Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 325 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1568

Beschreibung

Grabplatte des Grafen Ludwig Kasimir von Hohenlohe. Ursprünglich im Boden des Langhauses, im Mittelgang als mittlere Platte der zweiten Reihe von Osten1; seit etwa 1890 im Ostflügel des Kreuzgangs im südlichen Joch an der Ostwand aufgerichtet. Sandsteinplatte mit Messingauflagen: umlaufende Schriftleiste mit erhaben gegossener Inschrift zwischen Randstegen (Schriftgrund mit Punktrasterpunzen ausbereitet); die Randstege verziert mit zwei die Ränder begleitenden Ritzlinien und durch in regelmäßigen Abständen eingravierte kurze Querstriche; in der Mitte des Feldes ein gegossenes Vollwappen, umgeben von vier weiteren Schilden. Deutliche Abtretungsspuren; Teile der Metallauflagen mit heller Farbe überschmiert; zahlreiche rostige Nieten.

Siehe Lageplan.

Maße: L. ca. 2172, B. 125, Bu. 3,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/3]

  1. IM IAR NACH CHRISTI GEBVRT 1568 . DEN 24 . AVGVSTI ENT=/SCHLIEF IN CHRISTO DER WOLLGEBORNE HERR HERR , LVDWIG CASAMIASa) , GRAVE VON / HOHENLOE VND HERR ZV LANGENBVRG WELCHES LEICHNAM / RVEND VNDER DISEM STEIN DER HERR CHRISTVS ERWECKE IN ZV(M) EWIGEN LEBEN AMEN ·b)

Wappen:
Hohenlohe-Langenburg3;
SulzWürttemberg4
Waldburg-Sonnenberg5 Savoyen6.

Kommentar

Die Kapitalis orientiert sich an guten klassischen Vorbildern, allerdings ist der Kontrast von Haar- und Schattenstrichen überbetont. Am deutlichsten weichen das R mit der steilen geschwungenen Cauda sowie E und F mit unterschiedlich langen Balken vom klassischen Schriftkanon ab. Zahlreiche Anfangsbuchstaben sind leicht, einige ganz prägnant vergrößert, ohne daß für diese unterschiedlichen Hervorhebungen ein eindeutiges Kriterium zu erkennen wäre.

Ludwig Kasimir entstammt der ersten Ehe des Grafen Georg I. von Hohenlohe († 1551) mit Praxedis von Sulz7. Er ist 1517 geboren. 1527 besuchte er für kurze Zeit die Universität Tübingen. Seine Heirat mit Anna Gräfin zu Solms-Laubach wurde 1540 in Römhild geschlossen. Nach dem Tod seines Vaters und seines Onkels Albrecht 1551 ging das Seniorat des Hauses auf Ludwig Kasimir über. Bei der 1553/55 mit seinem Halbbruder Eberhard durchgeführten Landesteilung erhielt er den Weikersheimer und den Neuensteiner Teil mit Döttingen, Forchtenberg, Hollenbach, Ingelfingen, Kirchensall, Michelbach, Zweiflingen, Künzelsau und Niedernhall und wurde zum Begründer der Neuensteiner Linie des Hauses Hohenlohe. Er sorgte für den repräsentativen Ausbau seines Residenzschlosses Neuenstein (vgl. nrr. 303, 313). Mit Erfolg betrieb er den Rückkauf der im ausgehenden 14. Jahrhundert an die Reichsstädte Hall, Rothenburg und Dinkelsbühl veräußerten Herrschaft Kirchberg (1562) und förderte nachhaltig den Ausbau des Kirchen- und Schulwesens in seinem Landesteil. Ludwig Kasimirs Gemahlin starb erst 25 Jahre nach ihm. 1570 ließ die Gräfin ein gemeinsames monumentales Grabdenkmal im Chor der Öhringer Stiftskirche errichten (nr. 345).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Als Schlußzeichen eine Rosette auf halber Zeilenhöhe.

Anmerkungen

  1. Vgl. Lageplan in HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) II. 7. Bü 103. So auch noch im 19. Jahrhundert; vgl. OAB Öhringen 109.
  2. Durch die Einfügung der Platte zusammen mit zwei weiteren in einen neugotischen Rahmen sind Teile des Plattenrandes verdeckt, so daß die genauen Maße nicht zu ermitteln sind.
  3. Quadriert von Hohenlohe und Langenburg; alle Figuren einwärts gekehrt; Helmzierden: rechts Hohenlohe, links Langenburg.
  4. Quadriert, 1. Württemberg, 2. Teck, 3. Reichssturmfahne, 4. Mömpelgard.
  5. Quadriert von Waldburg (hier die Leoparden fälschlicherweise mit untergeschlagenem Schweif) und Sonnenberg (hier die Sonne ohne Dreiberg).
  6. Verschobene Ahnenprobe: Da das hohenlohische Wappen in der Ahnenprobe nicht wiederholt ist, verschieben sich die drei übrigen Wappen der Großelterngeneration jeweils um einen Platz nach vorn, wodurch an letzter Stelle Platz geschaffen wird für ein Wappen der Urgroßelterngeneration. Hier ist allerdings nicht das zu erwartende Wappen der Mutter von Ludwig Kasimirs väterlichem Großvater (Oettingen), sondern – weil ranghöher – das der Mutter der väterlichen Großmutter, der Gräfin Margarethe von Savoyen, angefügt; vgl. dazu Drös, Zur Heraldik 72f. (mit Darstellung der Ahnentafel).
  7. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 4, 6; zur Person vgl. ferner Fischer II/1, 84–90.

Nachweise

  1. Baier, Monumenta 1579 (HZAN GA 10 Schubl. 2 Nr. 81), p. [13].
  2. Hansselmann, Kurtze Historische Beschreibung (HZAN GA 10 Schubl. 2 Nr. 81) p. 54.
  3. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 333.
  4. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103 (mehrfache Wiedergabe der Inschrift u. Zeichnungen).
  5. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) IX. Bü 273 (Hansselmann, Beschreibung d. Stiftskirche zu Oehringen 1732, Abschr. 1830), p. 25.
  6. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 46.
  7. Boger, Stiftskirche Öhringen 91.
  8. OAB Öhringen 109 (nur erwähnt).
  9. Ernst-Hofmann, Grabdenkmäler (Mag.arb.) 114.
  10. Drös, Zur Heraldik 74 Abb. 14.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 325 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0032509.