Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 263 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1548–1623

Beschreibung

Kritzelinschriften im Treppenturm des südlichen Querhauses, teils eingeritzt, teils mit schwarzer Kreide aufgemalt. Die Südwand des Querhauses wurde vom gotischen Vorgängerbau übernommen und in den barocken Neubau des frühen 18. Jahrhunderts integriert. In die Südostecke ist zwischen die beiden erhalten gebliebenen Strebepfeiler die Treppenspindel eingefügt, deren heutige Gestalt im wesentlichen auf eine Erneuerung von 15191 zurückgehen dürfte. Sandstein, Schrift eingeritzt und gemalt. Die Inschriften befinden sich zum größten Teil an der Treppenspindel und an der Untersicht, ein weiterer Eintrag an der Treppenmauer. Wiedergabe der Einträge im Folgenden nach ihrem Anbringungsort von oben nach unten. Einige mit Kreide nur flüchtig auf die Untersicht geschriebene und nicht mehr zu entziffernde Namen (?) werden nicht berücksichtigt. Auf die Angabe der Buchstabengröße ist verzichtet.

Siehe Lageplan.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/6]

A. Am zweiten Fenstergewände von oben, in die untere Fase eingehauenes Monogramm, darunter Jahreszahl.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. PSa) / 1623

B. In die Spindel eingehauener Wappenschild, darin zwei Initialen über einer liegenden, mit der Klinge nach links gewendeten Zimmermannsaxt; unter dem Schild Jahreszahl.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. J Kb) // 1548

 
Wappen:
unbekannt.

C. Schräg links darunter, ebenfalls eingehauen, ein mit einem griechischen Kreuz besetzter Wappenschild, flankiert von zwei Initialen, darunter Jahreszahl.

Schriftart(en): Versal, Kapitalis.

  1. Cc) // A / 1548

 
Wappen:
unbekannt2.

D. Auf dem Spindelstein darunter in zwei Zeilen eingeritzte Initialen und Jahreszahl, 1599.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. CD / 99

E. In die Spindel eingehauenes Wappen, darin im oberen und im unteren Platz Initialen, wohl 1548.

Schriftart(en): Textura-Versal, Kapitalis.

  1. Cd) / A

 
Wappen:
unbekannt3.

F. Auf der Untersicht mit schwarzer Kreide aufgemalter dreizeiliger Eintrag.

Schriftart(en): Kapitalis und Humanistische Minuskel.

  1. B S / 1620 / 29 die Augusty

G. In die Spindel eingeritzter Name und Jahreszahl.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel.

  1. C Schanṭẓbache) / 15̣68f)

H. Unmittelbar darunter, ebenfalls eingeritzt, 16. Jh.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. HANS LAC

I. Auf der Untersicht mit schwarzer Kreide aufgemalte Initialen, 16. oder 17. Jh.

Schriftart(en): Verfremdete Kapitalis.

  1. A Dg)

K. Darunter, ebenfalls aufgemalt.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. · L · K · / 1621

L. In die Spindel eingehauener Schild, darin zwei Initialen, wohl 1548.

Schriftart(en): Kapitalis

  1. J Kh)

M. Auf die Untersicht in großen Buchstaben aufgemaltes Jesusmonogramm, 16. Jh.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (Bandminuskel).

  1. ihsi)

Kommentar

Ein angeblicher weiterer, von Himmelheber bezeugter Eintrag („1545 SM und viergeteiltes Wappen“)4 ließ sich nicht verifizieren. Da sich die Nameninitialen nicht auflösen und zuweisen lassen, läßt sich über die Funktion der Einträge nichts Sicheres sagen. Teilweise handelt es sich sicherlich um Verewigungen von Handwerkern, die Bau- oder Reparaturarbeiten am Treppenturm oder in den durch die Treppe erschlossenen Dachbereichen durchgeführt haben. Die Zimmermannsaxt in Eintrag (B) ist jedenfalls ein Indiz dafür. Vergleichbar sind die – in wesentlich größerer Zahl erhaltenen – Kritzelinschriften in der Bergkirche in Laudenbach (Stadt Weikersheim, Main-Tauber-Kreis)5.

Textkritischer Apparat

  1. Das S um den langen Schaft des P geschlungen; unterer Bogen des S beschädigt, Lesung aber eindeutig.
  2. Initialen und Handwerksgerät in Kdm. Künzelsau fehlgedeutet als „ZK über Dreieck“.
  3. C mit eingestelltem Zierstrich, abgeleitet aus Versalien der gotischen Buch- und Kanzleischriften; D Kdm. Künzelsau.
  4. C mit langem senkrechten Abschlußstrich.
  5. Lesung unsicher, vielleicht auch Schannbach. Möglicherweise handelt es sich um einen Verwandten des von 1557 bis 1583 amtierenden Schöntaler Abtes Sebastian Schanzenbach.
  6. Zweite Ziffer verderbt, ähnlich einer schlingenförmigen 4. Die Lesung als 1468 scheidet aber wegen der für den Namen verwendeten Schriftart und wohl auch wegen der Baugeschichte (vgl. oben) aus; vgl. auch Anm. e. 1568 lesen auch OAB Künzelsau 790 und Betzendörfer, Kloster Schöntal 51.
  7. A mit geknicktem Mittelbalken, offenes D mit verkürztem Schaft.
  8. Gleiche Schriftformen wie bei Eintrag (B), von derselben Hand.
  9. Aus der gräzisierenden Majuskelschreibung des Nomen sacrum abgeleitet, so für iesus.

Anmerkungen

  1. Vgl. Klaiber, Regesten Schöntal 289; Kdm. Künzelsau 278. Bei dieser Renovierung wurden zahlreiche ältere Profilsteine vermauert.
  2. Schräggeviert.
  3. Dasselbe schräggevierte Wappen wie bei Eintrag (C), hier jedoch mit in den Schild eingefügten Initialen.
  4. Kdm. Künzelsau 290.
  5. DI 54 (Mergentheim) nr. 40.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 790 (teilw.).
  2. Kdm. Künzelsau 290 (teilw.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 263 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0026304.