Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 281 Öhringen, Schloß (Rathaus) 1554

Beschreibung

Wappnerfigur vom Marktplatzbrunnen. Im Erdgeschoß des Ostflügels im Treppenhaus aufgestellt. Auf dem Brunnen jetzt eine moderne Kopie. Roter Sandstein. Lebensgroße Figur in Plattenharnisch und mit federgeschmücktem Helm, in der Rechten ein aus Eisen gefertigtes Szepter, in der Linken einen Wappenschild haltend. Auf der Vorderseite der flachen, achteckigen Standplatte eine eingehauene, oben und unten durch eine – kaum mehr sichtbare – Ritzlinie gerahmte Jahreszahl. Teile der Rüstung mit Goldfarbe bemalt. Verwittert; Gesicht der Figur völlig zerstört, Schwertgriff und Dolch abgebrochen; Figur durch eine eiserne Vierkantstange gestützt. Die ursprüngliche Gestalt des Marktplatzbrunnens ist unbekannt. Der achteckige Brunnentrog stammt von 1772 (Inschriften am Trog)1. Die Inschrift vorn am balusterförmigen Brunnenstock ALBRECHT / GRAF / V(ON) HOHENLOHE wurde erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts eingehauen2, während die Jahreszahl 1 · 5 · 5 · 1 auf der Rückseite des Schafts bereits im 18. Jahrhundert bezeugt ist3, aber wohl kaum aus dem Berichtszeitraum stammt.

Maße: H. 208, B. 82, T. 50, Zi. 4 cm.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. 15 · 54a)

Wappen:
Hohenlohe.

Kommentar

Die Inschrift 1554 bezeichnet sicherlich das Jahr der Fertigstellung des Marktplatzbrunnens. Ähnlich wie bei dem Wappnerbrunnen von 1548 im deutschordischen Mergentheim4 und wie bei zahlreichen anderen im 16. Jahrhundert entstandenen Wappnerbrunnen5 ist auch hier in Öhringen der Wappner als Symbol städtischer Freiheit aufzufassen, auch wenn er – wie in Mergentheim – das Wappen der Stadtherrschaft hält. Es handelt sich dagegen nicht, wie die Inschrift des 19. Jahrhunderts Glauben machen will, um ein Porträt des Grafen Albrecht III. von Hohenlohe, der bereits 1551 verstorben ist. Immerhin könnte sich diese Deutung der Figur bereits im 18. Jahrhundert durchgesetzt haben, als man nachträglich eben diese Jahreszahl 1551 auf dem Brunnenstock anbrachte.

Textkritischer Apparat

  1. In der Kopie ist die Schriftform der 4 verfälscht, und der Trennpunkt fehlt.

Anmerkungen

  1. OAB Öhringen 120.
  2. Ebd.: in „neuerer Zeit“ (vor 1865) angebracht.
  3. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) IX. Bü 271 (Öhringen) = Knoblauch, Beschreibung Slevogt 175.
  4. DI 54 (Mergentheim) nr. 161.
  5. Vgl. Susanne Kress, „Der Mann uff dem Brunnen“. Die Wappnerbrunnen in Südwestdeutschland als städtische Identitäts- und Erinnerungssymbole im 16. Jahrhundert, in: Bll. f. deutsche Landesgeschichte 136 (2000) 51–99. Ferner allg.: Heinrich Beitter, Historische Marktbrunnen. Formen, Funktionen, Symbole, in: Bll. zur Stadtgeschichte 11 (1994) 93–128.

Nachweise

  1. OAB Öhringen 120.
  2. Rauser, Ohrntaler Heimatbuch 62.
  3. Knoblauch II/1, 263.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 281 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0028102.