OAB Künzelsau 441.
  3. Linksgewendet. Schreitender oder steigender, nicht näher zu identifizierender Vierbeiner; Helmzier: Flug (stark verwittert, vielleicht mit Figuren belegt). Von den fränkischen Niederadelsgeschlechtern mit entsprechendem Wappen kommen am ehesten die von Bibra in Frage. Die Angabe „Vischborn“ in Kdm. Künzelsau 116 ist jedenfalls falsch.
  4. Vgl. Alberti 286f.; Schöler, Familienwappen 57 Taf. 40; Helmzier verstümmelt.
  5. Zu diesem vgl. nr. 185 †. Die Stammtafel Biedermanns, Ottenwald, tab. XL, ist fehlerhaft. Die vorliegende Ahnenprobe beweist, daß Simon der ersten Ehe seines Vaters mit Barbara von Wollmershausen und nicht, wie bei Biedermann angegeben, der zweiten Ehe mit Rufina von Adelsheim entstammt, und daß seine Großmutter väterlicherseits nicht Elisabeth von Eltershofen sein kann.
  6. So jedenfalls Biedermann, Ottenwald, tab. XL. Ein Zweig der von Fischborn war im 16. Jh. in Morsbach – zumindest zeitweilig – begütert; vgl. OAB Künzelsau 689 (zu 1582); zum Geschlecht (Stammsitz bei Birstein, Main-Kinzig-Kreis) vgl. Alberti 189.

Nachweise

  1. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) VII. Bü 181 (Stetten) (nur B).
  2. OAB Künzelsau 441 (nur B).
  3. Der Dt. Herold 23 (1892) Beilage S. 18 (erwähnt).
  4. Kdm. Künzelsau 116 (erwähnt).
  5. Gradmann, Burgen u. Schlösser in Hohenlohe 49 (erwähnt).
  6. Rauser, Mulfinger Heimatbuch 92 (erwähnt, nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 332 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0033204.