Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 305 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1561

Beschreibung

Grabplatte des Jörg Wieland. Im Chor im Boden, dritte Reihe von Westen, zweite Platte von Norden. Roter Sandstein. Innerhalb eines breiten Rahmens zwei eingetiefte Felder: das obere Feld annähernd quadratisch mit flachbogigem Abschluß, darin zwei gegeneinandergelehnte Wappenschilde, unter dem Bogenscheitel Stz. nr. 131; in beiden Wappenschilden Nameninitialen, heraldisch rechts (A), links (B); im unteren Feld eine oben und unten von Blattvoluten gerahmte Schrifttafel mit Sterbevermerk (C) und Bibelspruch (D). Ränder ausgebrochen; quer verlaufender, ausgebesserter Bruch im oberen Drittel der Platte.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 183, B. 91, Bu. 2,5 (A), 2,5–3,0 (B), 3,5–3,9 (C), 4,0 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    I(erg) W(ieland)

  2. B

    Ea) R(ieb)

  3. C

    ANNOb) · 1 · 561c) · AM · 30 · DAG · APRI=/LISd) · STARBe) · DER · ERBER · IERG · WIELA=/ND · DER · IVNG · DEM · GOT · / DER · ALLMECHTIG · EIN · / FRELIGEf) · AVFERSTENVNGg) / VERLEICHENN · AMEN

  4. D

    DANIEL 12 / VND · VIL · SO · VNDER · DER / ERDEN · SCHLAFEN · WERDEN / AVFWACHEN · ETLICH · / ZVM · EWIGEN · LEBEN · / ETLICH · ZV · EWIGER / SCHMACH · VND · SHAND2)

Wappen:
Wieland3, Rieb4.

Kommentar

Die Schriftausführung ist ungelenk. A hat meist einen beidseitig überstehenden Deckbalken, ebenso auffälligerweise das F. Die Schäfte des N sind häufig nach rechts geneigt, gelegentlich ist der Buchstabe auch spiegelverkehrt wiedergegeben. Die Bogenenden des S verlaufen zumeist steil rechtsschräg, und die geschwungene Cauda des R ist mitunter stark verkürzt. Als Worttrenner fungieren klobige Dreiecke auf halber Zeilenhöhe.

Nach Ausweis des Wappens gehört der Verstorbene der Haller Keßlerdynastie Wieland an, die dort seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nachweisbar ist und in der der Name Georg/Jörg häufig vorkommt5. Der 1561 Verstorbene war ein Sohn des 1503 erstmals in Haller Quellen nachweisbaren Jörg Wieland, der 1549 etwa 70 Jahre alt war und zu diesem Zeitpunkt an die 30 Jahre in Öhringen und zuvor in Hall und in der Schweiz als Keßler tätig gewesen war6. 1536 sind Jörg Wieland d. Ä. und Jörg Wieland d. J. gemeinsam auf dem Zunft-Jahrtag in Öhringen bezeugt7.

Textkritischer Apparat

  1. Lesung eindeutig; F Maisch, mit der Auflösung des Namens zu F(riederike), jedoch ohne Begründung.
  2. Vergrößerter A-Versal, aus der pseudounzialen Grundform abgeleitet. Der geschwundene Deckbalken berührt den linken, nach innen durchgebogenen Schrägschaft nicht.
  3. 1567 Birkenstock.
  4. Das zweite I verkleinert über den Balken des L gestellt.
  5. Deckbalken von T und A verschmolzen.
  6. Das I verkleinert über den Balken des L gestellt.
  7. Sic!

Anmerkungen

  1. Das gleiche Stz. befand sich an einem auf 1566 datierten Erker am Ritter- und Küchengebäude des Heilbronner Deutschordenshofs; vgl. Klemm, Baumeister 168 Abb. 235a.
  2. Dan 12,2.
  3. Kessel.
  4. Rübe mit drei Blättern.
  5. Vgl. Wunder, Bürgerschaft 662f.
  6. Ebd. 662 Nr. 9218.
  7. Vgl. Maisch, St. Anna-Kirche.

Nachweise

  1. Maisch, St. Anna-Kirche.
  2. Birkenstock 24 Nr. 25.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 305 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0030507.