Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 298 Niedernhall, ev. Pfarrkirche v. 1559 (?), 1559

Beschreibung

Grabplatte des Ludwig von Morstein. Bis 1955 in der Kirche im Boden1; seither außen an der Südwand unter dem östlichen Fenster aufrechtstehend eingemauert. Sandstein. Ein linksgewendetes Vollwappen in Flachrelief nimmt die oberen zwei Drittel der Platte ein; darunter der ursprünglich fünfzeilige Sterbevermerk. Abgetreten und stark verwittert; Ausbrüche an den Rändern, linke untere Ecke weggebrochen. Aufsteigende Feuchtigkeit läßt die Oberfläche abplatzen, dadurch erheblicher Schriftverlust. Die letzte Zeile ist völlig zerstört.

Maße: L. 187, B. 85, Bu. 5,7–6,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Kapitalisversalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/2]

  1. Anno · d(omi)ni · 1 · 5 · ⟨59⟩ Am ⟨23⟩a) t[ag]b) / ⟨NovEmbri⟩c) · Starb · DErd) · E[del] / vnd · Ernvestd) · LvdWig · [von] / Morsteine) in · der · zeit Ạ [. . . . . . .f) / – – –]ṣṭẹi[– – –]g)

Wappen:
Morstein2.

Kommentar

Die Gemeinen weisen keine Besonderheiten auf. Bemerkenswert sind allerdings die eingestreuten Kapitalisbuchstaben E und W im Wortinnern, die auf die Höhe des Mittellängenbereichs reduziert sind. Das E ist auffällig schmal. Auch die Kapitalisversalien ragen – mit Ausnahme des L – nicht über den Mittellängenbereich hinaus; A hat einen beidseitig überstehenden Deckbalken. Das Sterbedatum ist vermutlich nachgetragen. Darauf deutet der Umstand hin, daß sich die beiden letzten Ziffern der Jahreszahl und vor allem die beiden Ziffern der Tagesdatierung schlecht in die ansonsten mit regelmäßigem Abstand eingehauene Wortfolge fügen. Bei der Schrift des Monatsnamens ist eine weitgehende Orientierung an der vorgefundenen Inschrift festzustellen, die sogar bis zur Nachahmung des E im Wortinnern geht. Demnach scheint der Nachtrag vom selben Steinmetzen – und vermutlich in kurzem zeitlichen Abstand – eingefügt worden zu sein, der die gesamte Platte angefertigt hat.

Ludwig von Morstein entstammt einem Niederadelsgeschlecht mit Stammsitz bei Dünsbach (Stadt Gerabronn, Lkr. Schwäbisch Hall)3. Er war ein Sohn Hans’ von Morstein d. A., Bürgers zu Hall, und der Katharina von Rinderbach. Verheiratet war er mit Maria Jakobäa vom Stain zum Reichenstein4. Ab 1537 war er hohenlohischer Amtmann zu Neuenstein5. 1552 bezeugt und besiegelt er in dieser Funktion einen Gültverkauf in Niedernhall6.

Textkritischer Apparat

  1. Die sehr schmalen Ziffern sind in den nur für eine Ziffer bemessenen Raum hineingezwängt. Die z-förmige 2 überdeckt einen hier zunächst eingehauenen Worttrenner.
  2. tag fehlt Kdm.; vom ersten Buchstaben noch Reste des oberen Schaftendes und des Balkens zu erkennen.
  3. Schmales E mit gleich langen Balken, in den Mittellängenbereich eingefügt. Das N ist spiegelverkehrt eingehauen.
  4. Das E wie bei Anm. c.
  5. Erster Buchstabe weitgehend zerstört, nur das obere Ende des rechten Schrägschafts sichtbar.
  6. Vom ersten Buchstaben nur ein nach unten durchgebogener Deckbalken erhalten, vermutlich zu A[mtmann] zu ergänzen.
  7. Von der letzten Zeile ist – etwas links von der Mitte – nur mehr ein i-Punkt erhalten, davor das obere Ende eines e oder o, davor wiederum im Oberlängenbereich eine Fahne, die nach rechts zu einem verkürzten Oberschaft ausgreift und wohl nur als st gedeutet werden kann. Vermutlich ist zu ergänzen: [zu Neuen]stei[n – – –]. Vgl. auch den Wortlaut auf Ludwigs Epitaph (nr. 343).

Anmerkungen

  1. Kdm. Künzelsau 252.
  2. Linksgewendet. Gekrönter Frauenrumpf (Mohrin) mit langen Zöpfen; Helmzier: Schildfigur; vgl. Alberti 520.
  3. Vgl. ebd.; LdBW IV, 484; Biedermann, Ottenwald, tab. CCCLXXXIX–CCCXCI.
  4. Biedermann, Ottenwald, tab. CCCXC.
  5. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 346.
  6. Rauser, Niedernhaller stadteigene Urkunden 13, 38f. Nr. 5.

Nachweise

  1. Kdm. Künzelsau 252f.
  2. Rauser, Niedernhaller Heimatbuch 119 (Abb.), 131 (nach Kdm.).
  3. Niedernhaller Grabmale.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 298 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0029808.