Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 267† Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, ehem. Klosterkirche 1. H. 16. Jh.?

Beschreibung

Pergamenttafel mit Aufzählung der dem Zisterzienserorden gewährten Ablässe. Ursprünglich in der Marienkapelle in Schöntal-Neusaß ausgestellt, im frühen 17. Jahrhundert von dort in die Sakristei der Schöntaler Klosterkirche überführt1. Verbleib unbekannt. Es handelte sich wohl um eine mit Pergament bespannte Tafel („tabula, in membrano, … affixa“), die vermutlich mit Tinte und roter Farbe beschriftet war. Das Pergament war bereits zu Kremers Zeit beschädigt und die Schrift wegen des hohen Alters nur mehr schwer lesbar („prae vetustate non satis legibilis“). Kremer teilt nur den einleitenden Satz („titulus“) sowie die darauf folgende, rot ausgezeichnete Überschrift („rubrica“) mit, den Text der Ablässe gibt er dagegen nicht wieder. Schriftart wahrscheinlich Kapitalis („litteris … antiquitati consuetis“).

Inschrift nach Kremer.

  1. Zu Wüssen; dass zu der Zeitt dess Heiligen Vatters Bernhardi gewesen ist ein Edeler Frey · Wolffraum nemblich von(n) Bebenburg, der hatt auff seinem Eigenthumlichen Gutt Neüsatz, Gott vndt seiner werden Mutter zu Ehren, ein Closter gebauwet Vnder dem Orden dern Von(n) Citell.Nun Volgent die Ablaß desselben Ordens (etc.).[– – –]a)

Kommentar

Da die Inschrift nach der Umschreibung Kremers offenbar in Renaissance-Kapitalis geschrieben war, kann sie kaum vor dem 16. Jahrhundert entstanden sein. Da sie andererseits um die Mitte des 17. Jahrhunderts „prae vetustate“ bereits kaum mehr lesbar war, ist eine allzu späte Entstehung im 16. Jahrhundert wohl auszuschließen.

Das auf einer Anhöhe gelegene Neusaß war Eigengut Wolframs von Bebenburg2, der es um 1157 dem Zisterzienserorden als Klostergründungsgut vermachte. Es diente den ersten Mönchen als Ausgangsbasis für die Gründung des Klosters im Jagsttal, das den Namen Schöntal erhielt. Neusaß war danach Grangie von Schöntal. Wann die Marienkapelle errichtet wurde, ist unklar. Der Kern des heutigen Baus ist jedenfalls spätgotisch3. Ab 1395 ist eine Wallfahrt mit Markt bezeugt4. Die Anfertigung der Tafel mit der Aufzählung der Ablässe steht natürlich im Zusammenhang mit der Wallfahrt und war sicherlich in erster Linie an die Pilger gerichtet, wofür auch die Abfassung des Texts in deutscher Sprache zeugt. Ein konkreter Anlaß für die Aufstellung läßt sich freilich nicht ermitteln.

Textkritischer Apparat

  1. Text der Ablässe nicht überliefert.

Anmerkungen

  1. Nach Kremer, Chronick (StAL B 503 II Bü 7) p. 327 befand sich die Tafel „usque ad nostrum saeculum“ (er schreibt um die Mitte des 17. Jh.) in der Kapelle in Neusaß.
  2. Zu ihm vgl. nr. 33.
  3. Vgl. Kdm. Künzelsau 237.
  4. LdBW IV, 250.

Nachweise

  1. Kremer, Chronick (StAL B 503 II Bü 7) p. 327.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 267† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0026702.