Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 300 Neuenstein, Friedhof 1560

Beschreibung

Grabplatte für drei Kinder des Johann Bomenstock. Bis 1962 im Boden der Friedhofskapelle; derzeit provisorisch gelagert in einer Garage im Erdgeschoß des südlich der Kapelle gelegenen Geräteschuppens. Roter Sandstein. In einer Rundbogennische in Relief die Darstellung von drei stehenden nackten Kindern mit zum Gebet gefalteten Händen: in der Mitte, etwas erhöht auf einem Sockel, ein Knabe und seitlich zwei ihm zugewandte Kinder, links ein Knabe, rechts ein Mädchen. Oben und zu beiden Seiten der Nische ein breiter Ornamentfries mit symmetrischen Ranken- und Blattmustern; in den beiden oberen Ecken waren zwei gelehnte Wappenschilde aufgelegt, deren Bilder aber restlos zerstört sind. Im unteren Drittel der Platte eingetieftes Feld mit profiliertem Rahmen und der eingehauenen Inschrift. Das Schriftfeld ist innen zusätzlich mit einer Ritzlinie umgrenzt. Leicht abgetreten, Ränder beschädigt; das Relief der oberen Randleiste abgespitzt.

Maße: L. 116, B. 63, Bu. 1,5–1,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. ANNO · DV(MIN)Ia) · MDL · VII · MONDAG · NACH IVDIEAb) · IS·Tc) · IOHANN / VEIT · BOMENSTOCK · ANNO · TC(ETERA)d) · LVIIII · EREITAGe) · NAGHf) / EGIDII · IST · MAGDALENA [·] BOMENSTOCK · IN · ANNO · TC(ETERA)d) · LX · / DONNERS · TAGc) · NACH · EGIDII · IST · PETER · BOMEN=/STOCK · IN · GOTT · SELLIGELIICHEN · VERSCHIEDENg) / ALLE · IOHANN · BOMENSTOGKS · VND · WANDELBAR = / VIRNC̣ẒLERINh) SEINER EELICHEN · HVSFRAVEN · EELEIHE(N)i) / KINDER · DEREN · SEELEN · VND VNS · ALLEN GOTT GENEDIG / SEIN · WOLL · AMENk)

Datum: 5. April 1557, 5. September (?) 15591, 4. April 1560.

Wappen:
unkenntlich, unkenntlich.

Kommentar

Die vielen Schreibfehler deuten darauf hin, daß der Steinmetz des Schreibens unkundig war. So ist der Schrägschaft des N im Nexus mit rechts anschließenden Buchstaben häufig nicht mit dem folgenden Schaft verbunden. Mitunter sind die Wörter falsch getrennt, und auch die Setzung der dreieckigen Worttrenner ist nicht konsequent durchgeführt. Die Zeilen sind zwar vorgeritzt, verlaufen aber trotzdem schief. Das kreisrunde O ist oft etwas kleiner als die übrigen Buchstaben und schwebt über der Grundlinie. Über I ist zumeist ein dreieckiger Punkt, über V mit Lautwert u ein nach oben ausgebuchteter Balken als diakritisches Zeichen gesetzt.

Johann Bomenstock († 1597), der Vater der drei früh verstorbenen Kinder, war gräflich hohenlohischer Kammersekretär und Rat zu Neuenstein. Seine Grabplatte ist ebenso erhalten (nr. 503) wie die seiner 1574 verstorbenen Frau (nr. 362).

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Der nach oben ausgebuchtete Strich über dem V dient hier zugleich als diakritisches Zeichen zur Vokalbezeichnung als auch als Kürzungsstrich.
  2. So statt IVDICA.
  3. Fehlerhafte Worttrennung.
  4. So statt (ET)C(ETERA).
  5. Sic! Vgl. Anm. 1.
  6. Sic!
  7. Über dem N ein überflüssiger Kürzungsstrich.
  8. Befund unklar. Als fünfter Buchstabe wurde vermutlich zunächst ein K eingemeißelt, dessen Schaft dann durch Anfügen von zwei kurzen Balken in ein C verändert wurde. Die Schrägschäfte des K wurden nicht getilgt, sondern lediglich von einem zusätzlich eingehauenen Z überlagert.
  9. So statt EHELICHEN.
  10. Anschließend eine liegende Zierranke.

Anmerkungen

  1. Die fehlerhafte Ausführung des Wochentags EREITAG läßt sowohl die Lesung „Eritag“ (Dienstag) als auch „Freitag“ zu. Da der Freitag nach Ägidii 1559 aber auf den 8. September und somit auf Mariae Geburt fiel, hätte man zur Datierung sicherlich diesen Festtag angegeben und nicht auf den eine Woche zurückliegenden Heiligentag Bezug genommen. Daher ist wohl der Deutung des Wochennamens als Eritag der Vorzug zu geben. Die erhaltenen Neuensteiner Totenregister setzen erst 1609 ein, tragen mithin nichts zur Klärung der Frage bei.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 300 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0030002.